HYPErLYNX.di.gi.arium 00.10.19

kn.kontinuum 3.0. in der hansa.straße bei roger.trash. weil man sonst nichts erlebt, text.reproduktion hier und jetzt:

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Der "Geschichtsvollzieher"

Man muss das schon mögen, dieses Wühlen in alten Geschichten, die man sich - oft genug Herren-witzig - unter alten Freunden erzählt, dieses "Weißt du noch?" Für die Besucherin, die eigentlich im Hansa-Filmpalast "diesen Film mit Bruce Willis" sehen wollte, wäre Roger Trash sicher der Falsche gewesen, denn er spielt nicht mit Muskeln, sondern mit Gitarre und Worten, und auch die Haare sind viel Hippie-länger ...

"Eigentlich bin ich ja Musiker", gesteht Trash. So untermalen ambiente Gitarrenakkorde seine Gedichte, rücken die Deftigkeit, in der das Wort "Ficken" immer wieder mit süffisantem Genuss betont wird, in eine beinahe romantische Sphäre der Suche nach der verlorenen Zeit. Damals, als man noch Bonanza-Räder und Märklin-Eisenbahnen ("auf keinen Fall den Schrott von Fleischmann") fuhr und "Bezaubernden Jeannies" pubertierend auf den Purpur-Po guckte. Das ist alles verdammt lang her. Wer sich daran noch gitarresk und grotesk erinnert, muss sich als Einhandsegler am Gitarren-Riff vorkommen, der nicht ohne Larmoyanz beklagt, dass die ehemaligen Kiff-, Sauf- und Politgenossen längst in den Reihenhaussärgen von Familie und Brotberuf angekommen sind.

Beim "Geschichtsvollzieher" Trash klingelt derweil nicht die Kleinbürger-Kasse, sondern der Gerichtsvollzieher, jedenfalls in einer der Stories aus dem neuen Buch "Der Erlebnismillionär". Da wäscht sich das lyrische Ich extra die Haare für und kann den Begehrlichkeiten des Beamten nur entgehen, indem es ihm - wie uns - Geschichten erzählt. Die Stärke der Kunst, die "nichts braucht, nicht mal mich", die den Alleinunterhalter Trash so liebenswert macht, zu einem Sympath, der koboldisch keinen politisch eventuell unkorrekten Fettnapf scheut. Wer auch am Rand der 40 oder schon dadrüber vor dem Erwachsenwerden so viel poetische Angst zelebriert, dem nimmt man Lebensweisheiten wie diese ab: "Man braucht festen Stuhl in diesen Zeiten. Bei Schröders Wahlsieg hatte ich Flitzkacke und wusste, da ist was im Busch."

Und solange der "Blick in genitale Gefilde", dem Trash sich ungern verschließt, denn "das Leben steht ja über der Kunst und für einen warmen Frauenarsch würde ich glatt das Dichten aufgeben", doch so schüchtern verhalten daher kommt, muss man dem "Weimarer Literatur-Prof" zustimmen, der über Trash schrieb: "Hier reichen sich Lese- und Lebenslust die Hände."

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der verwandte geist also, das zelebrieren der obsession, das rum.machen am text in der nämlich.männlichen auf.und.ab.bewegung am schaft der schreiber.stifte, die längst stiften gingen. und der kassiber im subversions.text: die purpur.po.sen bezaubernder.jeannies. es fehlt nur das magenta.menetekel der d.a., als wir uns MIT LUPEN ÜBER DEN LEUCHT.TISCH legten, raster.punkte auf verdächtig cyan.stichigen litho.filmen zählend. schau mal hier, sagt sie, hier sind 30.prozent. ich rieche ihr haar, als sich unsere köpfe über der lupe begegnen. der duft der uneingelösten und uneinlösbaren verheißung.

dass ja bei aller intrinsischer alters.geilheit der blick immer dennoch noch der zärtliche bleibt, der staunende und bewundernde, der betäubte von so viel schönheit an den maschinen.

ebenso gott.goetz, von dem ich nunmehr CELEBRATION lese, den "90s nacht pop". wie darin immer wieder die girlies besungen werden, die den techno abfeiern, sven.väth und westbam an den lippen hängen mit dieser unverbrauchten begeisterungs.fähigkeit, die unser.einer, gealtert, verfettet, dann eben auch für sie empfindet. denn bei aller abfeierei des unbändigen sex.appeals der jeanette.jeannies wird im text daraus doch noch das frauen.lob, das halb.zog.sie.ihn.halb.sank.er.hin. und die UNSCHULD wird bewahrt, indem der zugriff des coitus, des aufdringlichen drängens an und in dieses
GEHEILIGTE FLEISCH nur zwischen den text.zeilen vollzogen wird. die penetration wiederum ergossen in eine penetration des eigenen word.dauer.textes. minne.sang, der nur darin zur sache geht, der die unberührbaren im wirklichen so genannten leben nie anzutasten wagte. der gestank der fett.sucht, der sich im testosteron.text den angedichteten wasch.brett.bauch, auf den die groupies eventuell fliegen und landen könnten, pinselt, verhindert die annäherung, die unbedingt gewalt wäre, jenseits des textes. insofern DARF MANN DAS.

oder nicht? auch das nicht mehr? doch ins moral.martyrium der nicht.beschreibung dessen, was sich doch täglich denkt?

im text spinnt sich das dennoch im verzwirbelungs.over.kill zur spirale aus gewolltem und doch nicht gewolltem, aus ja.unbedingt und auf.keinen.fall. nachts neulich auf den notiz.block gekritzelt die these, dass man
DAS SIMPLE SAMPLEN müsse. das heißt etwa AUSGEHEN JETZT! und angeschlossen wird fantasiert: "in der bar macht mich die miezen.muschi dermaßen an, dass ich später vorschlage, wir könnten doch jetzt ficken gehen." und wiederum im direkt.anschluss.link weiß der promille.text, noch immer in völliger verzückung, doch schon wieder seltsam klar und nüchtern in der erkenntnis, dass VERNUNFT logisch im text regiert: "machen wir nicht, oder erst später, denn jetzt ist ja noch jetzt und nicht später." wissend, dass aus dem jetzt der imagination keinesfalls das später der realisation werden kann und darf. dass man nicht kann, dass man es allenfalls im text herbei.schreibt, über den nicht hinaus.gehend, ist die rettung. und darin, aus dem nicht.können ein irgendwie heroisches nicht.dürfen zu machen. die impotenz.herbei.schreibung im text als maßnahme.kalkgrube gegen den potenziellen vergewaltiger, den man in die ritzen stecken würde, statt zwischen die zeilen.

später im jay enthemmt mich der nächtlich nach all dem noch eingenommene white.russian so sehr, dass ich, genauer: das, was aus mir und von sowas dann doch her kommt, im klo an die wand klatsche, wobei ein klatschendes geräusch entsteht. die weg.wischende geste, die der text immer hat, erfolgt hier dann mit klo.papier. draußen tanzen die besagten girlies in den engen, vom schweiß des tanzes nass gewordenen höschen unvermutet und unberührt davon weiter. sie merken nichts davon. darf man ihnen also die text.mail im text vorenthalten? sollte man das jetzt besser nicht schreiben? jeannie bringt den cocktail, als ich wieder auftauche, sagt aha.roman, als ich das sofort notieren muss, mitten in der befürchtung, ich könne das unvergessliche dieser augenblicks.bezauberung auf dem nebel.weg nach.haus gleich wieder vergessen. ja.ja.roman. das pavian.signal ihrer rück.seite.unten teast mich an. ich aber sagte und sprach: nein, nicht mehr, nur noch text. und hier ist der entsprechende text darüber.

andererseits: ich muss da immer wieder hin, in die druckerei an den leucht.tisch der d.a. oder an die leuchtende bar, wo die jeannie den becher schüttelt, um mir meinen traum.stoff zu bereiten. die verschmelzung aus all den gewittern, die abwendung des un.wetters, das ich weißlich.grau über sie regnen möchte, findet im text statt, dort wo die unter.tagigen schlag.wetter keinen schaden anrichten können. in der tasche habe ich dabei die beute des heimlich.konspirativen ausflugs eben hinter die d.tür und in deren abfall.eimer im schapp, wo ich das blut auf watte gesogen fand, daran roch und bezaubert war.


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