HYPErLYNX.di.gi.arium 00.01.11

 

schnell mal, was war: ll.demo in berlin verboten, weil attentäter mit attentat drohte. dann prügelnde polizisten gegen die, die sich von ihnen partout nicht nicht (sic!) vor einem nicht vorhandenen attentäter schützen lassen wollen. kritik, klar. empörung, klar. aber irgendwie auch schwer langweilig weil glasklar durchschaubar und mit den eingeübten links.radikalen bewertungsmechanismen eindeutig einordbar.

weiterhin, schon interessanter, weil schwerer, sich dazu zu positionieren: united.colors.of.benetton mit neuer kampagne. nach öl.opfer.enten, aids.moribunden und dem t.shirt von einem toten soldaten nunmehr drei aus der death.row, "sentenced to death". aus dem netz alles dazu herunter geladen. erstmal archiv. später was dazu machen.

büro sonst: gelieferte anzeigen.dateien ent.bugged, sprich die technischen fehler von den herren.designern beseitigt und die eigenen unzulänglichkeiten beim umgang mit den dateien (immer noch kann ich adobe.illustrator nicht) hinzugefügt. tausend farb.auszüge als end.kontrolle gedruckt. mac- und zip.wahn. übel.

nun:

erneute skizze über den ingenieur.voyeur. der ingenieur.voyeur ist passiv statt aktiv. er schaut, statt zu handeln. er beobachtet die handlungen von anderen. er greift nicht ein. seine drähte zur wirklichkeit sind immateriell und mittelbar. licht und schall. der i.v. ist ein signal.auswerter in einer one.way.kommunikation. der i.v. empfängt und sendet nicht. modus des lauschens.

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btw: einziger sende.versuch des i.v.: versuchsanordnung. der i.v. versucht, geräusche, die er belauscht hat, zu spiegeln. dazu digitalisiert er die ton.spur eines videos, in dem "mädchen beim wichsen belauscht" werden (so der titel des videos). die tonspur wird geschnitten, collage.artige konzentration des materials, bandbreiten.reduktion. auf einem anderen video folgende beobachtung eines gewissen harry, der mit der kamera mädchen beim wichsen filmt. harry meint, die "ganz jungen dinger" seien eher unergiebig, weil sich das bei ihnen eher still ("bloß so.n gewimmer") abspielt, während sie ab mitte zwanzig anfingen, "dabei so richtig herumzukajohlen". das gibt dann mehr tonspur. beim digi.schnitt berücksichtigt der i.v. diese erkenntnis. das ergebnis wird nun abgespielt, gesendet. bei geöffnetem fenster in den hof hinaus. zur sende.kontrolle begibt sich der i.v. in den nachbar.hof. für gut befunden, denn es hört sich genau so an, wie er es im hof mehrfach belauscht hat. nur, dass ER jetzt sendet. der empfang durch sein für diese geräusche geschultes ohr dient nur der kontrolle der störungsfreien funktion des sende.kanals. es regt sich allerdings bei den potenziellen empfängern nichts. offenbar gibt es für diese sendung keine geeigneten empfänger. jedenfalls bei diesem ersten und einzigen versuch nicht.

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warum der ingenieur.voyeur nur zuschauen bzw. zuhören will: in die wirklichkeit handelnd, diese formend einzugreifen, ist hoch komplex. der i.v. (als typus) ist davon überfordert. beim auto fahren etwa muss man mehrere dinge gleichzeitig machen, wahrnehmung sofort in handlung umsetzen. insofern ist wirklichkeit wie auto fahren. nicht zu bewältigen. daher entfernt sich der i.v. von der wirklichkeit, indem er einen kanal dazwischen schaltet. das ist immer noch eine form von realismus, aber eben nur in eine richtung, was es vereinfacht, realistisch zu sein. der i.v. transformiert die wirklichkeit sozusagen in einen film (oder ein hör.spiel). er begreift die wirklichkeit als fertig, abgeschlossen, als etwas sich ereignendes, unabhängig von seinen wünschen bezüglich dieser ereignisse. im asymptotischen zustand wird der i.v. nur noch wahrnehmen, er selbst wird sich dabei nicht ereignen. er selbst ist kein ereignis innerhalb der belauschten wirklichkeit, sondern in einer entfernung von einigen dutzend metern. dennoch unternimmt der i.v. technische klimmzüge, um "näher ran" zu kommen. er montiert teleskope und elektronische schall.verstärker (rausch.arm). aber indem der abstand, der eingenommen wurde, weil die wirkliche nähe handlung erzwingt, durch technische mittel verringert wird, ist der heilsame kanal dazwischen geschaltet. der i.v. ist ein leidenschaftlicher (weil eigentlich leidenschaftsloser) tv.seher, er benutzt 0190.nummern und achtet auf seine anonymität. in der großstadt ist er gut aufgehoben, weil es dort das muster der nur scheinbar räumlichen nähe gibt. die nachbar.wohnung oder das fenster gegenüber im hof ist zwar zollstock.mäßig höchstens 10 m entfernt, von der sozialen distanz her sind es aber kilometer. einsamkeit und eigenbrötlertum sind dem i.v. vertraut und werden als zustände auch bewusst von ihm aufgesucht. die wenigen handlungen, die der i.v. vornimmt, nimmt er an sich selbst vor. und das sieht keiner (außer ein anderer i.v. vielleicht).

mit der zeit kommt es bei diesen ständigen vermittlungs.vorgängen zu einem verlust jeglicher unmittelbarkeit. der i.v. kann dahin kommen, auch sich selbst mit jener signal.übertragungs.abständigkeit zu betrachten. fatal dabei natürlich, dass man sich von sich selbst, wenigstens dem eigenen körper, nicht wirklich entfernen kann. selbst.porträts mit tele.optik werden unscharf, die belauschung des eigenen nächtlichen schnarch.ichs mit einer hochempfindlichen amplifikations.schall.fang.anlage erzeugt stark übersteuerte aufnahmen. die selbst.beobachtung braucht andere vermittlungs.kanäle, die abstand schaffen, der hilft, handeln zu vermeiden. zb schrift. aus dem text heraus blickt man von fern auf sich zurück. der text schaut immer fern, selbst (und gerade) wenn er vom i.v. selbst geschrieben ist.

das "schlechte gewissen" des ingenieur.voyeurs: trotz aller handlungs.losigkeit drängt sich der i.v. mit seinen apparaten in die "intim.sphäre" der belauschten und beäugten. letztere gehen bei ihren HANDLUNGEN natürlich davon aus, dass diese niemand sieht oder hört (andernfalls wären sie, selten vorkommende spezies, experimentator.exhibitionisten). der i.v. nimmt ihnen dieses BEI.SICH.SEIN, indem er ihnen dabei zuschaut. deshalb verwendet er natürlich einige energie darauf, dass sein empfang unbemerkt bleibt. der i.v. ist ein schwarz.seher und schwarz.hörer. indem sie es aber nicht merken, denkt der i.v., werden sie aber auch nicht gestört. sachlich trifft das zu. aber - physikalisch gesprochen - nur bei "klassischer" messtechnik. die tätigkeit des i.v. müsste man allerdings, um den physikalischen vergleich noch einmal zu bemühen, quanten.mechanisch betrachten. ehernes gesetz der quanten.mechanik (unschärfe.relation): die beobachtung des zustands verändert den zustand, weil nur veränderungen von zuständen überhaupt beobachtbar sind. insofern verändert sich der zustand des bei.sich.seins der bei ihren handlungen beobachteten schon, indem der i.v. zuschaut, auch wenn nur er dies (bei guter tarnung) bemerken kann. insofern hat der i.v. bei seiner beobachtungstätigkeit permanent ein "schlechtes gewissen", zumal wenn er die beobachtungen auch noch MITSCHNEIDET, auf film oder tonträger.

"hidden camera": als (scheinbarer) ausweg bleibt nur eine noch weitere entfernung von der wirklichkeit, die beobachtung in noch entfernterer mittelbarkeit. daher sucht der i.v. videotheken auf, um dort produkte auszuleihen, die diesem bedürfnis industriell rechnung tragen. der i.v. ist durchaus erstaunt, dass für seine schrägen bedürfnisse tatsächlich produziert wird. aber offenbar lohnt sich das. wunder des kapitalismus. so gibt es dort eine reihe mit dem titel "hidden camera". darin ist jemand mit einer in einer tasche versteckten video.kamera zb in schwimmbädern unterwegs. oder er montiert unsichtbare kameras an sensiblen orten, etwa in umkleide.kabinen. ein ingenieur.voyeur! die kameras zeigen dann frauen, die sich unbeobachtet fühlend, jedenfalls erzeugt "hidden camera" diese illusion, an den derart beobachteten orten BEI SICH sind. wenn sie bei sich sind, "machen sie an sich herum". das wird gefilmt und steht dann in videotheken zum ausleihen. solches MATERIAL ist wie für den i.v. gemacht (weil es ja von einem i.v. gemacht ist). das material ist von weitaus höherer wiedergabe.qualität als die bildchen, die der i.v. von den nachbarinnen gemacht hat. man ist "viel näher dran". und: die beobachtung der aufgezeichneten beobachtung findet BEI SICH, also völlig frei von der gefahr der entdeckung statt. nochmal ist eine ebene der mittelbarkeit zwischen die in der umkleide.kabine abgefilmte frau und den beobachtenden i.v. geschaltet. er kennt sie nicht, wird ihr nie begegnen (nachbar(inne)n begegnet der i.v. ja mit einiger wahrscheinlichkeit irgendwann im hausflur). hinzu kommt, dass natürlich davon auszugehen ist, dass die aufnahmen trotz ihrer authentischen wirkung inszeniert sind. das kann der i.v. beim anschauen problemlos ausblenden. allein, es gibt die sicherheit, hier ein PRODUKT vor sich zu haben, das in irgendwelchen produktions.zusammenhängen und -verhältnissen ENTFREMDET, also mittelbar, entstanden ist. höchstwahrscheinlich sogar in ausbeuterischen produktions.zusammenhängen. aber das produzierte des produkts schafft eben diese notwendige abständigkeit.

der impotente ingenieur.voyeur: in realen beziehungen zu frauen erweist sich der i.v. als zunehmend impotent. nicht etwa, weil er sich in onanie.handlungen anhand des gesammelten materials erschöpft hätte, sondern weil er ja erst i.v. wurde, weil er diesen horror vor realen handlungen immer schon hatte und sich der durch die i.v.tätigkeit nun exponenziell verstärkt. ein teufels.kreis, könnte man meinen. freilich nur dann, wenn man die handlungs.unfähigkeit des i.v. als irgendwie teuflisch empfindet. denn der i.v. hat sich zwischen seinen teleskopen, schall.verstärkern und videos erträglich eingerichtet. denn das leben ist ihm ohnehin nur erträglich fern von der wirklichkeit, doch diese mit argus.augen beobachtend. ein sehnsüchtiger? gut - das könnte man über den i.v. sagen. unklar ist dem i.v. allerdings von natur aus, wonach er sehnsüchten sollte. denn sehnsucht sehnt sich ja nach ERFÜLLUNG, also handlung. der i.v. jedoch handelt nicht ersatzweise, er handelt - von natur aus - nicht.



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