HYPErLYNX.di.gi.arium 00.03.19
am morgen noch'n gedicht:
/
dichter im turm
und schrieb:
"so flieht das getroffene wild in die wälder."
ende der wanderschaft
im turm,
sich nunmehr SCARDANELLI nennend
(den alten namen wollen also auch wir vergessen)
und nunmehr
ein tier der nacht.
er war
"trunken von küssen"
und sagte und schrieb:
"ich bin nichts mehr,
mich hat verderbt
das zornige selbsterkennen."
dichter im turm.
er schlägt das klavier,
geschlagener selbst,
verstimmte leier,
freirhythmiker am ende.
war's die liebe,
die gescheute und gescheiterte,
die ihn dahin brachte,
ihn dahin legte
auf das klirrende krankenbett?
war's die verlorene
revolution, er inmitten
als verlorener
schon,
als die fanfare noch klang
und die fahnen noch wehten
an ihm?
war's der wein
am ende,
beim nachtmahl,
der viele wein?
oder dass er nur noch
bei sich
und also außer sich
das einzige zentrum der welt
war?
der dichter im turm,
noch nicht mal schweigend,
nein, nicht verstummt,
nur wirr redend.
weil wirr nur
er der wirrnis
die in verbände gebundene stirn
bieten konnte -
getroffen und wild in seinen wäldern?
//
am abend kn.besprechung vom schlampen.alarm. (btw: dass sich das di.gi.arium von kn.artikel zu kn.artikel hangelt, weil dies die eck.marken der abende sind. weil nach diesen terminen sich dieses ritual vollzieht: mit dem rad den berg hoch, die treppe hoch, flasche auf, zigarette an, computer an, schreiben, mailen, di.gi.arium schreiben, tv an, einschlafen vor dem tv.)
ich treffe die paar lesben und schwulen, die ich kenne wegen der queer.artikel (überhaupt kenne ich fremde leute nur, wenn ich artikel über sie geschrieben habe. sie grüßen dann wissend). im kopf setzt sich schon wieder so eine vorstellung fest, so eine frage, wie die ES MACHEN. freilich angeregt durch den schlampen.abend, bei dem es, verpackt in musik.kabarett, kontinuierlich um thema.nummer.1 geht. überhaupt dreht es sich bei den kunst.aktionen von schwulen und lesben dauernd darum, versteckt oder, weil das mehr p.c. ist, offen. eine identität, die sich dann doch wieder ausschließlich über sexualität definiert. weil die das ANDERSARTIGE ist. ein schwuler unterscheidet sich von mir ja allein dadurch, dass er im bett mit männern liegt (während ich mit niemandem als mir selbst im bett liege, einem so geannten mann - somit noch nicht mal das ein wirklicher unterschied). und eine lesbe dadurch, dass ich mit ihr nicht im bett liege. auch nicht theoretisch. der i.v. lässt sich davon mitreißen, von dieser vorstellungs.welt, beschränkt auf diesen alle.sieben.minuten.generalbass. denn seine vorstellungs.welt ist ein ähnlicher dark.room. und darin ist er neidisch, annehmend, dass die es dauernd miteinander treiben dürfen. während er da irgendwie hindernisse sieht. hindernisse, die sich, so hat er entwickelt, allein durch AMPLIFIZIERENDE APPARATE überwinden lassen. und ein seltsames gefühl, lesben nicht attraktiv finden zu dürfen. weil die nicht in betracht kommen, also ähnlich wie leibliche SCHWESTERN. noch zu ermitteln, ob die GROSSE IMPOTENZ nicht aus dieser all.gegenwärtigen inzest.furcht resultiert. die furcht, dass schon jede real und damit NAHE vorhandene mensch.frau so sehr SCHWESTER ist, dass man sich ihr nur als der UNTERGRÜNDIG GRABENDE MAULWURF nähern kann. als niedlich.kindliches (ergo a.sexuelles) pelz.tier, als SCHOSS.HÜNDCHEN.