14 sonette

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 bonus.track


01:

jetzt wird’s psychologisch, meine herren
fragen nicht nach wirrer sklaverei
und nicht, wie eisen geht als muntres zerren
durch die nacht der nächte rein ins ei

des kolumbus, nie erfunden, weil
die kontinente driften unterm meer
entlang wie ungesagtes in der zeil’
und deserteure ängstlich aus dem heer.

das nicht.mehr steht als plastik in museen
hölzern schnittig einge.wunden hier
immer noch als wetter.schlag und narbe.

das noch.nicht ihr als süße honig.wabe
eingegossen heimlich in ihr bier
macht irr und krank und lüstern mein verwehen.


02:

kompass.fragen, letzter richtungs.sinn
im labyrinth der falten eines liebchens –
magnetisch bisschen, auch eher her statt hin
gesucht in zweigen, bäumen, erden, liegend

tief in gruben, hartes licht der finstren
wirft, nein webt den schatten.wurf herüber
wie die leine an den quai der binsen
oder eine antwort an den lügner.

der letzte mond für diese friedens.feier,
den aller.ersten besten mund geküsst.
als nächstes bricht dem sänger seine leier

entzwei – wo du nicht endlich nochmal bist,
ist einerlei und trübe tasse längst
nicht mehr im schrank, wenn du daraus dich schenkst.


03:

hermaphroditisch sei nur diese nautik,
die fahrt im kahn in das hermetische
versteck des raunens – nur ein leiser laut.tick,
der sich entzieht ins rausch.frenetische.

doch übern fluss fahr’n neben uns auch nebel.
der schleier ist so zart und eben drum
steh’n wir am ruder wie am läng’ren hebel
und bleiben im umfang’nen wort noch stumm.

der nachen, steuerlos und ohne ziel,
geht rüber, langsam treibend und bedächtig.
uns fault die sprachen.blüte noch am stiel.

das frucht.los sein, die kern.verweigerung,
das stille treideln unserer verneinung
sind hier der same, der uns machte trächtig.


04:

wer hat angst vorm schwarzen mann im herzen?
wer reimte darauf immer noch die schmerzen?
wer trüge nach dir nicht die lange liebe
und erntete dafür noch mal die hiebe?

wo wohnt die eintracht, wo revolution?
wo ist die sprache nicht mehr und doch schon?
wo ist es nicht mehr, was noch immer ist?
und was braucht dafür welche kluge list?

eben noch, ein licht und eine ahnung,
kaum vorbei geknallt, heißt’s schon entwarnung:
ist gar nicht so, ist gänzlich falsch vermutet.

ins leere sind die verse rein getutet.
bekannt, erkannt und weise ausgezehrt,
was tot ist und sich alt nicht mehr vermehrt.


05:

was der text zurück.spricht ... bitte schweigen! ...
sagt mehr, als je gemeint war – schlimmer horror!
den berg hinauf, besoffen und sehr eigen,
war ich zwar schön gereimt, doch frauen.terror.

nicht mehr, noch nicht, die gleichung aufgelöst ...
schweig still davon, mach keine langen verse!
atme nicht, noch huste jetzt entblößt!
häng dich an ihre lippen und die ferse!

was er schüchtern sagt, das glaube nicht!
mach dunkelheit und endlich an nicht licht!
rede, trinke, träume und verstumme!

im ähren.feld, durch das die hand ... verzicht.
willst noch ein bier? fluppe in die lunge?
mach mich krank mit deiner schönen zunge!


06:

magistra.ludi hing mit schweren trauben
mir zu hoch, so schwanger süß, so dick
ist’s pendel ihrer schönen liebes.lauben
und sumpf.genässt im bein.falz locht ihr fick.

im porno.pogo hing ich ihr an lippen,
ein reichs.verweser ihres geilen fleischs.
mein brot wollt’ ich in ihre suppe stippen
und tausend zungen stecken ihr in’n steiß.

ich nagle mich an ihre hübschen kreuze,
fahr’ ein in ihren simplon dürre garne,
matsch’ pfützen in den dschungel ihrer feuchte.

ich schieb ’ne nummer rein in ihren jack.pot,
und mergle luder.lehm aus ihr recht leck.flott –
nicht seele fährt in charons solchem kahne.


07:

nochmal im link.geflecht, selbst angelegt:
der zeitungs.text nunmehr darüber, bild,
"exklusiv für die, für die noch nichts
geschrieben steht", so schrieben eingestürzt

die neubauten auf karten ihr gefild.
wo wächst das eingemachte noch des wichts,
zerschrotet aufgesplittert im gewürz,
von postmodernen toten so belebt?

"unter liebe zählt die regel nicht",
du scheiterst heut’ und nimmer mehr im morgen.
"über liebe gibt es kein gesetz."

du wirst in solcher anerkennung schlicht,
bleibst noch im kuss der schönheit ganz verborgen,
als wort.bild.bildner und der neue text.


08:

das lock’re dings und nochmal die verlockung
zwischen kerzen.schein und ausgezehrten,
ein spritzer feuchte wang’, ein eisen.stein,
ein gruß herein in so genannte heimat.

der netz.glüh.strumpf, zum glück, wie nochmal hoffnung
regt sich und uns so auf, die schlecht begehrten.
ich wollte raus nur noch und nicht mehr rein
war’s herzchen so geworden in der reim.art.

das lock’re dings an dir, auf deinen lippen,
der feuchte kuss, schon knutsch.fleck.violett.
das glas zu leer nochmal daran zu nippen,

flog ich aus den gebeinen des sonetts
wie letzter vogel, letzter sang an dir,
goss ein nochmal - und prost! - den vers dem bier.


09:

das lock’re dings da und die festen feste
gießen sich in schnee und eingweide.
wachs auf deiner haut, ein heißer tropfen.
jetzt diese nummer mit dem kreuz - besoffen.

ein fuhr ich in deine stollen, netze
webtest du, darin zu fangen beide,
das klingeln an der tür und auch das klopfen,
geöffnet dings und augen weit geschlossen.

allerdings. und aladin. die lampe
flackerte, goss aus den geist des lichts
in fugen des gehusteten gedichts.

den letzten nachen, der noch diese nacht
geht übern fluss wie tröstlicher gedanke,
nahm ich und hielt in händen schwert und schlacht.


10:

ich kann nicht mehr, kann nichts an dir mehr lassen.
frag‘ nicht mehr nach ertrunk’nen und den toten.
ich will dich zwischen deine beine fassen
und binden mich an deinen traum, den roten,

die fessel sein an deinen fesseln, band,
das eingeflochten steht wie stahl der pfeile,
wie mauer noch im hinter.sinn der wand,
wie flaches land am abhang deiner steile.

so sein, so tun, so wort und steine metzen
und mich an deinen schneiden schwer verletzen,
das will ich, werd’ ich, war ich als das kind,

das ausgeburt war, hungrig und so blind,
dass keine macht es hätte, nur ein stöhnen.
ich will dich kommen seh’n und golden krönen!


11:

still.nacht, eil’ge nacht im kind.bett.fieber:
das weib und ihr gewächs aus schütt’ren krippen
im bett der ärzte ausgewachsen liegen
wie erlöser.saft und jeanette bieder.

das kind nochmal im wiederholungs.zwang,
das schnell noch kiosk.lotto.toto.tippen,
die tannen.zweige für die noch nicht lieben,
ein rubbel.los gezeugt aus sieges.klang.

wir rieten uns und aßen uns’re lieder.
wir brieten uns die gans wie zeit.verbieger.
ein letzter keks, ein schücht’rer schoko.kuss.

am abhang floss uns an der wilde fluss,
ein wasser ging wie weihen über uns,
als wir verhandelten die weihnachts.kunst.


12:

dass man sich mit jeder regung tiefer
noch versetzte in die dunkle nacht,
dass man reime zählte aus dem schacht
wie kreuz und zwirn am silber.zwang der schere,

dass man engels.sang verwendete
und sich am alt.geliebten fleisch verzehre,
dass man schrie wie berg an ihrem schiefer
und den vers in liebe wendete,

war fleisch und nochmals seele im verzehrten,
war lust wie nächt’ge trauer der begehrten
und trost am hang des eingelösten loses.

der kuss ging aus wie licht des noch verzichts,
als glimm’ndes eingestanden, das noch bricht
am wellen.kamm des roten blut.geroses.


13:

der vor.verletzte rest des trunk’nen blutes
schroff sich in klippen ein als düst’rer kot.
es war ein sehnen an dem spalt des gutes,
das wuchs an fantasien wie ein tod.

nochmal und wieder sie in ihr geflecht
gejagt und wie ein ritter eingemeindet
als thron an meinen lippen ausgeweidet,
als musen.zungen.kuss an dem geschlecht.

noch fragend nach dem noch der dürren zweifel,
schob ich das mich in fragen nach dem sie.
ich trank und nagte jenes, was da nie

versuchte ihren anverwandten speichel.
es war das wort und tat in jener nacht
und ein gewimmer, schwert und letzte schlacht.


14:

da wurd’s psychologisch, meine herren!
hanf.dampf in allen gassen, knall auf fall
in engen jeans am leichen.leibchen zerren,
dran rumgespielt, am kugel.roten ball,

der herzchen hieß und noch davor genosse,
terrorist und eingeträumter schläfer.
er reimt darauf die zügellosen rosse,
ist agnus dei ausgekreuzter schäfer.

die herden kommen wie sie hinkend gehen,
auf leisen sohlen, spitz gejauchzten zehen,
und flöten wort für wort vom wind.verwehen:

ein trunkner noch, ein bold und co. kg,
ein sturz.bach vom balkon, olé, oh weh ...
o, lieb’ ... ein kännchen kaffee oder tee ...


bonus.track:

(nach einem lied von john.dowland, um 1600)

komm herbei,
du rose deines leibs.
mein leib, ein einerlei,
ist kugel deines bleis,
zu seh’n, zu hör’n, berühr’n als kuss nur dich,
an dir mein herz krankt still als ein gedicht.

komm herbei,
was ich mir jetzt ersehn’,
als huhn noch vor dem ei
und liegen vor dem steh’n
leg’ ich, steh’ ich noch auf als der verzicht,
der sich verliebt’ so schrill in dein gesicht.

liebste lieb’,
du bist mein einzig sein,
das mir die wunde hieb,
in die ich schrei’ den schrein
als lot im schlot in tiefem untergang
und tot geschoss’ner leiber liebes.klang.