HYPErLYNX.di.gi.arium 00.08.04

NULL! 3 wochen habe ich vaga.geheim.bündisch darin herum.gelesen, wollte die besprechung eigentlich hier netz.gerecht inszenieren und auf 1600 asa gepuscht entwickeln. nun ist es doch wieder der ganz einfache "in a single sitting" und ohne auf nur eine der zahlreichen anstreichungen sehend so hin.gerotzte text. was erneut beweist, dass recherche weniger material.sammlung ist als bloßes in die falten des objekts legen der gehirn.windungen. irgendwann, nach bergen von material ist man einfach reif für den text und hackt den dann runter wie eine di.gi.diarrhoe, hakt den ab. und schreit CUMING! und BINGO!, weil's gelungen scheint.

(unverzichtbar also, den director's cut, das original vor den kürzungen der redaktion, hier herein zu stellen, zumal NULL doch sehr nah am di.gi.arium ist)

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Die Internet-Anthologie "NULL" als Buch

Vom Buch ins Netz und zurück

An dieser Frage scheiden sich die Geister: Ist es Netz-Literatur oder Literatur im Netz? Und vor welche der beiden wäre ein relativierendes "bloß" zu setzen - als Scheideglied zwischen Kunst und Spielerei? Während das an die Krümmung des Buchrückens gewöhnte Feuilleton mutmaßt, dass die zappelige Unrast des Mediums die kontemplative Versenkung unmöglich macht (etwa Iris Radischs Glosse vom "www.Gesamtautor.de"), ist den passionierten Netzschreibern manches viel zu hausbacken "büchern", bloße Portation in die flirrenden Fonts der Bildschirme, blind für die neuen Möglichkeiten. Richtig zufrieden ist mit der vernetzten Literatur also niemand.

So verwundert es nicht, dass auch Thomas Hettche, gemeinsam mit Jana Hensel Herausgeber der Anthologie "NULL", in deren manifesthaftem Vorwort die Claims absteckt. Ein schwieriges Unterfangen, zumal es gilt, nach der Scylla obiger Probleme einer weiteren Charybdis auszuweichen: NULL wurde als reines Netz-Projekt geboren, ein kollektives "Tagebuch" von 26 Autoren der jüngeren und jüngsten Generation, das mit dem 1. Januar 1999 startete, um am letzten Tag vor der großen Nullung wieder zu verstummen. Unter www.dumontverlag.de/null ist es indes immer noch im Netz zu finden. Und nun kommt das Ganze als Buch heraus. Web-Puristen rümpfen die Nase. Will DuMont es Suhrkamp gleichtun, der mit Rainald Goetz' Digiarium "Abfall für alle" erfolgreich zeigte, dass die "Zweitverwertung" eines Netz-Produkts auch als "Roman eines Jahres" funktioniert?

DuMont umschifft solche Untiefen mit einem genialen Coup. Die "Hardcopy" der virtuellen NULL ist haptisch als Buch erfahrbar. Bevor man auch nur eine Zeile lesen kann, muss man 26 unaufgeschnittenen, nur in einem "Folder" gebundenen Druckbögen mit dem Messer zu Leibe rücken. Das Mühelose, oft auch Fahrige des Mausklicks in der virtuellen Welt wird zurückgeworfen auf den ganz materiellen Umgang mit Gedrucktem. Eine elementare Erfahrung für alle, die Buchstaben nur noch als Ballett auf der Guckkastenbühne namens "Windows" kennen.

So viel - um es mit Thomas Mann zu sagen - zum "Buchenswerten". Ansonsten ist das Konvolut ein exaktes Abbild der Netz-NULL, abgesehen von den Hyperlinks, die auf Papier wieder die alte Form der Fußnote annehmen. Was man liest, im Browser wie im Buch, scheint von der Fehde im Feuilleton weitgehend unberührt. Genuin literarisch sind die 26 Stimmen fast überall. Lediglich Themen wie der Kosovo-Krieg zeugen vom aktuell bewegten Griff in die Tasten, wofür man in den trägen Zyklen der Büchermärkte womöglich nicht den Bleistift gespitzt hätte.

Dass etwa Johannes Jansen darauf bestand, im Netz dürfe man von ihm nicht nur pixelige Zeichen lesen, sondern es müsse schon seine Handschrift sein, beweist, dass der Weg vom Buch ins Netz und zurück durchaus auch reflexiv-ironisch begangen werden kann. NULL ist somit auch auf dem geduldigen Papier ein lesenswertes Experiment, das der Debatte um die Ästhetik im Digitalen Wesentliches hinzufügt.

NULL, herausgegeben von Thomas Hettche und Jana Hensel, DuMont Buchverlag, 406 S.

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während ich noch schreibe, piept das telefon. a. ruft vom handy aus an. ich solle bitte mal ans fenster treten. unten steht sie. wir sehen uns mit hörern am ohr. virtueller sound und wirkliche vision. dass das, die erfahrbare gleichzeitigkeit von virtuell und irgendwie doch wirklich, ja nun allerbestens passt in das, was ich gerade schreibe, erzähle ich. wir flachsen vertraut, in jedem wort wissende an- und von.einander. sie muss nicht erst hinauf zu mir kommen, um das zu erleben. ich tänzle am fenster, sie auf der straße, das reicht. die winkenden hände. bild für unseren kontakt, der auf den mangel des körperlichen gar nicht mehr angewiesen ist. wir sind hinter dem stress, der "beziehung" früher war, verschwunden in text, der statt körper.flüssigkeiten ausgetauscht wird. und das ist beruhigend, einfach, schön. vom penis zum pathos zu plato. liebe als ideen.lehre in den schatten der straßen.laterne und also befreit vom materiellen fliegender splitter hand.greiflicher auseinandersetzung.

so nett!

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vormittags zwei der nervigen dauer.projekte von intermedia endlich zur belichtung. belichtung heißt: es ist wieder sonne. der kack wird endlich in druck.platten geätzt und ist also weg von der platte der folter.bank, auf der der mac steht, an dem sich das martyrium ereignete. schwarze kunst, übernehmen sie! der schweiß zahl.loser tage befindet sich nun auf einer kleinen silber.scheibe. paar ausdrucke dabei. damit zur litho auf den leucht.tisch. die litho.mädels, mit denen man so entspannt freundlich ist, weil man mit ihnen über die geheim.wissenschaft des software.trappings im RIP ("reduced instruction printing" wie auch "requiescat in pace") bei einspeisung von in.design.dokumenten fach.simpelt und gleich.zeitig ihr ballett der zehen in den sandaletten beobachten kann. vom a.&.o zum j.&.k der beiden, die meine cd.roms lieben, weil sie die einlegen in ihre computer.SCHÄCHTE und die daten auf ihnen durch.rennen ohne anzuecken. nachher alles auf den litho.filmen, auf den bibeln des cmyk. ich wünschte, sie setzten beide für mich noch einen wohl.riechend schweiß.getränkten fuß.stempel drauf.


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