HYPErLYNX.di.gi.arium 00.10.30

seltsames am morgen. als ich das haus verlasse, steht davor gerade die aushilfs.postbotin, die keinen haus.schlüssel hat. hinter mir fällt die tür ins schloss. da sie aber, bepackt mit den schon wieder frühlings.moden.2001 präsentierenden OTTO.KATALOGEN, gerade rein will, schließe ich die tür wieder auf. sie: "ach, sie haben eine schlüssel." ich: "ja, klar, ich komme ja da gerade raus." sie: "und ich dachte, sie sind ein schornstein.feger." (weil ich wieder die ganz.in.schwarz.klamotten an habe). "wenn sie ein schornstein.feger gewesen wären, hätte ich pech gehabt." ich: "wieso? schornstein.feger bringen doch sprich.wörtlich glück." sie: "sie dann aber nicht, weil sie ja dann keinen schlüssel gehabt hätten."

und weil ich kein schornstein.feger bin, der mir, wenn ich mir selbst begegne, sozusagen permanentes glück bringen würde, zerfasert dann auch der tag völlig. brüll.brüll.nerv.stimmung bei der kn.red.sitzung wegen der honorar.geschichten. alle sind genervt. das stört mein harmonie.bedürfnis. später im büro dreier.streit (koll.k., abeh, me) darüber. das stört auch mein harmonie.bedürfnis. und mein kommunismus.bedürfnis, in dem sich alle lieb.haben sollen und nicht streiten. dann zu den lithos, filme kontrollieren. auf den filmen ist was falsch. waagerechte punkt.linien wirken, wenn man sie mit der lupe betrachtet, raster.punkt.verzerrt. weiß niemand, woran das liegt, vermutlich irgendein rundungs.fehler beim PROCESSING IM RIP. aber man sieht's eigentlich nur mit der lupe. also, gemeinsamer beschluss: "das bleibt so, das haben wir nicht gesehen. wer guckt sich das teil schon mit der lupe an." auch gut. stört aber mein perfektions.bedürfnis.

heute stört alles irgendwie. bin eben kein schornstein.feger.

wenn was stört, wird dem gewalt.akt.mäßig begegnet. die olle nummer. ziehe dann doch noch schnell das so.und.so.layout durch. weil das, wenn es rum.liegt, mein alles.muss.vom.tisch.bedürfnis stört. jede menge klein.kram noch zu erledigen. wird besinnungs.los gemacht.

jetzt ist alles erledigt, was sich erledigen ließ. ich auch. jetzt sind nur noch drei texte, die eigentlich geschrieben werden müssten, immer noch nicht geschrieben. das stört auch. lässt sich aber jetzt nicht beheben. doofer abend, an dem ich nicht besoffen bin am end'. das stört auch. und draußen ist fieser herbst.sturm. das stört eigentlich nicht.

stelle mir vor, wie der sturm in der nacht den schornstein weg.fetzt. morgen kommt dann der schornstein.feger, um diese störende sache zu bereinigen. wie ich gerade das haus verlasse, steht er dann vor der tür, hat keinen schlüssel und sagt: "da kann ich ja wieder gehen, ich bin ja schon da."

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auf dem foto: das gesicht mit den augen und den lippen darin. die schöne strenge rosa luxemburgs. weil aus den lippen gerade worte kommen, die hinter dieser stirn über den augen erdacht wurden. es sind worte, die gegen das unglück, das allgegenwärtige unter den so genannt herrschenden bedingungen, an sprechen. der ernst der worte und der lage, der sich insofern auf die muskeln im gesicht überträgt, als die in dieser ernsthaftigkeit gespannt sind. stehen auf hab.acht. die lippen sind bereit zum sprung. hinter den zähnen, die hier nicht zu.beißen, sondern von den lippen noch bekleidet werden, marschieren die sätze schon mal auf. gleich kommen sie da raus, werden schall und kommen gleichsam kräftig flüsternd zu gehör. kassiber. die worte sagen, dass es kein richtiges leben im falschen gibt. aber sie sagen das eben nicht so parolen.haft, sondern halten sich zurück. schildern erstmal nur. dass das, was sie schildern, so nicht in ordnung ist, anders werden muss, fordern sie nicht. lakonie. nur berichten, das reicht schon. vertrauend darauf, dass sich die forderungen dann in anderen köpfen ergeben und aus anderen mündern aussprechen. vielleicht als empörung. dann aufruhr gegen das empörende. dann revolution. das letztere dann ist natürlich eher nicht realistisch zu hoffen. daher haftet den worten, die da immer.fort aus den lippen im gesicht auf dem foto kommen, im foto kurz eingefroren in die hab.haft.werdung des moments, was tod.trauriges an. sie sind anklage, indem sie schon sagen: klar, wissen wir ja, wird sich voraussichtlich nichts dadurch ändern, dass wir hier gesprochen werden. das rührende, auch in den zügen dieses gesichts, ist dann, dass die worte ihr zweifel gar nicht kümmert, dass sie da einfach TROTZ.ALLEDEM raus kommen, irgendwie doch hoffend, dass das was nützt. dass das nichts nützt, sagen dann später andere worte, die aus den selben lippen kommen. da möchte man jetzt eigentlich einfach kurz drauf küssen. die worte versiegeln mit so einem: ich weiß doch, ich kenne das ja, ist ja so wahr, hier mein kuss. also eigentlich eher die worte küssen, die da aus den lippen kamen. aber weil sie da schon raus sind, küsst man stellvertretend die lippen. das fühlt sich an wie rosa luxemburg, die küssend man sozusagen schon weiß, dass den lippen, auf denen man gerade so rum.flammt, später das januar.eisige wasser des land.wehr.kanals das blut weg.waschen wird, was auf sie infolge der einwirkung da rein schlagender gewehr.kolben getreten ist. kommend wie sturzbach aus dem inneren hoffenden apparat wie einst die worte auf den versammlungen. so metapher der verletztlichkeit. vor dem mikro sitzt auf dem bild das gesicht, in dessen augen man sich eigentlich erst jetzt, betrachtend das foto, verliebt. verliebt aus so einem gefühl allgemeiner menschen.liebe. weil die augen traurig sind, man also sehr mit.leidig reagiert. und das gesicht wirkt verletztlich verletzt, also von der verletzung seine verletzlichkeit, die sigle des noch fühlens, gar nicht versehrt. daraus blickt erfahrung, die den worten, die ja einfach nur ausgedacht sein könnten, was unbändig kraftvoll.ehrlich.wahres verleiht. die stimme noch im ohr bei betrachtung des fotos. wie war die stimme? sie war so wie eine stimme, die was wichtiges mitzuteilen hat, aber dadurch nicht in rage gerät, nicht heiser wird vom schrei gegen das unrecht, sondern seltsam still. man saß da, hörte das und war EINVERSTANDEN. vor dem mund noch das blatt.paar der zwei mikros, die sich da zu den lippen hin.recken, gierig, kein wort zu versäumen. rosa spricht da rein, weil sie weiß, dass die mikros das bitte alles hören wollen, was sie sich erst an worten gedacht hat und jetzt ausspricht. später sind die worte weg, verhallt, nur noch in der erinnerung eingegraben. für das manuskript, also die vorlage für dieses sprechen, aus den lippen auf dem foto, aus den augen auch auf dem foto, so ist zu erfahren, interessiert sich kein verlag.


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