archiv.04.2003
 

03.04.01.00:41:55
ögyr
trainingsfrequenz: 130 bpm

rausgehen
rauchen
reinkommen
die fotosüßchen auf dem desktop blühen sich zu tode
rumlaufen
in der dreiwimmerhotelsweet
runterholen
von der wäscheleine auf dem und auf den boden
im drahtschapp
snips mailen
sniper mit dem blinden rohr
rausgehen
rauchen
reinkommen
ihre ELEGANTEN FÜSSE auf dem sofa blühen mich zu tode
rumlaufen
im dreizehenreptiliennest
raushobeln
herzschnitz im lindenbaum mit dem TASCHENMESSER
neulich
auf dem weg über land
mundwärts
im zelt total lau übergesetzt über den CHARONOZEAN
bei
hin und her immer wieder
und dabei eine derartige SEHNSUCHTSNUMMER geschoben
dass die sonne
errötete
beim untergehen
rausgehen
rauchen
reinkommen
mit dem letzten bisschen schlüpfergeruch
ausgehen
ausblenden
auskommen
die furcht des junkies vor dem wesentlichen
nämlich
dem AUSGEHEN DES STOFFS
zeichnet sich in seinen augen
als plan
rausgehen
automatisch romantisch
ziehen
vor den zug
mit kreuzen auf die kreuzung
sehr pathetisch
heimlich
den comic an die wand gehängt
das wirre
wilde
dingsda
war ich 1995 schwerst bekifft
hatte ordentlich einen
im tee im see
im STEINAUFGEBOCKTEN januar im schnee
und blut
und nebelmaschine
und keller
und
rausgehen
rauchen
reinkommen


03.04.04.14:48:12
ögyr
„i don’t care what you say is what i dare“ (trikolaus)

/ klick näher ran / denn die zunge ist kürzer als du denkst / der shaker mit den mädies kann klagloser sein / als du denkst / als du dachtest in sowas wie aushäusiger übernachtung / durch was wie nacht & fleisch & seiden/blues/en / und rosenblättrig ist mit einem mal auch dein verzichten / wankend und ergeben /


03.04.08.23:59:38
ögyr
ursachen der adipositas

ursachen der adipositas 1 (22:23)

beim essen von den reich gedeckten tischen
war ich nie gut. ich schlang die reste heimlich
in der küche, nagte fleisch von fischen.
entdeckte man mich dabei, war’s mir peinlich.

ich war nie gut bei allem, was mir zustand.
die furcht, der and’ren näpfe leer zu fressen,
ward schlimme schuld, ob der ich keine ruh’ fand,
und wer mich scholt, sah schüchternes entsetzen.

und dennoch bin ich dick und fett geworden,
ging aus den leim, man sah mich überborden,
den bauch als schuldbekenntnis vorgetragen.

ein traurig leiden, das kaum wer versteht,
in dessen darm nicht diese sehnsucht geht
so auf und ab wie in dem vollen magen.

---

ursachen der adipositas 2 (22:40)

die psyche liegt wie’n off’nes buch beim fressen:
auf seite eins schon steht halbfett geschrieben,
dass solch’ verzehren ist sich selbst vergessen
und sich auf keinen fall als selbst zu lieben.

sich einzuhelfen dumpfen stoff der sucht,
nicht protestantisch karg sein brot zu brechen,
ist vor dem sein, das nicht gewesen, flucht
und sich für diese schmach an sich zu rächen.

der tod fällt hin aus kalorienbomben,
die explosion der wucherung der weichen
verhallt im wildwuchs solcher katakomben,

verstummt lebendiges zu leeren leichen
und stopft in zweiter ordnung so das maul
dem trägen leib, der stinkt wie’n fisch so faul.

---

ursachen der adipositas 3 (22:58)

am ende sind selbst worte fett wie schmalz,
zergehen allzu leicht auf jener zunge,
die nicht voll kriegt von verzicht den hals -
das wasser steht bis dahin in der lunge.

der hass aufs selbst schlägt eingeigelt haken,
denn schnellen hasen glaubt man nicht den zwilling,
der schweißverzerrt nässt nächtlich seine laken,
der lahmt an lieb’ und leib, am silberschilling,

den man gezahlt für den verrat an sich
und für sich niemals in das gold’ne schwein.
dann ist die frage nicht mehr, ob, doch wann ich

kotz’ bulimisch verse in ein schrei’n
und sauf’ und fress’ und fick’ bis zum erbrechen
als wortmetz, der sich übt im sich erstechen.

reflex:

in kaum einer halben stunde drei sonette raus zu kotzen ist ein suchtphänomen. reziprok zum fressanfall ist das insofern 1.zu.1, als der kopf zwar klar ist, aber eben nur KLAR WIE KLOSSBRÜHE. der fressanfall ist, egal ob rein oder raus, egal welche öffnung hier jeweils tätig ist, oben oder unten, ein körperlicher vorgang. die kontrolle der zuführungs- wie der ausscheidungsorgane wird dem kind als herrschaftsfunktion beigebracht. das ist schmerzhaft. reinlassen und rauslassen, willkürliche steuerung von stoffflüssen sind ästhetisierende kulturtechniken, die erlernt werden müssen und also unnatürlich sind. mit dem löffel wird der brei an den lippen abgestrichen, die sich wehren, indem sie sprechen lernen. „unser täglich brot gib uns heute“ ist eher eine drohung als eine verheißung. denn wenn erst die moral und dann das fressen kommt, züchtet man homunculi, die ihr brot im schweiße ihre angesichts fressen werden und sich zum scheißen auf „stille örtchen“ zurückziehen. man scheißt nicht in die gute stube, verrichtet nicht öffentlich. und damit wird der vorgang einsam, also unkontrollierbar, also eigensinnig. die latrine wird zum fluchtpunkt wie die speisekammer. nachts gehen leichen wie wiedergänger immer wieder ans türchen, das keinen schließmuskel hat. ich hab’ mal geschrieben, dass ich nichts bei mir behalten könne. ich habe ausfluss und der braucht ständig nachfüllung von oben, vom kopf, dem sklaven des körpers.


03.04.15.02:00:19
ögyr
am sonntag nach dem 1. frühlings.vollmond

der vollmond nimmt schon
wieder ab, oder doch noch zu,
die feiste beule?
wir steh’n schon wieder auf!

die woche mit dem k davor,
in der herrn k.
das liebchen täglich kommt
und mir der g.punkt nur als fantasie.

am sonntag nach dem 1. frühlings.vollmond
brennen feuer
und menstruieren junge frau’n
im weh.weh.weh (ihres angesichts).

und kreuze tragen
eine last nach hause,
gehen aus ins licht
und kommen heim in nacht.

doch nicht in mich
und meine schüchterne behausung.
da wohnt das licht
als kerzen.recke flammend.


03.04.17.00:02:11
ögyr
verzichts.vorrichtung

sieh, die verzichts.vorrichtung,
das tragwerk, gehalten
von geschraubtem rost
und losen müttern,

die ihren brüsten
forderung vorangestellt:
die liebeslaube so & so
und and’ren bau als diesen.

sieh, die fallbeil.stricke:
vor wolken.karzern
fall’ ich luftig
auf die knie

und mache herzbub.beugen,
20 stück am stück,
und stück für stück
komm’ ich euch sportlich näher.

und blicke ferner
aus den türmen,
rapunzel.haare
allzu (pig.tails) zopfig.

sieh mich an, mich balancieren
auf den trossen,
stahl für stahl für sinn vom nie
da oben, liebend oben


03.04.18.23:52:59
ögyr
herz & mund & tat & leben

und plötzlich
hab’ ich den mund frei
von der zunge,
kann wieder reben lesen,

kann singen wie
ein junger gott
und nacht.gefalteter,
der schläft und schlüpft.

verzehre mein verzehren
mit karies.biss,
das loch erspäht
im munde und im grunde.

ich rauch’ als schlot chemie der gene
und sende, ja, dich schöne
aus ins land, gelobt aus licht,
in finsternis.


03.04.24.02:35:00
ögyr
vom fleck weg

ei, blut, kakao
– und schöne mädchen
sand im muffen.sausen
aller rädchen

die ein getriebe angetrieben
ein zu geschwindes
wort vom lieben
ausgeschwitzt und durchgeschwindelt.

im heu die heirat
die vom fleck weg kündet
was nicht zusammen kommt
sich unbefleckt verbündet

wovon nur einer schwört
dass ewig sei
was noch im gang ist
unvergänglich.

das zeilen.beil köpft
eine motte im gerippe
aus heizung, licht und ständer
für seiden.frauen.wäsche.

nur eine nase davon voll
nur einen fleck weg von
ei, blut, kakao
– und schönen mädchen.


03.04.24.17:15:10
ögyr
in erwartung dessen

im gleichmaß der tage
beginnt irgendwann nachmittags
das warten.
warten auf erlösung,

das kreuz
im richtigen kreis,
eine million heartbeats
weiter, wahllos.

in ständiger erwartung
der richtigen antwort auf
die falsche frage,
aufs loslassen,

besser: losgelassen werden
auf einen kuss im garten,
heimlichkeiten
zwischen halmen,

nur einen,
den entscheidenden
heartbeat weiter,
wahllos aussetzend.


03.04.28.23:55:37
ögyr
orangenhäutchen

„die nacht schläft tiefer,
ihre wange bleicher“ als
büchner, georg
reimer

orangenhäutchen,
dein nachgewachsnes hymen
als hymne,
die ich sing

und sage
vom vergessen das,
was zu vergessen ist,
als erinnerung

wo ich züchtig bin,
bin ich kein zungenkuss,
nur noch nicht
agnusdeizüchter

nicht zuhaus und belichter,
der den film im wasserglas
als sturm, shakespeare,
wellt, aber nein, new wavet


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