14 sonette

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1: zwie.licht

ich zwing die abend.lichte in die knie,
red was, das wie reben.rede klingt.
verfrühter herbst, im winter lag das vieh
auf scheiter.haufen, der nach frühling stinkt.

der tanz wie immer lügend auf dem mond.
ein jeder schritt des fußes ganzer tango,
der keine blonde sohle hat verschont.
im not.fall ist die knarre immer rambo!

ein feld wiegt sinnlich seine blüten.köpfe,
das blatt, entsprungen heiter aus der knospe,
macht kreuz bei grün und nicht beim rot des bluts.

ich aber nähe abgesprungne knöpfe
an den wanst, bin opfer und die hostie,
bin blonde bestie und doch guten muts.


2: royals

was adelt in collagen jedes bild?
wer fegt den hut des tods vom everest?
wo ruht die krone angeschossnen wilds?
wer schenkt mir schenkel und den ewgen rest?

der rosa riese unter seinen zwergen
stöhnt wie guliver, gepackt am schopfe.
die dickste rampen.sau der schwarzen schergen
sagt auch nur, dass sie höchstens mal dran klopfe.

die schienen vor dem tore, glatt ins nichts.
die heißen schlote brennen für barone.
und den junkern blüht das kraut des wichts.

in fernen ländern wohnten fremde menschen,
ihr futter war das öl für die kanone.
nur blinde nacht und ruf daraus: attention!


3: bau des baumes

schon wieder blau. inmitten meines safts
wächst kapilar.kraft aus der schönen ritze.
am ende dieses selbst.gerechten schafts
blüht blatt auf noch ein blatt zerschriebner witze.

der eich.baum ragt, die buche räkelt sich
und linden stehen artig vor den toren.
ich schnitt manch liebes herz aus mädchen.brüsten
und schnitzte mich herein in solche nacht.

die messer glänzten ihrer schneiden wacht
ins schwirren von geladenen gelüsten.
ein zittern, wenn wir aneinander froren.

ein bluten, wenn an diesem aste sich
erhängte, der durch ihre bäume schlich
und fragte, wie er heißt, der wüterich.


4: nach.t.bar.in

der letzte drink für diese blaue stunde
gilt dir, du schöne, nochmal auserkorne.
ich schmeiß nochmal für alle eine runde,
bevor ich schreib nochmal das oft beschworne.

der letzte vers für diese sommer.nacht
gilt dir, ja klar, wem sonst als immer dir!
ich schlage sie, mit wort, die letzte schlacht,
denn niemals dort bin ich, bei dir, doch hier.

das letzte boot von sinkender titanic,
der letzte schrei der mörder an den kreuzen,
für dich gerufen aus der dunklen panik.

für dich ist alles, was ich sehnend rief,
für dich ist auch mein letztes nase schnäuzen.
und träumte ich von dir, ich träumte tief.


5: eis.bär

kleiner eis.bär, um den hals den schal,
auf der scholle treibend bist du hier
bei mir. dein angesicht ist meine qual,
dein kuss.mund nimmer meines sehnens zier.

der eis.berg riss in meinen leib das leck.
ich sank nach kaum drei stunden in die tiefe.
das war in klarer sternen.nacht mein zweck,
dass ich nicht mehr mit deinen augen schliefe.

und auf dem kopf die schwarze winter.mütze
schaust du in meine düstren liebes.augen,
fragst nicht, was meine liebe dir noch nützte.

dein fell ist haut, die schönste aller frauen.
mein mantel schützt mich nicht vor deiner kälte.
am pol baun forscher ihre leeren zelte.


6: letzte nacht

letzte nacht war ich am nutten.wall.
ich zahlte viel für mein vertrautes träumen.
im letzten song war noch der zarte hall
von deiner stimme und aus deinem schäumen.

trunken schritt ich aus der letzten nacht.
mein gang war schwankend und mein sehnen innig.
du hast mich immer wieder ausgelacht.
und dennoch war das alles mehr als stimmig.

ich gehe und ich komme immer wieder.
ich war in dir der schwimmer, wimmer.lieder
sang ich aus meiner schwindelnd einsamkeit.

die letzte nacht ist immer noch gescheit.
ich sinke, singe traurig und verinne
in deinem meer, wo ich nochmal beginne.


7: sweet summer

am morgen fuhr ich mitten durch die wolke
aus staub, vergangenheit und neuen trümmern.
ein bagger grub sich wie ne käfer.meute,
wie raben durch gestein in todes.zimmern.

ein bart mit tolle schrie was von dem volke,
am straßen.rand zerstanden sich die leute
bein um bein, versanken in das flimmern.
der morgen war wie gestern war schon heute.

das sonnen.tier trank bier auf dem balkon.
die mond.bar machte grade schläfrig dicht.
ein krankenhaus aus nonnen detonierte.

der bagger schwang die schaufel, der waggon
war voll von menschen.fleisch und scharfgericht,
als ich den schlimmen song froh intonierte.


8: drei.eck dirt.bag

drei.käse.hoch stak ich im winter.speck.
der war so ausgelassen, eine schwarte
unter dünner haut, sonst nichts als dreck.
ich setzte nochmal auf die falsche karte.

gib nochmal saft her, mach dich nochmal nass,
befahl mir eine ganz schön dicke dirne.
ich hab kein haus, kein dach und keinen pass,
nur dieses mutter.mal auf meiner stirne.

sie machte feuer unter meinem hintern,
zog nägel aus dem rostig kreuz.stab.fach.
wir sägten schwarzes eis zum überwintern.

drei.käse.hoch ist schmaler proviant.
wir liebten uns und machten dabei krach,
wir schlugen uns wie nägel in die wand.


9: vier.eckige schlote

malewitschs schwarz.quadrat am strick gehenkt,
das ohr van.gogh bald wieder angenäht,
das dunkle loch auf einen stab gesenkt,
das rettende kommt wiedermal zu spät.

im januar befreiten sie das lager
und die zu knochen.mark entarteten.
ein märz aus fetten kuchen war so mager,
so dünn die beute des erwarteten.

wie tote standen überlebende.
im hain verdorrten liebes.schwangre knospen.
wir schwiegen als darüber redende.

man stritt sich später jahr um jahr um kosten,
um das gewand der still verblutenden.
ein tag noch, eine nacht geschundenen!


10: glatze

in sümpfen ist das wasser dick wie soße,
wie ketchup dickt das blut ein in der ader.
urin wie scharfer senf im mädchen.schoße
würzt gräber.felder auf dem gottes.acker.

zähigkeit, erstarrter fluss, gefrierend
nähern sich die aufgesprungnen lippen.
das kuss.maul klafft wie ofen der begierden.
ein schwelen, koksen, rosen.hitzig wippen

mensch an mensch und trost an trost getost
von wellen.tal zu gischt.zerstobnem brecher.
ich komme schon, schreit laut der schwarze rächer.

die sichel geht in fleisch, der hammer kost
zertrümmernd ein gebein auf der matratze.
rasierter tod hat unten eine glatze.


11: in halmen hinter gittern

ein weg zur lichtung schritt durch das gebäum,
schlang sich wie weicher arm um schwanen.hälse.
dass ich darum den letzten bus versäum,
macht mich jetzt warm an deiner großen kälte.

du sahst mich an wie man ein nahend unheil
sieht, erschrocken und voll süßer furcht.
ich schlich mich schüchtern an, ich tat nichts kund, weil
ich nicht wollte, dass mein großer durst

an dir gestillt, an deiner dürren brust
ein blut.bad trank, das dich alsbald verzehrte
und störte deine schilf.verspielte lust.

gewächs wie gitter wuchs um das begehrte.
gardinen wehen jetzt im sturm am fenster.
ich seh hinaus und dich und die gespenster.


12: kranz.geld der sonette

der juni.mund lässt schüchtern seine lippen
herab aufs land, auf feld und weg und bäume.
er küsst auch jene, die sich keifend stritten,
geht leis besohlt wie wächter durch die räume.

er schließt noch ab, bevor er endlich geht.
er macht die fenster zu, damit kein regen
nässte dich auf ungezognem beet,
und zahlte deinen vätern, die auf stegen

angeln nach dem fisch aus düstrem grunde,
das kranz.geld für sonette und den fang,
den pflanzt ein zufall in die fischer.netze.

am runden tisch macht das sonett die runde.
forward geht es durch die mails, entlang
der leitung wie im juni.mund die hetze.


13: ich.tausch.maschine

ich habe so komplexe, militärisch
und auch industriell, wenn ich dich seh.
ich panzer.fauste mich in dich gefährlich,
ich mach aus augen.blicken mir ein weh.

raketen stelle ich vor deine fenster,
die zünd.schnur webe ich ins internet.
bin explosiv und rappe mich als gangster
in deine fugen, bin darin das fett.

rapunzel, tausch dein scham.haar nur mit mir!
schlag gesichte aus ergebnem erz,
male lippen röter als beim tier!

die sowjet.blut.maschine tauscht dein herz
noch einmal gegen meine nächtge lunge.
mach die aorta auf zu unsrer stunde!


14: vernarrt

der narr ist närrisch, kapital der kappe
bringt zinsen ein und mehrwert auf das konto
all der worte, die mit großer klappe
gesagt, getan nicht sind im rüschen.rondo

des heftig ausgetrunknen liebes.dursts.
nur heiße luft und eingebrannte küsse,
ein ausgeatmetes wie sehnsuchts.furz
umleckt als zärtlichkeit auch scharfe bisse.

die letzte nacht, das allerletzte boot,
der erste schrei, am nabel hängend noch,
ist nichts als künstlich wort.gewandte not.

was mir aus juni.mundes lippen kroch,
geht aus und ein in kneipen.schwangrem kot.
ein narr, wer senkt in deinen brunnen lot.