HYPErLYNX.di.gi.arium 00.09.20

wie aus der zeit vor dem warp.sprung, jenes gemailte "und eine gute nacht". während schon damals die nacht immer erst begann, wenn man sich derart verabschiedet hatte. an den tasten, unter den fingern, nicht das weiche laub, das ich mir nun dahin gewünscht hätte, sondern GEDICHT ÜBER WEICHES LAUB. im fenster die pflanzen, zur pflege übernommen, oder weil in meinem zimmer mehr licht war. jener sommer, der heiße, der arbeits.lose, wo die täglich gewachsen zu sein schienen. morgens, also mittags, beim auf.stehen, beim herab.steigen vom so genannten hoch.bett, zwischen den fingern die blätter gerieben, die finger an die nase gehalten und fest.gestellt: das wird eine GUTE ERNTE. das beste kraut seit jahren, hieß es später. und das ganz ohne uv.lampe und humidator. reine solar.energie, psychedelisch verwandelt in den wunder.stoff thc.

im nach.hinein war die welt da noch in ordnung, weil sie so sehr aus den fugen war. und in den klaffenden spalten baute ich mir die häuschen des verlangens und der verzückung. wie wir geschwiegen hatten stets beim früh.stück, beide eigentlich nicht wach, sondern noch irgendwie verhaftet im traum von.einander, der kein traum von.einander, sondern eher fremd über- und neben.einander war.

wie die winter rochen nach brot. wie es im bad roch, wenn sie geduscht hatten. wie es in den zimmern roch. und im garten namens WINTER.

der tag im oktober mit dem fremden mann, der plötzlich auch beim früh.stück saß. wie ich floh und in eine fremde wohnung, die des auf urlaub verreisten freundes, wo ich die BLUMEN goss und dafür kabel.tv gucken durfte. wie ich kabel.tv guckte und dabei TRANK. eine ganze flasche whisky. wie ich dann ein.schlief da und NICHT NACH HAUSE KAM. wie dann, am nächsten mittag, als ich nach hause kam, im kühl.schrank was lag, mit dem zettel drauf, das sei für mich. wie ich es aß. AUSGEHUNGERT. wie ich später erfuhr, dass sie sich sorgen gemacht hatten, weil ich unauffindbar, verschollen war. wissend warum.

die durch.warteten nächte. immer erwartend, dass was GESCHIEHT. und es geschah viel. die fest.platte füllte sich mit vielem. heute heißt das viele "und vieles mehr".

sonst geschah nichts. und das war die hoffnung.

die gespielten tränen im text. abgemolken vers um vers. sich hinterher wie eine ausgeleierte kuh fühlend. ein gutes gefühl. warum heißt der töter eigentlich ABDECKER, zu dem man dann, als kuh, gebracht wird, ausgedient, das euter verdörrt?

sonst geschah nichts.

und die hoffnung richtete sich stets auf das, was mit text anzunehmender.weise angerichtet werden könnte. die annahme, die hypothese in bezug auf die wirkung des solcher.maßen, mit dieser hoffnung an den tasten geschriebenen textes erwies sich als immer zu hoch gegriffen. der hoch.griff vor dem versickern auf dem hoch.bett wurde dennoch und gerade dadurch kultiviert. wie die pflanzen, die wir paar tage später, nach dem tag im oktober, ernteten, im back.ofen trockneten (was, wie man heute weiß, die wirkstoff.dichte erheblich reduzierte) und dann schon mal ausprobierten. sie schmeckten bitter. wir mussten husten, bis der dennoch veritable rausch einsetzte.

man kann nicht annehmen, dass text etwas bewirkt. das selbst.gezüchtete kraut hingegen schon.

ich geh jetzt mal duschen, sagte sie dann. während.dessen hämmerte ich wie wild einen text übers duschen der frauen in die maschine. als sie fertig war, mit noch feuchtem haar und gebunden in hand.tücher wieder erschien, war der text fertig. ich fragte allerdings nicht, ob ich ihn ihr vor.lesen sollte. nach längerer pause vor dem tv.schirm, der gemeinschaftlich in der küche stand, rauchten wir weiter. solange, bis sie irgendwann sagte: und eine gute nacht.

das war das signal. das hieß schreiben. das hieß weiter.machen und durch.machen. wartend. wachend. bis der kopf auf die tasten fiel und 998.tausend.345 zeichen SPACE produzierte, bevor ich sehr verschrägt und "SCHWÄNE AUSGESTREBT" (courtesy w.l.) hoch.schreckte. ich bewahrte die datei, die im wesentlichen nur aus leer.stelle bestand, auf. ich erinnere mich. ich erinnere mich allerdings nicht, auf welchem daten.träger die datei heute zu finden ist. ich habe auch ihren namen vergessen. jetzt ist sie unauffindbar. jetzt erst. dadurch.

hocke jetzt, jetzt sehr viel später, jahre später, wieder vor der klaviatur. noch immer genau der.selbe. und die wunde reiße ich nochmal auf, die schon längst eine neue ist, weil es nicht mehr DIE wunde ist, die narben.los verheilte. hoffend, dass in der neuen wunde noch das wunder der alten wunde sichtbar wird. natürlich ein irrtum.

alles ist anders geworden. alles.

dennoch: die annahme, dass der text den warp.sprung auch rück.wärts schafft. die alten bilder, immer noch irgendwo abgelagert im kopf. und es genügt ein "und eine gute nacht" in einer mail, um sie wieder zu projizieren.

mit den bildern nun den umgang pflegen. wo nehm' ich herbst her? und sich wünschen: und eine gute nacht.


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