HYPErLYNX.di.gi.arium 00.06.26

für die kn bei einem workshop über krebs in den medien. wie geht man mit der krankheit um, wenn in den medien die und die bilder davon vorherrschen? denke nach über krankheit. was das ist. zumal ich davon ausgehe, selbst einmal mit hoher wahrscheinlichkeit krebs zu bekommen. zu viele zigaretten, zu viel alkohol, zu wenig obst und ballast.stoffe. wenn mich vorher nicht ein darob bedingter herz.infarkt hinrafft. stelle fest: krebs schockt mich in der vorstellung nicht. würde bei entsprechender diagnose auch nie das schema "jetzt muss ich die verbleibende zeit nutzen" durchziehen. wahrscheinlich würde ich einfach so weiter machen. heiner müller, der trotz krebs nicht auf zigarren und whisky verzichten wollte.

dass man als schreibend denkender sowieso immer mit der endlichkeit konfrontiert ist. die endlichkeit, das ungenügen von text. das nicht sagbare. wie ist es mit dem tod? seltsam wenig panik habe ich davor. aber auch keinen erlösungs.gedanken. vielmehr diese vorstellung von ende, das ohnehin sich dauernd ereignet. mit jedem punkt hinter einem sonett ist ende. der text stirbt und wird überhaupt erst geboren, wenn ich den punkt dahinter setze, shift.f12 für speichern drücke und ihn so der gruft der platte übergebe. ich bin mir gewiss, dass von mir nicht viel mehr übrig bleiben wird als die texte. und dass das sehr viel ist, mehr als sonst übrig bleibt. eine cd.rom mit den texten des vergangenen jahres hat immerhin eine weitaus größere lebens.dauer als die 40 bis 50 jahre, die mir noch bleiben. insofern produktion für die ewigkeit, die die eigene imaginierte überdauert.

krebs hat auch irgendwie was. die wucherung des lebens, die einen zu tode bringt. rabiates zell.wachstum, das genetisch vorgesehen ist, aber in der übertreibung, dem exzess den leib zu schanden werden lässt. weil ich ja den verfall an mir beobachten kann, wie der einsetzt, sobald das wachstum abgeschlossen ist. dass also das ganze rest.leben ein verfall ist, ein zu erde werden, aus der man geworden ist. asche zu asche, dieser spruch war und ist mir immer sehr beruhigend. weil da nämlich gleiches sich zu gleichem gesellt, wonach man ja fort.während sucht. und warum sollte die finsternis, in die man eingehen wird, bedrückender sein als die, aus der man kommt? die finsternis der kind.heit, die sich nicht oder nur schemen.haft erinnern lässt. als schreiber arbeitet man immer nur für das archiv, das einen ein stück weit überdauern wird. papier (und magnet.speicher) ist geduldiger als man selbst je sein könnte. ende in der erde, tröstlich, kein horror. das nichts als die letzte flucht der nichtigen.

kein fatalismus ist das, sondern einsicht, einverstandene, in den zyklus aus werden, dem das vergehen einbeschrieben ist, weil in jedem werden ein tod des gewordenen enthalten ist. der tod ist nur ein ende (genialer film.titel von koll.k. für die mit g.g. gemachte doku, den ich hier mal ausleihe, weil er so eingängig ist).

tröstlich, aufbauend. und ich kann weiter rauchen, den schädlichen qualm inhalieren, damit mir rausch und daraus text und daraus eine zeit.begrenzte unsterblichkeit werde. jeder buchstabe, den ich hier JETZT eintippe, wird das so genannte mich überdauern, nach allen gesetzen der wahrscheinlichkeit. was gäbe es beruhigenderes?

gedicht darüber:

/

sonett.so.nah.sonar

der tod? ein leben nach dem leben, nicht mehr
wie gewohnt und starr. jetzt nicht mehr duschen!
verloren endlich das viel.feind.viel.ehr.
wer wollte diese aussicht dann verfluchen?

das leben? tod aus toden stets gezimmert,
ein fressen und gefressen werden, suchen
nach der suche aller sucht, gewimmert
ins verwesend' fleisch der weichen puschen.

so nah ist schon das ende, ehe anfang
war und ehe sich versieht der ender.
sonar für todes.schrei im lauten anklang

einer nacht, die tönend war und ränder
zog durchs dornige gestrüpp des lands am
rand der steilen küsten aller länder.

//

für tage.bau.thema.der.woche geschlecht.&.charakter: der charakter des geschlechts ist sein duft. "männer schwitzen bis zu 50 prozent mehr als frauen" weiß die werbung fürs so.und.so.deodorant. wusch! alarm.alarm unterm arm! ein radler überschreitet diese grenze. die schweren muskel.massen an den maschinen. sie stemmen gewichte. und schweiß ist allen solchen fleißes preis. schwer hängt der geruch der männer in den kabinen der umkleide. ich öffne den spind des vor mir benutzers und rieche seinen schweiß. scharf und nach anstrengung. das andere geschlecht dagegen stinkt nicht. wie auch das geld nicht, das ich für seinen 15.minütigen besitz entrichte. es sendet wie die blüten ihren bienen signal.stoff. der heißt: vermehre dich mit mir. die duft.slips gibt's bei www.hoeschen.de. und söckchen, die in pumps getragen riechen nach dem klack auf weichem pflaster. oder auf dem dance.floor, wo wir uns beschauen unser fleisch und unser sehnen. fleisch an fleisch, eine sache des geruchs und weniger charakters. sache der geschlechter. nur: wie riecht der tod, wie riecht verwesung, wenn die fleische nicht mehr an und bei sich sind? ist der duft der selbe, wenn ein frauen.fleisch verstirbt wie mannes.zucht und sucht?



<---->

-> HYPErLYNX.contents