HYPErLYNX.di.gi.arium 00.03.17

1.stunden.telefonat mit genosse cum über die LinX. cum hat bedenken mit der LinX. aufhänger: der artikel in LinX 5.00, betitelt mit "von der dvu lernen heißt siegen lernen?". darin hatte mk beklagt, dass die pds sich in manchem wahl.kampf.gig verdächtig methoden der dvu näherte (buhlen um bloße protest.wähler.stimmen). was man mit so einem artikel politisch erreichen wolle? das seit geraumer zeit betriebene pds.bashing in der LinX stößt auf unverständnis. das gehe nicht nur cum so, sondern auch manchem anderen leser, wie er gehört habe. solche kritik sei nicht solidarisch (im redaktions.statut seien wir bei kritik an linken organisationen auf solidarische kritik verpflichtet) und sei auch nicht mehr politisch, sondern ein seit einiger zeit zu beobachtender zug der LinX lasse erkennen, dass hier FRUSTRIERTE LINKE am werk seien. wer aber frustriert sei, sei eigentlich auch nicht mehr links.

ich verteidige mich und das LinX.projekt (in dieser schon zweifelhaften reihenfolge) nach kräften, wissend, dass manches an der kritik durchaus in die richtige richtung zielt. dass wir "im eigenen saft schmoren". dass wir den kontakt zur basis verloren haben. dass man erkennt, dass hier intellektuelle berufs.journalisten schreiben. dass vieles nicht nachvollziehbar, weil zu kompliziert ist (insbesondere die herr.send.hirn.rubrik). dass die "realen kämpfe" und die von initiativen "real gemachte politik" nicht vorkommen und wenn, dann abschätzig beurteilt aus einer haltung des folgenlosen recht.habens.

mitteilung des unverständnisses und des befremdens. meine reaktion darauf zunächst trauer. trauer deswegen, weil es dem schreiber in kindlicher einfalt immer um dieses verstanden.sein geht. der große antrieb, ob LinX oder di.gi.arium, ist der, dass einer, die permanente manische (wenn nicht sogar manisch.depressive) text.produktion lesend, sagt: "ja, so ist es." dennoch schmerzlich wissend um den priester.gestus des "ich aber sage euch und sprach", wissend um das erhebende und erhabene gefühl in der nacht, wenn ich eine hirn.kolumne fabriziert habe, aufstehe aus der gebeugten maulwurfs.haltung vor der immer schneller klackernden tastatur und mir nur selbst sage: "ja, so ist es." das gefühl, etwas durchschaut zu haben, das oft nur deswegen so fast erotisch geil ist, weil man weiß: NUR ICH sehe das so. beim artikel gestern über riverdance die vorhandene berechnung, dass "DIE DAS nicht drucken". dann stolz sein, stolz, folgenlos recht gehabt zu haben. kollege.k warnt, wie angreifbar ich bei sowas sei, weil es so einfach sei zu sagen: "aha, da hat dieses linke arsch.loch mal wieder seine maschine anlaufen lassen." das werde man im zweifelsfall sagen, selbst wenn ich tausendmal recht hätte.

aber nun kommt die kritik "aus dem eigenen lager" und ist daher ernst zu nehmen. dennoch entgegne ich (einsam und nur "für mich", ein "an mir" gibt es nicht mehr):

ad.1: dass unter den gegenwärtigen bedingungen der nur noch als tiefgekühltes mammut.sperma oder auch flaschen.post (adorno) vorhandenen linken die alten muster der schlauen abwägung zwischen STRATEGIE & TAKTIK nicht mehr greifen. dass es also eine zeit des dreinschlagens ist, des jammerns und klagens, der larmoyanz und der verletzten eitelkeit. dass also man sich nicht zu schade sein darf, über das (nicht mehr real existierende) ziel hinauszuschießen, dass man BRENNEN (und zündeln) MUSS WIE EIN ROHR.KREPIERER. dass dies keine zeiten der schlauen taktischen zurückhaltung sind - überhaupt: keine zeiten der kühl kalkulierten überlegung, sondern der brüter.heiß gespornten unmittelbarkeit, die sich nicht scheut, das im nicht mehr vorhandenen mutter.leib der revolution abgestorbene kind mit dem ausgetrockneten bade auszuschütten. dass nur noch die bewusst unüberlegte und überlegungs.lose wild.wüchsigkeit überhaupt eine stimme hat. wie irr SCHREIEN IM SCHREIBEN, obwohl man mit brecht weiß, wie das die stimme heiser macht.

ad.2: dass die schmach, ein (oft genug auch und vor allem von sich selbst) geknechtetes und verlassenes wesen zu sein, alltäglich ist. dass man von diesen geschmähten und erniedrigten (auch wieder vorzugsweise sich selbst schmähenden und erniedrigenden) nicht das politische kalkül der 20er und 60er jahre verlangen kann. weil wir ERTRINKENDE sind, die um sich schlagen.

ad.3: dass das konzept der aufklärung, das der linken immer noch innewohnt, in vollkommener gründlichkeit gescheitert ist. dass wir also jetzt nicht durch die "mühen der gebirge" gehen, sondern durch "die der ebenen" (brecht). und die ebenen sind weit und ohne horizont. und sie SCHWEIGEN, wenn wir darin rufen, sie sind leer und ohne echo. dass VERZWEIFELTE nicht mehr an sich selbst und ihren produkten kalkuliert und bei sinnen zweifeln können, weil ihr zweifel tiefer steckt, nicht im WISSEN, sondern im FÜHLEN. ich WEISS nicht, dass das mich täglich erniedrigende system falsch ist, ich FÜHLE es nur noch, nebulös, unsagbar, sagbar imgrunde nur noch im GEDICHT. selbst die argumente sind uns abhanden gekommen, und deshalb argumentieren wir nicht, wir lamentieren.

ad.4: dass in den kompletten und desaströsen widersprüchen der irrationalen kategorie GEFÜHL jetzt die HOFFNUNG steckt. dass wir nur am absoluten null.punkt neu beginnen können. dass wir dahin zurück müssen, ins totale scheitern, und alle wege neu zu gehen sind.

ad.5: dass wir das richtige leben nicht aus dem falschen generieren können, dass also der linke GLAUBE, man müsse die welt nur verstehen, um sie verbessern zu können, nicht mehr gilt. durchs elementare unverständnis (der verhältnisse und unser selbst) müssen wir gehen, durch die desolation und isolation. und vielleicht auch - noch einmal - durch die perversion. wir sind keine phoe.nixen, wir brennen lichterloh, um erst noch zu der asche zu werden, aus der nicht wir, sondern andere steigen werden. "ihr aber, die ihr aufsteigen werdet aus der flut, gedenket unser mit nachsicht" (brecht, an die nachgeborenen).




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