HYPErLYNX.di.gi.arium 00.07.15

wieder kn. bach.h.moll.messe in einer alten fabrik.halle. ich schreibe in der rezension, dass dies kein sakraler ort sei, vielmehr bachs musik jeden ort zu einem sakralen mache. stimmt. aber andererseits irrtum. weil nämlich der leere raum, der verlassene, in dem noch reste früherer tätigkeit stehen, der also etwas von grab hat, vor allem aber LEER ist, per se ein RAUM DES GEISTES ist. das träfe sogar auf einen verlassenen puff zu, wenn nicht sogar ein bevölkerter puff eigentlich mehr raum des geistes, der VORSTELLUNGEN ist als irgendwie leiblicher. wie in der LEERE der raum erst erfahrbar wird, weil man ihn augenblicklich assoziativ mit IRGENDWAS füllt. und dieses irgendwas ist natürlich aus dem kopf, aus der seele, aus den bezirken der existenz, die nicht erigieren, die nicht stinken, die nicht verwesen.

mache ein foto mit dem neuen weit.winkel: hinten raum, vorne die hinterlassenschaften aus dem ehemaligen produktions.raum. im sucher der raum, der schon vorstellung wird, weil er im sucher erscheint, gespreitet in den fallenden horizont.linien, die das objektiv am rand bogen.förmig verzeichnet. der vordergrund gleichsam vertraut. reste, müll. hinten: die heilsame leere, bereit zur füllung mit gedanke und mit sehn.sucht nach eben dieser füllung.

sobald du etwas neues in den leeren raum stellst, MACHST du raum, greifst danach. wo soll das ding jetzt stehen? hier? oder doch lieber hier? das hier, das erst existent wird, indem du einen verdränger in den leeren raum stellst. dass ungefähr so auch texte funktionieren. zumal im netz. 20 mb wollen voll.gerotzt werden. HIER UND JETZT. damit keine leere mehr sei, es sei denn die texte, wie diese, handeln selbst von der leere, sind selbst mehr fuge zwischen den worten als die worte selbst.

"and as our energies mix and begin to multiply, everyday situations, they start to simplyfy" (mel.c./lisa.lopes: never.be.the.same.again) "the lonely heart that can't be tamed" (dto.)

loneliness in der leere ist die hoffnung, weil unzähmbar, ist der reduktions- und null.punkt, zu dem vorzudringen ist, wenn sich der nicht ohnehin vordrängt. der raum, unendliche weiten mehr noch als die zeit, die endlich ist (maximal als lebens.zeit zwischen geburts.tod und todes.tod, mindestens aber im wechsel des tags mit der nacht). wenn die zeit zu.ende ist, bleibt immer noch der raum, den der kadaver im sarg beansprucht.

in diesem setting nun also die h.moll.messe. bericht vom jenseits, entworfen im diesseits. barocke projektion aller hoffnung hinein in den nicht.mehr.raum und die nicht.mehr.zeit, wo die hoffnung wahrhaftig erst hoffnung werden kann, alles andere wäre illusion. das aber wiederum spannt raum und zeit im raum auf, ist sozusagen netz.werk, das sich über die leere schmiegt wie ein seiden.strumpf über den fuß der frau mit namen so.und.so (der aber unerheblich ist). unerreichbar die frau mit namen so.und.so (der aber unerheblich ist), aber den strumpf könnte man ihr für eigen.bedarf abkaufen, was allerdings u.u. einiger überzeugungs.arbeit und unausschlagbar hoher geld.gebote bedürfte, weil das DAHINTER stehende ansinnen so deutlich erkennbar ist wie ein seufzer.motiv im "et incarnatus est".

dass die göttin auch (nur) aus fleisch gemacht ist, ist das wunder (und quell der hoffnung christlichen glaubens). dass sie sterben kann, wenn man ihr nägel durch hand und fuß rammt, um sie am kreuz zu befestigen. bach muss das gewusst haben. jedenfalls klingt das so, was er daraus in töne rein gemacht hat. die olle chose also, dass die transzendenz wirklicher wirkt, mehr tränen melkt, als die so genannt wirkliche wirklichkeit. der raum als wille und vorstellung, entleibt von den begrenzungen der zeit. und dies - paradox - durch ein phänomen wie musik, das, wenn es denn wirklich ist, nur in der zeit wirklich ist.

bildende kunst spannt raum auf. musik spannt zeit auf. was spannt das wort auf? und wäre diese frage geklärt, was spannte dann das wort auf, das nicht mehr gesagt, nicht mehr geschrieben werden müsste?

dass sich der leere raum auf dem bild.schirm mit text füllt. ist text also dann raum? so.und.so viele pixel pro zenti.meter, so.und.so viele druck.seiten, die gestapelt die.und.die dicke haben. andererseits aber so.und.so viele minuten zum ausdrucken brauchen oder so.und.so viele milli.sekunden zum speichern auf einem wiederum räumlich ausgedehnten daten.träger.

experimente/beobachtungen:

1. dass man in folge tragbarer musik.reproduktions.geräte musik in jeden beliebigen raum tragen kann. dass also beliebiger raum formbar wird durch das zeitliche der musik. gehe mal eben runter und raus zigaretten holen und nehme die musik in der brust.tasche des hemdes mit, injiziert mit dem ohr.hörer. wie draußen die straße unwirklich wird, nur weil ich etwas anderes höre als das geräusch der straße bei nacht.

2. der dunkle raum, eigentlich ein leerer, wird durch musik gefüllt und dadurch nicht mehr raum (zumindest mit KOPF.hörer, durch den der klang vom raum getrennt ist, denn der klang kommt ja nicht mehr aus irgendeiner bestimmten richtung).

3. wie überhaupt musik den raum völlig zerstört, weil sie ihren eigenen durch zeit aufspannt. wie also der raum durch musik immer unwichtig, peripher, rand.phänomen wird.

4. im vertrauten raum des zimmers (der eigentlich kein raum im räumlichen sinn ist, sondern VORSTELLUNGS.raum, gewohnte und angestammte bühne für geistige, nicht.räumliche vorgänge wie z.b. text.produktion) fällt das oben (sic! warum schreibt man nicht beispiels.weise "vorhin"?) beobachtete phänomen der raum.veränderung durch musik fast überhaupt nicht auf.

5. wie ist das mit dem klang aus dem mund der nutte, die mir ihr GESPIELTES stöhnen entgegen schreit? während.dessen stöhne ich auch und verkünde in den rot.licht.raum hinein, dass ich nunmehr beabsichtige zu kommen. (kommen kann man nur von hier nach da, also ein raum.phänomen.)


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