archiv.01.2002
 

02.01.09.01:48:24
ögyr
eine vorstellung von lucky

aLeezaBad wohnt an jenem ende des königs.wegs, an dem man gar keine häuser mehr vermutet, jenseits der leere des auto.hauses und der in büro.gebäude umgewandelten vorstadt (MERHABA war hier damals), die nachmittags gegen halb.fünf, als ich nach dem interview ihr haus verlasse, schon gänzlich licht.aus.gestorben ist. paar straßen weiter, auf dem zauber.berg.puppen.kamp, station gemacht auf dem weg zurück ins büro, um aLeezaBads und ruboz’ videos abzulegen, rauche ich verbotener weise eine.

denn das janus.köpfige spät.nachmittags.dämmer.licht tut so meinem herzchen ganz gut.

aLeezaBad und ruboz machen experimental.videos. ich berichte darüber. bos macht fotos und blitzt zwischen die worte. bilder über bildner. bildhauer auf 8.mm.film fällt mir als überschrift ein, die ich aber später wieder verwerfe. in der wohnung von aLeezaBad ist so eine bibliotheks.atmosphäre. sehr von gestern und also in der unerträglichkeit des heute.heute.seins sehr sympathisch lungern darin dunkle, alte möbel rum und drängen den rest tag.licht raus auf die straße, wo auch nicht mehr viel davon übrig ist. (auf dem hin.und.weg.weg beobachtet: ein blondes schönes mädchen denkt über den kauf eines autos nach und fährt auf dem park.platz neben dem auto.haus paar probe.runden. der auto.verkäufer neben ihr auf dem beifahrer.sitz, der jetzt gerne seine hand auf ihr schwarz bestrumpftes knie legen würde oder dessen schwanz gerne der schalt.hebel wäre, an dem ihre hand nervös auf und ab geht, denkt: frau am steuer, das wird teuer.)

aLeezaBad sagt, was ich später im artikel zitiere: "die filme laufen im leben. da spielen sich die unbeschreiblichsten dinge ab. man muss nur auf den knopf drücken." während aLeezaBad das sagt, drücke ich gerade an dem kuli.knopf rum, auf und ab, und finde das sehr beziehungs.reich und filmisch. bos blitzt.

in aLeezaBads wohnung finden sich echos von ihrer früheren tätigkeit als archäologin. eine stille forscherin in der vor.vergangenheit versammelt den schotter um sich, eine griechische männer.büste, pyramiden.darstellungen, die steuer.erklärung mit noch was abgelegtem oben drauf, redet aber über ihr film.schaffen in terms of macht.des.gegenwärtigen. (der angriff der gegenwart auf die übrige zeit, alexander.kluge.) dass da nix geplant werde, sondern eher so geschehe. geschichte wird gemacht und eben nicht ge.macht. oder so. aLeezaBad ist, wenn sie das sagt, die brille, die total scheiße aussieht, absetzt, irgendwie plötzlich total schön. und ruboz, der arbeitslos ist und so aussieht, wie sich schröder und seine spezial.demografischen konsorten einen arbeitslosen vorstellen, sitzt, als er ihn mir zeigt, fasziniert vor seinem video, vor dem ich auch fasziniert sitze, weil das tolle bilder sind. arbeitslose unter sich, denke ich, gemeinde mich ein, und dass in der abwesenheit von erwerb kreativität entsteht, leise, aber doch so unheimlich, unheimisch intensiv.

ruboz hatte ich schon mal porträtiert für die zeitung, 1998, heißer sommer, im künstlerhaus schwentine.schule. draußen hatte mich ioerg.b., alkoholiker, vor allem aber künstler und so warm.herzig, wie es ein non.alcoholic niemals sein kann, begrüßt, indem er mir einen monster.korn in ein viel zu großes glas randvoll einschenkte. aus höflichkeit hatte ich das glas geleert, freundlich prostend, und hinterher einen irgendwie sehr beschwingten und wirklich sehr guten artikel über ruboz geschrieben. darin zitierte ich ioerg.b., der ruboz’ ausstellung eröffnet hatte, sehr betrunken sehr schlaue sachen sagend, die druck.reif waren.

das künstler.haus haben die herrschenden später abgerissen, weil sie platz für eine straße der besten brauchten.

in dem künstler.haus, das schwer dreckig und müllig war, hatte ich mich bei den mehreren berichten daraus in jenem schwer.heißen sommer 98 sehr wohl.gefühlt. einmal trinkend mit ioerg.b., hatte ich kurz überlegt, ob ich fragen sollte, ob ich da einziehen dürfe (ich wollte ja auch immer in die hansa.48 einziehen, habe mich aber niemals getraut zu fragen). ich würde auch kunst machen, eher schwer dreckige und müllige. aber ich war hier ja als zeitungs.mann, also hatte ich mich nicht getraut.

das 21.jährige sehr abgerissene punk.mädchen im hof (neben ihr ihr zauseliger hund wie ein zärtlicher und treu wissender begleiter), fluchend wühlend in einem alt.glas.container. ihre schrei.roten unglaublich schönen haare. sie ist auf dope, hatte ioerg.b. gesagt, freundschaftlich, erklärend. und ich fand dieses mädchen damals so unendlich sympathisch. und noch heute in der erinnerung.

ach ...

aLeezaBad erzählt zurückhaltend von ihrem film.schaffen, ihren dokus, den wettbewerbs.preisen und den noch.nicht.wettbewerbs.preisen, von dem eher experimentellen. auf dem schirm sehe ich die filme, die viel mehr sagen, als aLeezaBad und ruboz sagen, weil DAS ihre sprache ist, nicht die, wenn sie einer fragt, was macht ihr denn so im film, für die zeitung.

ich müsste ganz anders darüber schreiben, als ich darüber dann schreibe. die frage, welches medium man wählt. die frage nach dem überhaupt.und.alles, die sich hier stellt, in dieser dunkel ausströmenden wohnung einer licht.bildnerin. das bleibt alles unbeantwortet.

ich gehe raus, rede noch mit bos über die fotos, die er geblitzt hat, die vielleicht bisschen mehr sagen als mein text für die zeitung sagen wird? ich rade auf den zauber.berg hoch. ich rauche dort, was herz.physiologisch nicht angesagt ist, aber psychologisch. und jetzt möchte ich mit ioerg.b., aLeezaBad und ruboz trinken und kiffen. und das punk.mädchen soll auch dabei sein. und ihr hund, der mich wie einen fremden bekannten beschnüffelt. und dann machen wir filme zusammen und zusammen texte und malen zusammen und machen zusammen sex und kunst und leben zusammen und schaffen zusammen eine neue welt. mitten im chaos, mitten in unserer leere, die unsere nähe ist. und morgen wachen wir auf und es ist revolution.


02.01.12.04:25:36
ögyr
am.pol.pool

wie auf dem rück.marsch vom pol, wo man die zur neige gehenden zünd.hölzer hütet wie granat.äpfel und mehrfach sicher geht, dass sie in dem auf.gewickelten leinen.säckchen auch ganz sicher trocken bleiben, rollt gen.j. das schwarzer.krauser.päckchen wieder zusammen, nachdem er sich eine gedreht hat. das schmale ende der selbst.gekurbelten steckt zwischen seinen nervösen lippen, die gerade geredet haben und jetzt den saug.reflex vor.üben, das breitere ende zündet er an, so dass der vorne heraus.ragende tabak, der genauso zwirnig wie seine haare ist, ein bisschen stich.flammig aufglimmt und beim schnellen abbrand in diesem ersten, plötzlich nach dem gemeinsamen gelächter wieder ernsten zug jenen gedanken an die kerze weckt, die an zwei enden schnell verbrennt oder auch abfackelt wie hier die gegen.seitig mitgeteilten und eilig und aufs vor.eilige hin.gedrechselten überlegungen.

bilder aus dem bilder.buch der auf die ein.mann.paar.teien zurück.geworfenen radikalen.linken.

die medien.theorie auf die schnelle materialisiert im absinth (wie trinkt man den, wo holt bartels den most?), ein bisschen sich wie künstler fühlend, zumindest aber ein gefühl von kunst entwickelnd im gegen.über des zum beispiel reiter.stand.bilds vom groß.deutschen kaiser von windhuk, gibt, wie man doch so schön sagt, ein wort das andere, verwechseln sich die klinken an den jeweiligen eingängen, wo offene türen zum einrennen einladen. marx am stamm.tisch. der rausche.bart des roten knecht.ruprecht mit den engeln (und ihren zungen) an seiner seite. man könnte das erkenntnis nennen. immer noch. immer noch wie irr und süchtig daran werdend, an diesem stoff der diskurse. gen.c. gesteht, er wolle und müsse endlich mal wieder politik machen.

wir beide aber, über die zuckenden schultern von gen.j. hinweg, fragen uns, welche schule.des.schauspiels den vorhang so seidig hebt, wie die brüste der frau an der seite des regie.debütanten am neben.tisch das weiße satin darüber, das mit jedem atem.zug ein wenig im licht der lampe über dem tisch glänzt. einen kurzen augen.blick lang der hebung. und wir senken die lider als wissende darüber, breiten die verschwiegenheit des einverständnisses über ihre schenkel (hübsche schwarze pumps), die unter dem tisch im rhythmus des gesprächs sich auftun und wieder verschließen.

gen.j. erzählt die anekdote von der avanti.frau (auch avanti.frauen haben erogene zonen, die noch empfindlich für vorsichtige berührungen sind, sehr wahrscheinlich wenigstens - und vielleicht empfindlicher als unsere, die von der horn.haut der antastbarkeit am wall stumpf wurden), die in dem taxi nicht mitfahren wollte. nicht aber weil ein kurdischer genosse den mercedes lenkte, sondern weil er einen mercedes lenkte.

bilder aus den bilder.büchern von bilder.buch.frauen am abhang des falschen bewusstseins.

über astra.nummer.4 wäre ein sonett zu schreiben, regt gen.c. an, während ich schon die zeilen auswürfle über dem und über den busen der schönen frau am nachbar.tisch und über dem und über den up.skirt der frau am tisch hinter uns in der seventeen.school.girl.uniform. es wird doch schon längst wieder gedichtet, je dichter mann wird. und es wird schon wieder hell.

auf dem klo im hanging.garden hängt mein schwanz im garten des NETZES, das über der pissoir.schüssel hängt, damit der ABFLUSS nicht verstopft wird. mit der oberflächen.spannung meines urins male ich als lümmel.tüte, die an allen enden brennt, figuren auf das netz, kurz.lebig, weil der abfluss sie weg.saugt.

saugen. zungen. der weg ist das ziel. nur mit gummi.

die frau des regie.debütanten redet noch immer. vielleicht redet sie was von brüsten. oder sie sagt "tittchen", weil das white.russian.satin.mäßiger klingt. wieviel trink.geld man in der neuen währungs.werbung gibt.

draußen im schnee hatten wir wieder alles schon verstanden. und stapften die paar meter vor der gabelung der jeweiligen wege (zwei männer im schnee). an der lessing.platz.post vorbei dachte ich plötzlich "ring.parabel" und an kollegin.a., die paar stunden vorher da vor mir durch den da schon fallenden schnee gefahren war auf ihrem rad zu dem gemeinsamen termin und irgendwie einverstanden. und wo ich ganz prinzipiell darüber nachgedacht hatte, wie frauen auf damen.satteln von hinten aussehen, wenn sie also vor einem fahren. ich hatte danach, nach dem gemeinsamen termin, ein mode.getränk im edeka gekauft, war wieder zurück.gefahren ins büro, hatte dort an anzeigen.layouts gelötet und war mir unklar darüber gewesen, ob ich hinterher zuhause schreiben und hinterher wichsen sollte oder im hanging.garden mit genossen trinken. ich hatte mich für letzteres entschieden und eine geraucht und dann, wieder zuhause, noch mit reset.rest von schnee auf der einen augen.braue (poetischer wäre gewesen, er schmölze mir noch auf der dürren maulwurfs.lippe) diesen text geschrieben.


02.01.13.09:12:00
arne
am.pol.pool

schreibe auch gerade über einen kurzzeitraum für einen kleinen text tagebuch und hänge in zwängen: was man nicht alles so macht für ein "was man nicht alles so macht". die summe des alltags bekommt wie immer etwas abstruses. dagegen stehen die ritualisierten/organisierten täglichen verrichtungen: morgens kind und zeitung ins bett holen, post, emails, mittagsschlaf etc. - deren verrichtungssumme sich im tagebuch besser selbst wegkürzt. mit dem ergebnis, daß nicht sein konnte, was nachher nicht dasteht. aber, will man das? das in der selbstwahrnehmung retrospektiv gelebte zu ungelebter zeit mutiert. und doch hat jeder tag seine spitzen, die für andere abzuschlagen sich lohnt. ich finde deine einträge hier deswegen so gut, weil sie mir dich näherbringen, ohne daß wir uns dafür verabreden, betrinken oder sonstwas machen müssen. und sie sind unaufdringlich: ich entscheide, wann ich was von dir wissen will. eben wollte ich und fing für zwei stunden feuer. - die frage: wer soll das alles lesen? muß an den frager zurückgegeben werden. bringt nichts: genausogut könnte man über dem kanon der weltliteratur fragen: wer soll das alles lesen? jeder nichttrottel natürlich, der lebensintensivierend auf sich einwirken will. der rest soll weiterdumpfen. oder, noch besser, übers leben fragen: wer soll das alles leben? hörte an einem montagmorgen mal eine frau im bus sagen: "schade, daß heute noch nicht freitag ist!" und dacht: alte, du bist so bekloppt, lebst doch nicht nur, damit deine arme zeit vergeht; lebst doch nicht nur zum sterben...


02.01.19.02:08:29
ögyr
ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht

ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht und wüsste nichts von alledem? ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht und wüsste nichts von alledem? ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht und wüsste nichts von alledem? hallo schatzi, so geflüstert in die muschel, dass mein halbes ohr im anderen wirr.gespräch es noch hören kann und muss und soll. ich muss heute arbeiten.

muss ich gar nicht. bin als gast da, zahle eintritt und die getränke an der tränke und höre zum ersten mal seit x monaten ein rock.konzert wie alle anderen, nicht schreibend, ohne notiz, also ohne auftrag.

und sammelst meine leeren flaschen ein ohne ein wort.

als wunsch fürs neue lebens.jahr im jahrzehnt.der.schönen.texte wurde mir neulich empfohlen, wild- und klugheit mögen nicht nur in die tasten hauen. deshalb also, um das direkt mal auszuprobieren, bin ich zu dem konzert hin, ohne schrift. aber im treppenhaus schon runter noch mal hoch, weil den block vergessen und den stift und so irgendwie doch zu nackt. in rock.finsternis dann doch darein gescribbt den satz, weil er rhythmisch klingt, wenn man ihn richtig spricht: "ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht und wüsste nichts von alledem?" -’-’, -’-’ / -’-’-’-’?

also wieder mitten drin. ungewaschener text: der gitarrist, heißt es, um sein dauer.strahlen zu erklären, sei gerade frisch verliebt. zum beispiel. in der pause verlagert sich die sache richtung tresen zum getränke fassen. junge männer, im schlepptau junge frauen. den liebes.zustand, frisch, gefestigt oder jahre.alt, kann man mit dem zoll.stock messen. peilen über den kuli. kadrieren des bild.schattens, den das in zeilen wirft. so rein wirft wie einen würfel ins spiel oder die münze beim "pinschern". zoom. re.zoom. im weit.winkel sieht man den dürren gitarristen von "ilse lau" stark verzerrt an sich und der gitarre rum.spielen. der kult der verschrobenheit, des schratigen, voll sympathetisch. rumms, da geht die trommel los. unisono.salven aus den boxen, dass es klirrt.

und schwirrt, wenn ich dich seh’.

am tag war vorher dies gewesen: streit unter kommunisten (solchen, die es mal werden wollen, auch noch mit knapp 40, und solchen, die es mal waren, nun mitte 50) über den mehr.wert. nicht aber der übliche theorie.diskurs, sondern ganz praktisch tariflich zwischen arbeit.abgeber und arbeit.annehmer, beide so genannte unter.nehmer, wer den behalten darf. ergebnis: den mehr.wert streicht der ein, der die arbeit nicht geleistet hat. ganz wie im "richtigen" leben also, das mal wieder sehr falsch ist. später der diskurs unter den arbeit.annehmern, ob sie solche arbeit noch annehmen wollen. überhaupt: die sache mit der arbeit. das zu viel davon für zu wenig mehr.wert, der woanders anfällt, aufläuft und coupons druckt, mit denen man geschnitten wird, wenn man arbeit.annehmer ist. so ist das, so war das, so wird das vermutlich bleiben. und genau davon ist also nichts zu halten.

kein halten mehr. soll ich dich jetzt einfach küssen, überfall.artig, wild und klug und diesmal nicht auf die tastatur? nein, soll ich nicht! lieber tastatur.anbetungs.anpassungs.antastbarkeit. später. nacht. keine frau für niemand.

das olle ding, freilich, wird dadurch nicht schärfer, dass man es immer wieder durch die mühle der exegese dreht. ohne die liebenden ist das nämlich nichts als die luft, von der allein sich nicht leben lässt. vom brot schon. und von "kaltes klares wasser" (MALARIA feat. me, tanzend den beat im stereo.heim.kino puppen.kamp).

gefängnis. hinter gitter jetzt! - sieht ja irre aus!

die andere sache vorher am tag war dies gewesen: die photo.shop.skills der montage für den mehr.wert eingesetzt, zaubern einen neuen kopf auf den "ZIGEUNER.BARON". mehr black.hair, bisschen jünger, feuriger bitte und mehr paprika statt schokolade. bon! das plakat.bild eben fertig, muss ich, auch ’ne olle geschichte, ganz exorbitant furzen. besser: pupen. ich pupe also und grolle nicht wie später, viel später, nachts schon, die gittaren von "ilse lau".

und (ich kann’s nicht lassen, ich kann nichts bei mir behalten) schwindel, wenn ich dichte.

die kunst des (sich) ver.schreibens beruht manchmal nur auf einem bewusst falsch gesetzten buch.staben, wenn die gitarren grollen. hallo, hören sie? den schatz gehoben aus dem augenblick, dem seitlich spähen, die aug.äpfel in den winkel gedreht, um nicht verräterisch den kopf zu wenden, in dem sie nur noch un.scharf sehen. aber noch schreiben.

zurück durch den park. nochmal den kuli gezogen, um was sofort, im moment des grab.mäßig schwarzen einfallens der tränen.wangen, auf karo.papier zu rotzen. rumms! da steht es. eindringlich. eindringend in die wohnung, schallt mir freuden.geheul entgegen (explosionen von den waffen einer frau). angekommene am end.punkt der heutigen nacht. ja denkst’de denn, ich hör’ das nicht und wüsste nichts von alledem? weitermachen, befehlen die tasten - TROTZ ALLEDEM!


02.01.30.23:17:18
ögyr
vernetzungs.verwesung

aus der text.küche direkt ins netz.all.meiner.vernetzungs.verwesungen: "ich wusste, ich bin in eine schlimme sache geraten." brecht 1930 (drei.groschen.prozess), in auseinandersetzung mit den geld.gebern der (damals) neuen medien. good ol’ bertolt hat recht, immer noch. die schlimmen sachen lauern. seit tagen auf recherche unterwegs für die paar hundert zeilen, die mein brot sind. neuer tv.anbieter in der KERN.region, genauer: 2 neue anbieter, die auf dem neuen lokal.kanal programm und einander konkurrenz machen. ich spiele dazwischen das spiel, das "unabhängiger journalismus" heißt.

bitte artikel machen. also mache ich’s. ich bin ein lohn.abhängiger, damit sowieso "in eine schlimme sache geraten". aber hier - hier bietet man mir was: "möchten sie kaffee?" (ich hatte erst "kiffen" verstanden.) "nehmen sie doch von dem gebäck!" "möchten sie unsere moderatorin näher kennen lernen?" ich möchte letzteres, na klar. bisschen kaffee und gebäck vorher, gerne. ich schreibe mit, den o.ton aus den chef.etagen, deren zoll.stock in euro.skalen misst. sie taxieren mich. ich bin nach wellsee gefahren, auf dem rad durch sturm und regen. jetzt bin ich "schon nass". ich bin unterwegs als loyaler botschafter und volx.empfänger "meiner zeitung". neben dem studio des anbieters a, voll von schöner neuer, wohl.riechender elektronik (ein fest für ehemalige physik.studenten mit faible für "apparate"), baut "meine zeitung" ihr neues druck.zentrum. "da sind wir ja quasi bald nachbarn", lächelt mich der geschäfts.führer an. ob ich auch eine wolle? wir rauchen eine west, rot.weißes pack, das sich kollegial ("wir sind doch beide journalisten, nicht?") verbunden fühlt für einen virtuellen moment.

durch die studios. die hübschen redakteurinnen, anfang 20, freundlich grüßend. eine hat netz.strümpfe und pumps unter ihren schreib.tisch geräkelt. tolle dv.kameras, durch deren faden.kreuz.sucher ich die dauer.lächelnde moderatorin anschaue. "ist ja klasse", sage ich, meine die technik, aber der geschäfts.führer weiß längst, was ich wirklich denke: "steiler zahn, oder?", fragt er vertraulich flüsternd. ich nicke. ich schreibe in meinen block. modus gegen schüchternheit.

in den studios, manche gläsern, einsehbar für "die zuschauer", werkeln diese typen, die irgendwie so aussehen, als seien sie schon mit einem mtv.werbe.banner auf der kains.mal.stirn und mit handy.clip an der durch.trainierten hüfte geboren worden. sie rauchen total dynamisch. und wenn man sie was fragt, antworten sie in so einer sende.klar.sprache. die sind immer on.line. selbst das blonde girlie.gift, das neuen kaffee bringt. betörend hübsch natürlich wieder. sie sei "die tanja", sagt sie.

anbieter b sagt, dass anbieter a natürlich eher scheiße sei. aber das soll ich nicht schreiben, weil’s schlecht fürs geschäft sei. ich schreib’s also nicht. ich schreib‘ vielmehr drauf los. neben mir die vollen zettel mit aufzeichnungen. ich gucke nur manchmal drauf, wenn mir ein name fehlt. ich schreibe. das ist mein geschäft. und mit "queen margot" (vom lidl, blonde, bild.hübsche kassiererin) im glas verrichte ich das in jeder hinsicht so unprofessionell, dass ein professioneller text herauskommt, der gar nichts sagt über die blonden netz.strümpfe, das rauchen und die tollen dv.kameras, von denen ich gerne eine hätte, um "kunst zu produzieren".

in die bus.halte.stelle im gewerbe.gebiet am rand der stadt vor dem regen geflüchtet, zu früh angekommen und also wartend auf die fünf.minuten.vorher, in denen es sich schickt aufzulaufen am empfangs.tresen, mein fax vorzuzeigen, dass ich mit dem und dem chef jetzt gleich termin habe, gehe ich auf und ab. jemand hat mit edding auf das dürr gefaltete rote blech geschrieben, dass er "anuschka liebt und fickt". auch ein medium, so "ganz nah dran", wie ich es später im artikel dem lokal.tv attestiere. "fernsehen zum anfassen". im traum - schon vorher - fasse ich die moderatorin an. befühle sie. denn ich bin auf recherche. ich bin überhaupt immer "voll drauf", "on wire" und all das. "anuschka ficken!" und mit nassem haar, vom regen ganz durch.geweicht, betrete ich die schöne neue welt des medien.gelds. selbst ein medium, immer zwischen den stühlen - und ihren beinen und füßen.

nachts schreiben - schreiben, schreiben, schreiben. und nie ruhig, immer ein bisschen gehetzt. morgen um 12, nach dem heutigen rausch, ist presse.konferenz. "dazu laden wir sie herzlich ein." es wird schnittchen geben und hübsche brünette schnitten (so wie lovely lena) und sexy sekt. und das medien.wirksam aufgesetzte lachen wird sein der wichtigen, der schönen und erfolg.reichen, wenn mein foto.kollege im old.school.70er.parka sie ab.blitzt.


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