HYPErLYNX.di.gi.arium 00.10.12

lesung von mr.z. aus "liebes.male, scharlach.rot". der dichter kommt, der polizei.schutz, der nunmehr notwendig ist, weil ihm die hells.angels und andere nazis drohen, wartet draußen. der dichter trägt seinen minimierten bart, seinen braunen anzug, darunter das hell.blaue hemd. und ist doch der alte, der reh.braun.beäugte, der diese farbe braun dem nazi.abschaum entreißt. er grüßt, die gestreckte faust mitten auf der bühne, das jörg.baby, das er gleich entdeckt. und sagt dann, dass er diese lesung dem geschätzten kumpel und freund ögyr widme, der hier, von ihm aus gesehen rechts außen sitze, was sonst genau nicht seine art sei. publikum schmunzelt ob dieser plötzlich öffentlichen verbrüderung der brothers und ob des bonmots. mr.z. immer noch der alte. oder eigentlich WIEDER der alte, den man von den sitzungen in seinem mit bildern voll gestellten zimmer im fleet.hörn kennt, vor dem hype. später, nach der lesung, die umarmung der brothers, dieses auf die schulter.klopfen, das einerseits pose ist, andererseits die erinnerung an früher, an das sich gegenseitig die unverkäuflichen texte vorlesen, an den gemeinsamen hemd.kauf für den brother und genossen ögyr, jenes hemd, das dieser heute, eher zufällig, genau trägt. das teure signum.hemd, in schwarz, mit dem eingewobenen muster der blumen darauf, auch nach zig wäschen unverwüstlich. und wie mr.z. damals zeigte, wie man die obersten zwei knöpfe offen lässt, die brust.behaarung zeigt und damit unweigerlich die frauen vors rohr bekommt. der brother mit den gütigen augen, der immer wusste, dass der text der hirte ist, der durch die diaspora führt. wie wir in dem halben jahr gemeinsamer wg nachts, spät.nachts, an texten oder frauen wirkten, jeder jeweils in seinem zimmer. wie noch immer das spiel funktioniert, dass man sich zigs anbietet, und der jeweils andere hält dann die flamme aus dem zippo hin.

in 40 zeilen soll das gemacht werden. ich bastle und verdichte den text auf 49, feststellend, dass die komprimierungs.notwendigkeits.not der kürze zum edel.feder.tum neigt.

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Vom Rand des Rosenschoßes

"Mein Rosenschoß: Ich bin bereit, und ich warte auf ein Wort von dir." Sehnende Metapher, mit der nicht nur Feridun Zaimoglus neuer (erster) Roman "Liebesmale, scharlachrot" endet, sondern auch der Autor beim Heimspiel im KulturForum. Gemessener Applaus aus goutierenden Händen eines eher bildungsbürgerlichen Publikums. Hier wird der Connasseur angesprochen, weniger das Ghetto-Kid, das in den Reihen nicht gesichtet wird. Und aus den milden Augen des "Malcolm X der Türken" schaut der Minnesänger mehr denn das Gangsta-Enfant-terrible. Ein Großmeister der Poesie war Zaimoglu auch schon im Erstling "Kanak Sprak", nur hat's im Multi-Kulti-Chic, auf den die damaligen Protokolle stießen, kaum einer bemerkt. Jetzt aber, im Roman, schmiegt sich die "Kanak Sprak" in die geilen Kurven des west-östlichen Diwans, trommelt den Beat des Frauenlobs fleischfarben auf die Nivea-duftende Haut der "Holden". Wo Protagonist Serdar an "Vollgliedlähmung" leidet, muss das Wort umso potenter sein. Zaimoglus Hände, der vorschnellende Zeigefinger, ein Echo noch der Rapper-Geste, dirigieren es beim Lesen, massieren das Wortfleisch, kneten die Schenkel dieser eminent lyrischen Prosa und wiegen sich schelmisch, wenn es dem Schwan im Schrevenpark ans Leder und die Federn geht. Lüstern und lustig, das liegt in den "Liebesmalen" nah beieinander, so nah, wie der "Vorstadt-Levantiner" dem Poeten immer war. "Misstöne vom Rande der Gesellschaft" untertitelte dieser sein Debüt. Jetzt zeigt jener, dass solcher Rand aus seinem Rosenschoß auch kraftvoll-schöne Poesie gebiert.

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zu sagen gewesen wäre noch, oder eben gerade im kn.text natürlich nicht, dass die verbrüderungs.geste auch daher rührt, dass mr.z. ebenfalls und immer an der obsession gearbeitet hat. wie aus der poesie der ausgetauschten und gegenseitig ausgeliehenen porno.bilder von triefend.nassen mösen der minne.sang wird. der rosen.schoß als poetische sigle für die sex.skin am erregten g.punkt. wie man daran geht mit der tinte ejakulierenden eichel, das war immer unser thema. ellen.lang diskutiert zwischen den hanf.pflanzen, die im winter.garten der reife entgegen gingen wie jene sehr jungen frauen, die wir anhimmelten und ihnen an die häute wollten. eben daraus, dass wir ihnen daran nicht gingen, weil zu sehr gentle.men, wuchs die fleisch.fressende pflanze der poesie, wechselseitig goutiert und hoch.gelobt.

nun die front des kultur.betriebs zwischen den ex.kommunarden. der eine schreibt, der andere schreibt darüber, wie der eine schreibt. schon seltsam. texte als botschaft zwischen den anruf.beantwortern der jeweils zeit.armen, die sich sonst antworten. der kn.text, klar, direkte mail an den autor. dass ich das gut finde, was er macht, gleichwohl einflechtend die bedenken zwischen den zeilen. bedenklich das bildungs.bürgerliche publikum, das sich räkelt auf mr.z.s west.östlichen diwanen. wie der harte beat der straße sich in sanften chic des ikea.regals im wohn.zimmer, des grabs des buchs in der fick.zelle mit fuß.boden.heizung verwandelt. aber dennoch: dass die sprache erstmal nur die sprache ist, dass die ja nichts dafür kann, wenn sie auch vernutzbar ist bei wein und kerzen.schein jenes paares, das unter den zuhörern ist und turtelt und später, das ist sicher, bei mir oder bei dir, sich die rosen.schöße darbietet, damit darauf die säfte gegenseitig sich im cash.flow der hier angehäuften und gelieh'nen leidenschaft ergießen.

austausch von worten oder körper.flüssigkeiten? das ist die frage. die bezaubernde.jeannie findet es eher interessant, das an ihr ein roman möglicherweise entsteht. an das cum.shot.geschoss in ihren rosen.schoß, das white.russian.fluidum auf ihren tequilla.sunrise.lippen denkt sie dabei nicht. ähnlich geht es den muthesius.miezen mit den im herbst.oktober immer noch nackten füßen in beloved buffalos von gestern, die den künstlerischen austausch suchen, nicht den von irgendwie dann doch verzweifelt aneinander gepressten kunst.stoff.leichen.

und während die druckerin.a. mit ihrem vermutlich göttlichen genital an sich in den dark.room verschwindet, um druck.platten zu entwickeln, schaue ich, was an schwarzer kunst aus der maschine zuckt. die druck.bögen, ah, sehr schön, die garamond des gerade von mir gegebenen auftrags, wie die sehr schön aussieht auf dem bedruckten papier. und heilsam noch, dass nunmehr das digital destillierte aus.druck findet auf dem, an dem wir alle hängen, dem devot.geduldigen papier, empfänger unsrer schrift, nicht unsres smegma.samens.


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