rainald im radio. liest bei dlf aus DEKONSPIRATIONE. anlass: verleihung des wilhelm.raabe.literatur.preises. erstmal spricht aber hubert.winkels, beginnend mit so einem laxen "schönen.guten.abend", während doch r.g.s zyklus HEUTE.MORGEN heißt. dieses oxymoron findet winkels witzig, deshalb sagt er's und das hört man. winkels erklärt bisschen. dann rainald aus dem schluss.kapitel DE DEKONSPIRATIONE.

rainald also. der gott spricht. mit so einer vorlese.stimme, die irgendwie nicht zu dem sehr text.text.mäßigen text passt. sehr deutlich, sehr bestimmt, nur mit dieser leicht süd.deutsch schattierten stimme. total.reflektion wird zu so einem wort.betonungs.kontinuum. bisschen wichtig.gelehrt aber eben in der goetz.eigenen diktion dann doch wieder sehr angenehm. eben literatur, die mit gesenkter stimme vorgetragen wird. nicht schreiend, auch wenn der text schreit. das war auch so gut bei b.s text gewesen und wie sie den vorlas, so unaufgeregt, so wissend.

höre mir das an und finde das dann doch wieder sehr.sehr gut. gott.goetz sagt: "konspiration: zersetzung. denken. delikt." macht bei den punkten kleine pausen, die den worten so was mächtiges geben, dazu geradezu unheimliche lakonie. vier worte - welt.beschreibung. welt.beschreibung des textes, vor allem aber des text.machens.

und ich stelle fest, wie ich von diesem stil, von dieser art text, hier seit monaten gefangen bin im eigenen tun, das nach.mache und epigonen.haft und wie ein gläubiger jünger WEITER mache. ist okay, ja, klar. ist nichts gegen einzuwenden. ist okay, was gutes AUCH zu machen, damit von dem guten noch mehr in welt aus text heraus komme.

während jetzt hier text sich textet, höre ich noch mal den goetz.record, der, weil ich mich auf diesen text hier gerade konzentriere, zu so einer art ambient.musik wird. die stimme von goetz im melodie.raum. der glanz der worte, der kurz aus dem ostinato.kontinuum der jetzt vertrauten stimme wie peaks aus dem rauschen vorsticht. was, wie, was war das eben? aufhören zu tippen und auf die rewind.taste des md tippen: "sie lacht. sie lacht mich an, kommt auf mich zu und wir gehen einen schritt zur seite. ich sehe ihre augen, wie sie mich anschaut, ihr gesicht, wie sie sich bewegt beim reden mit ihrem körper. ich glaube, ich bin in alexa verliebt." stimmt nicht, nicht das einzelne wort peakt hier, höchstens "verliebt". sondern der ganze satz sagt signal.rot: achtung! "hoppla. ein unwünschenswert klarer gedanke, dem sofort ein verunsichertes zurück.zucken folgt. DU WIRST DIE LIEBE DER GELIEBTEN FRAU NICHT GEWINNEN."

dazu also die melodie, als ouvertüre für so einen knall.satz. wie der text, der so flutet, da auf die explosion plan.mäßig hin.steuert. wie man das, den plan, die ausgelegte leim.ruten.zündschnur erst bemerkt, als die bombe gerade hoch.geht. wie dadurch das voran.gegangene plötzlich klar wird, als präludium, als sozusagen notwendig dahin führendes. also strenge organisation von text. und die bombe, das "du wirst die frau ... nicht gewinnen" natürlich zitat, also TEXT.ÜBER.TEXT, also hihi.ätsch.rücknahme, aus irgendeiner inschrift, die goetz, klar, bestimmt, stimme leicht gesenkt hinein in das atem.holen, nach.reicht, also die in dem satz ausgedrückte enttäuschung durch TEXT.FORM, die entlarvung der bombe als zitat, und die adäquate timbre.senkung ausdrückt.

höre mir die STELLE wieder und wieder an und kapiere mehr und mehr, wie hier text funktioniert. sage begeistert: wie schön! und merke wie reziprok der nach.empfundene text hier, also nicht bei.goetz, sondern in der hiesigen kammer, eben GENAU SO oft nicht funktioniert (vielleicht gerade noch in dem nacht.text).

das macht natürlich traurig, mich noch bisschen kleiner und goetz noch bisschen anbetungs.würdiger größer.

und dann aber kommen noch zwei stellen, die wieder heiter machen. wie in einem pop.konzert, wo sich die schöne, mit der man gerade flirt.getanzt hat, sie sehr mit den sommer.nackt.füßen vor dem gesenkten blick diesen und das dahinter, was den blick dahin, auf die teasenden füße, steuert, teasend, unvermittelt abwendet, auf jenen füßen laufend verschwindet im dunkel der rauschenden nacht, dann also die musik einsetzt, so eine melodie, die voll abgeht, und man sich also wieder, ebenso augenblicklich wie eben sehr traurig, euphorisch aufheitert:

"und dann hat man sich selber wund und wüst und selber blöd geredet, wird heiter dadurch und muss lachen."

denn:

"ziel ist der rausch, von dem wir ausgegangen waren."