(100 gedichte)

(02.04 - 03.03)

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wünsch dir was

trip.hop.sehnsuchts.tröpfchen an den fenstern,
frühling geht als winter in den schluss.verkauf.
’n wonne.monat für ’ne wumme von ewig.gestern,
immer noch ein eis.kügelchen in meinem lauf,
das wünsch’ ich mir.

lesen, schreiben, rechnen und nicht jammern
mit der nacht am vollen heule.mond.
fährt heimwärts in schon feuchte folter.kammern
einsamer golf von einsamem mädchen drin bewohnt,
das wünsch’ ich mir.

mach’s maul auf, immer feste in die fresse
treten dem system der schweine, hieß die stockung.
was ich jetzt jedoch von gut gedeckten tischen lecke,
deckt sich nicht mit der verlockung,
die wünsch’ ich mir.

münchhausen in ’nem freuden.haus in münchen,
am schopf gezogen wie ein zahn geschlagen in den sumpf
von hamburgs prager straßen.nüttchen
mit analytisch scharf verschoss’nem stumpf,
den wünsch’ ich mir.

verknallte knarre stets im anschlag
trommelnd funken aus dem leib.gestein,
geschäfts.führung ohne auftrag
für’s sein und nicht mehr schrei’n,
das wünsch’ ich mir.


true benchmark

ein penner steht am bank.gestänge,
macht luft der blasen.enge,
sendet heißen strahl ins nichts,
das aus seinen augen bricht.

korn, den billigsten, den blauen!
und paar frauen zwischen schenkel hauen,
was man noch gerade hat als jägermeister,
ausgespien vom killer.konsens.kleister.

benchmark, share.holder.value, dax,
new economy im dsl und werbe.fax,
wem gehört die straße und der platz?

ziggies, tüten gegen kranken.kassen!
so verdammt von jedem cent verlassen
betteln wir vor’m kauf.haus um behausung,
wellness.drink und an der rampe um entlausung.

benchmark, share.holder.value, dax,
new economy im dsl und werbe.fax,
wem gehört die straße und der platz?

krank? in echt, wer ist hier krank?
wer fettig und nicht sportlich schlank?
wer reibacht, scheffelt und diätet,
und wen dagegen eine hacke jätet?


ich bin ein hit.single

be a star, so far, so far, jetzt kommt die werbung ...
und ’ne madonna zahlt den single.hit der woche
in der hüften-, spreizbein-, pussy.währung,
macht das gut, das macht sie mir so gut, dass ich koche.

ich sehn’ mich blau.gepaust und noch und nöcher,
sing’ ihn mit so laut, den ich.bin.doch.wer.jingle,
will rein in solche blutig.blonden löcher:
doch, schade, ich bin leider nur ein hit.single.

ich bekoch’ mich selbst nicht, mach’ nie sauber,
bügel meine hemden nicht, trag’ unterhosen,
bis sie stinken, statt zu winken als hugo.boss.zauber.
ich bin ein hit.single, fest gebunden im total losen.

nur die liebe zählt, wenn du darauf nicht zählen kannst.
der herz.schmerz ist dein ganz privater hit.
wohin du mit keiner außer gierig’ hand mehr langst,
machst du dich für die rotation deiner single fit.

ich pass’ so gut in jede homme.sweet.homme.statistik,
bin leichte kost und cooler cookie für den porno.link
und für herren.gewitzte tresen.rabulistik.
mach mich frei für dein blond.geblendetes geblink!

jetzt ist die werbung aus und ich zappe.
wo ist der star, so far, so far, in meinem getingel?
dass ich dich gerne mal zum fressen gerne hätte,
sag’ ich nicht, trink tief aus und bin dein hit.single.


c(o)unt.down

„nenn’ es masochismus, ich nenne es bewegung“ (bernadette.la.hengst)

ich bin das fünfte rad am wagen,
ich bin das ab, nicht auf von wegen,
bin fünfter akt im stück vom nagen
am faulen pfahl an würm’gen stegen.

ich bin der vierte mann beim skat,
der verstohlen blicke schickt
auf’s null.ouvert in fahrt,
stich um stich und selber nicht gefickt.

ich bin der dritte mann im bunde,
für den kein loch mehr frei,
denn nur ins grab - imgrunde -
sp(r)itzt amor seinen pfeil.

nur zweiter bin ich dann geworden
im wettbewerb der scheiternden,
hab’ mich als hinke.fuß beworben,
experte für das weit gespreizte end’.

erster bin ich nur im klagen,
sich verzehrer seiner lust,
und hefte an den sonntags.kragen
all.täglich meinen sehnsuchts.frust.

die null hab’ ich gebracht
präzise auf den punkt.
noch in die nacht gemacht
wird kantig meine letzte rund’.


letzter tag in jüngster nacht

in letzter nacht war ich nicht jüngster tag
und bin auch heut’ nicht ein-, noch ausgegangen.
doch die, der ich so nicht zu füßen lag,
hat sich heut’ nacht an einen hals gehangen.

und der an sie, an ihre rosen.lippen,
und hat das apfel.fleisch, das sie gereicht,
gefressen, während ich verzehrte mich
nach solcher frucht, die mir bis morgen reicht.

und reichen muss in wüsten, wo die hippen
besensen mit so scharfen leibern sich,
so steil gezähnt ins flotte ineinander.

ich war nicht jüngster, sondern allerletzter,
hielt aus im täglich langen marsch als bester
und ging noch nachts, wohin ich heimlich wander’.


tutti.frutti.1

das süße beerchen wächst an ihrem strauch,
ist die magenta.frucht an brennend’ flügeln
und mein elfen.bein und knochen auch
und schaum gegaulter geifer in den zügeln.

früchtchen, exitus des pardieses,
bläst sich auf den ausgezehrten bauch.
nicht apfel, sondern blonde beere hieß es,
was würzte knobel.bechernd meinen schlauch.

engel haben flügel zwischen schenkeln,
wale harpuniere in der haut;
da bläst sie, sich so keuchend zu besprenkeln.

was im saft.verschmierten kleid die braut
auf oma.parties feiert ihren enkeln,
entlockt noch lippen lust.verzerrten laut.


tutti.frutti.2

sie ist die welt der nabel, eine birne,
wenn sie sich tanzt mit ihren breiten hüften
als licht.gestalt und dunkel glüh’nde dirne
aus schwarzem loch hinauf ins röcke lüften.

ihr heißer schweiß steht glänzend auf der stirne
und unterm arm geheimnisvoll mit düften,
die zerwirren angeschoss’ne hirne,
welche triebe aus den blüten züchten.

sie steht mit ausgefahr’nem lust.gebein
am straßen.rand des legendären strichs.
sie trinkt bezahlt den weiß gezapften wein

mir schüchtern mitten aus gebrechlichkeiten,
und eben, jetzt, oh jetzt, ja jetzt gebricht’s
ins finstere des lichts der alten zeiten.


tutti.frutti.3

beeren, die an ihren ästen knospen,
das vögeln in den lüften, auf den schwingen,
die den daedalust’gen eisern rosten,
müssen liederlich die lieder singen.

der tod sei nur das end’, was kann er kosten?
und welches dargebrachte kann er bringen?
wie schmecken eingelegt in wein die hostien?
und welche leiche würde nicht mehr stinken

in jüngster nacht am allerletzten tag,
den ich mit dir noch niemals zugebracht?
blutig zucken kreuzern die aromen

durchs nasse bein der schönen, die mir lag,
die meine zungen tausendfach gelabt,
und betet auf und ab auf dem abdomen.


nacht.gewächs

da kann man sich doch auch auf morgen freuen,
noch nicht gesagtes da wie speichelfluss
im mund- und waden.winkel, dort wo dräuen
lüste an der küste, meer und fluss.

man kann noch einmal nachgesetztes wahren,
bislang noch nicht zerschlag’ne liebes.keulen
mit „komme gleich“ an stumme wände fahren
und tragen somit in ihr nest die eulen.

man wird noch einmal flausch im frauen.schuh,
söckchen.schauer auf der nächt’gen lauer
und schreit erschreckend raus das ich und du.

und neigt das haupt und auch den leck’ren schwanz,
wird pflügender und flügelnder bebauer
ihres zögerns, zweifels und ihr tanz.


rosen.fleisch

(für gudrun)

wer will das rosen.fleisch nochmal erfinden,
wer züchtigt sich nochmal an solchen früchten?
ein kuss muss dann zum abschied doch erblinden,
wenn er gerät zur qual.wahl zwischen flüchten.

der zarte hauch von armen, die einander
berühren nur aus zufall und verschwinden,
sagt nicht mehr, wo und endlich doch noch wann er
sturm wär’, der von zungen könnte künden.

die dornen überwuchern hier die blüten,
die rosen.frucht gerinnt noch vor dem fall
und traum und tod und totem.pfahl zu mythen.

wer wären wir, wenn nicht ein rosa knall,
was dürfte ich in deinem schlauch verhüten?
und wer so schösse dir ins tor den ball?


as.s.falt

goodyear heißt der überheiße gummi,
den sie fährt und zieht vom geilen leder.
es weht was, das wie schampus riecht, um sie,
es geht gerücht vom garn vom kitzler.weber.

wie schampus perlt und wie shampoo sich edler
gibt als teer, der bumms.fidele blasen
wirft auf ihre kurvenreichen straßen,
hat sie gesagt, ins ohr dem büxen.redner.

was geht? was fährt da ab und schon hinüber?
sie misst sich mit verschied’nen über.maßen,
will spiel’n die schwester und dazu die brüder.

einmal auf sie gekommen sind die vasen
über.voll davon, vom morgen.tau,
vom nassen leib der früh gekomm’nen frau.


lob des anfangs ohne ende

(für g.)

„eh du diesen“ dürren „leib berührtest,
dies gescholt’ne“
namens „herz verführtest“,
war der anfang ohne jenes ende,
das sich reichte am altar die hände.

ehedem war’s, als wir nüchtern hockten
vor maschinen, die nichts aus uns lockten
als blicke auf den schirm und unser schirmen,
welches hing wie tuch auf uns’ren hirnen.

gespräche gingen über den geruch,
ob man sich riechen könne über weiten,
die sich zwischen uns’ren tälern spreiten.

es ging, was nie gekettet, schon zu bruch.
das ende war gemacht, noch eh der anfang
liebte sich so lose und so bang.


ich habe g’rade meine tage

ich habe g’rade meine todes.tage
noch einmal und ein weiteres gezählt:
es stellte sich darob die letzte frage,
was ich aus listen angeklickt, gewählt.

war’s das, was mich so oft wie wild verzückte,
das schrie im wald, am quell nach frischem wasser?
oder wär’ es doch das gut bestückte,
das noch heute würde nass und nasser?

ein regen geht hernieder still am fenster;
ein blitz dahinten – zuckt als zöger.zeichen.
vielleicht, vermute ich, so denkt sie: „wenn er ...

... ginge doch noch einmal über leichen,
wär’ an meinem schneckchen doch der renner,
der überführe lust.voll meine weichen.“


eitler noch

„i sit, i sigh, i weep, i faint, i die“ (john dowland)

was können deine schönen füße mir
denn mich zum liebenden sogleich zu machen,
der legte sich zu selbigen und dir,
um dort als selbstvergessener zu wachen?

wer würde dich bedrängen als ein stier,
der selbst gestochen von der scharfen lanze?
nicht ich, der sich versteckte wie ein tier,
das war verwundet, wenn es ging aufs ganze.

und dennoch, dein gebein reizt meine augen
und meinen sinn und herz, wenn es sich breitet
im grab, wo deines hellen scheines brauen,

zu mustern mich, der ich dich kalt zersiebte,
sich heben zweifelnd und doch lust.geweitet.
was wär’ ich dir? - doch einer, der dich liebte!


end.spiel

vielleicht, ja, möchte ich auch einmal jubeln,
die fahne breiten über die verlierer,
gemein mich machen mit millionen doublen,
die ihren rausch geteilt mit schönem sieger.

gewiss würd’ ich die bälle gerne lochen
schnell ein, ins zart befreundet’ tor noch lieber,
wär’ fern vom spalt im reich der diadochen
und eingefleischt als ein devoter diener.

und liebe machen in der schlacht des siegs
als zärtlicher im harten schritt der füße.
wer zählt auf mich bei solchem spiel des hiebs?

nur heimlich schau’ ich zu, wer sich verschossen
hat hier ins leib.verhaftete der süße -
und bleib’ doch dem triumph so streng verschlossen.


noch.nicht.riesen.rad

denn unterm rad, so schien es, schien die sonne
auch nachts noch in den augen, ja, den lichten.
fast wie diogenes in seiner tonne
verbargen sie sich noch im noch nicht dichten.

den horizont zu greifen, höchsten punkt
im stand hier weit und weiter noch zu nehmen,
war dort im riesen.rad und kirmes.rund
einstweilen dieser stunde nicht gegeben.

doch gingen weitere im kreis der zeiger
und flinken flug zur durst’gen mitternacht
und sättigten doch nicht den hunger.leider.

das rad lief riesig weiter seine zirkel
wie unberührt, jedoch bezirzt, belacht,
noch einmal nicht gewusst, was das bewirke.


doch schon mehr

die fragen, was man wäre, wenn nicht dies,
sind hungrig und so dürr wie ausgezehrte.
wer wann warum uns aus dem paradies
verwies, uns hingestreckt an das begehrte,

das wir nun lieben mit der schwachen kraft,
die zweifach herz.schlag doppelt uns verlieh,
damit uns nicht verschlänge eine nacht
und wir uns fänden in dem sinn vom nie,

auch diese frage haben wir gestellt.
und keine antwort uns als kuss gegeben,
nur abgewartet, wem die seele fällt

als erstes bettelnd auf die wunden knie.
wir waren anderes als so verwegen,
uns jetzt einander liebend hinzulegen.


vom seh’nden sehnen

wenn mein sehnen liederlicher wäre
und meine tränen nässer sich versenkten,
wenn mich mein nacht.gang nicht mehr so versehrte,
dass ich möchte mich an dich verschenken,

dann wäre ich genesen und in bärte
flüsterte ich nie, was ich nie täte,
doch nur, was meinem schwert und schlanker gerte
dein sturm geschnitzt, ins herz, ins so verwehte.

mein sehnen zu bezwingen und zu zücht’gen
kann es nur stärker und geschwoll‘ner machen.
mir hilft an deinem fleisch kein singend’ flüchten.

mir hilft auch diesmal nichts als dich zu küssen.
und mögest du auch dann darüber lachen,
ich werd’ dein nacktes kleid doch still vermissen.


vom scherzen mit den schmerzen

ich könnte noch ganz anders mich beklagen,
dir zu ehren mich in gräber legen,
dich bekehren und auf händen tragen
und mein lieben auf den waagen wägen.

ich würde meine sehn.sucht dir nur schenken,
so faltig, schüchtern und mit blut.rot wehen,
und würde dir gebähren, meinen schenkeln
selbst jenes zärtliche vor dir bestehen.

ich dürfte, sollte, dir, o, meiner schönen
jetzt einen kuss und einen schmerz verleihen.
ich müsste mich nur noch einmal entblöden,

zu senken mich mit dir und deinen weichen
ins schwarze, doch so rosige erröten,
mich im scherz’gen tode zu entleiben.


rüstungs.wettlauf

das bataillon d’amour, so ist zu hören,
hat eben einen eselsbrückenkopf
mit pfeil und bogen jenen süßen gören
abgerungen, deren blonder zopf

sich wand wie stacheldraht um ihre bunker.
die schädel.spalterei um haares.breite
indes verfehlt erhitzt im rauf und runter
ihr ziel, der schuss verheddert sich in weite,

statt mitten rein zu geh’n ins kleine schwarze.
das bataillon d’amour streckt seine waffen,
bevor die gräben ihm entgegen klaffen.

am faden schnippelt jetzt ’ne geile parze
und webt daraus ein neues fliegen.gitter,
zu fangen sich noch weit’re liebes.ritter.


mail vom leicht.matrosen

ach, bitte nicht replyen auf den tasten,
sondern schneller noch hierher geschwommen!
hier sähest du mich durch die zeilen hasten,
den masten segel setzend und begonnen

das ruder rum zu reißen – kapitän!
o je, dein kapitän so groß in fahrt
auf einem ozean, wo stürme weh’n,
was tipp’ ich, brausen, tosen zum infarkt.

ich hab’ den rettungs.ring aus blei erkoren,
bin über back- und steuerbord gegangen
und werd’ jetzt löcher in die schotten bohren.

ach, ja, so rettungslos bin ich verliebt,
den fang an deinen küsten anzulanden,
wo sich mein bug in deine spanten schiebt.


dein sonett

dein sonett bezirzt mit zarten schritten
wie ein elfchen durch das zwölfte gras.
es sieht mich an so nett mit dreizehn blicken.
was ich für seine schöpfung bittres fraß,

will es nicht wissen, leckt jedoch die süße
von deiner haut und meinen wirren lippen.
ich lege es auf deine schönen füße,
darunter auch wie staub an wilde klippen,

wo blaue brandung rauscht und mein ertrinken,
mein sterbendes im untergehen winken
im fersenfall und süchtiger umbeinung.

es ist noch immer dein sonett, der wille,
der lauter schreit nach dir in silben.schrille
und wiederum nach des sonettes heilung.


und mein sonett

mein eselsohr ist akrobatischer
geknickt, als du es jemals wissen willst.
ich geb’ mich schüchtern und poetischer
als kuss, mit dem du meine zeilen killst.

ich mach’ die verse mit den klingen scharf
und zücht’ge mich mit peitschen strenger form.
was singen hier und was verstummen darf,
bestimme ich, artistisch und verworr’n.

zum knecht mach’ ich vielleicht im inhalt mich,
doch niemals im residuum der reime,
dort bin ich schnitzer meines inn’ren ichs.

worin du wohnen wirst, in deinem mein,
sonett bereitet heimlich dir die heime,
versenkt sich tiefer meinem ewig dein.


scardanellis schöne aussicht

ich bin so nass wie meine feuchten träume,
ich fahr’ da durch, durch sie und da hinein.
im regen stehen mir die steifen bäume
mit so viel tränen, die ich goss in wein,

im angesicht so dunkel gegenüber.
denn selbst am tag ist nächtlich ihr gefieder
ein schwingen über mir und breitend mich
an ihre blüthen wie ein leichen.tuch.

dass die natur ergänzt das bild der zeiten,
dass die verweilt, sie schnell vorübergleiten,

ist schöne aussicht, sterblicher geruch

und nicht zuletzt das ass, das aas und stich
in meine wie in seine leere brust.
denn das ist scardanelli wie mir lust.


s(t)uff

der korken steckt im korken.zieher noch,
schon schlüpft die neue flasch’ aus dem regal,
ein braut.gebräu, das stopfen wird mein loch,
dem alles wichtig, nichts mehr ist egal.

als nüchterner bin ich nur eine gleichung,
ein aufgegang’nes liederliches spiel.
erst in des rausches trunkener beschleichung
werd’ ich zum scharf gespitzten feder.kiel.

es ist der stoff, aus dem die träume sind,
der mir die reime bitter.süß verschafft.
er ist mein vater, mutter, ich das kind,

das saugt an praller trauben saft’gen brüsten.
bevor solch’ stoffe mich einst hingerafft,
werd’ ich beschenken euch mit ihren lüsten.

(ögyr liest - mp3)


unwetter - stoned

bestürzend fällt das grab.gestein hernieder
aus himmeln hart als hagel.korn.gewitter.
wie mäuschen grau davor gekniete lieder
besingt es nun an fenstern deren gitter.

ein sturz.bach stürzte über steine schleifend,
verirrte floh’n vor solcher nacht in träume,
im krücken.gang sich fort und näher schleichend
an letzte küsten, wo die tosend’ schäume

sich warfen in der brandung an die felsen.
sie riefen dennoch, wem gebisse bellen
und die gebeine aus dem stein’gen grab

geklungen als ein glocken.helles schellen.
wem dies, der wusste, wem es würde gelten,
und über wem zerbrochen ward der stab.


herz - geschwefelt

das schwefelhafte trunk’ner sommer.himmel
macht nüchtern jeden säufer, dessen pimmel
steht einsam als gereckter pfahl in landschaft.
am euter einer kuh schwört das gewimmel

von flug.geschmeiß die fragliche verwandschaft.
am rosen.stock blüh’n spitze dornen krankhaft,
die blüten stechen in die zarten weichen,
als wären sie die zier von solchen leichen.

bestechlich geht für geld gebein dahin,
sich schwefel.herzen aus dem leib zu schneiden,
sich zu verzehren nach dem schwert in scheiden.

wo wäre da des löcherns letzter sinn?
und wem wär’ doch so süß gemacht sein leiden?
allein, wem schwefel sprießt aus eingeweiden.


versinkend - gefickt

ganz klar, ich will mich einmal in dich stürzen,
will über kopf und kragen dort versinken,
wo mir ein bett bereiten deine schürzen,
wo ich zerlassen darf mein fett im stinken.

mein feuchter traum will endlich in dich reisen,
will sich versteinigen mit deinen mauern.
wir könnten wärmen uns und doch vereisen,
wo meine liebe ist - gestein aus trauern.

du willst das nicht und ich noch weniger,
ja klar. und dennoch werd’ ich süchtiger
nach dir - nur dir - in jedem augenblick.

wenn du mich und ich dich so sinkend fick’,
geht’s ein, nicht aus im auf und ab, im takt -
und ich berühr’ dich, der ich bin, ganz nackt.


mail.boxer im ring

du pingst, ich ponge bällchen schnell zurück.
was ist das, was wir hier veranstalten?
es ist im box.ring uns’rer worte glück,
das wir, alltäglich noch, verwalteten.

doch im verschalten uns’rer gierig’ boxen
geht’s wort uns unbedeutend von den lippen.
was jetzt und hier noch wäre uns verstockten,
wär’ liebe machen an solch’ steilen klippen,

die wir uns schrieben zu wie hübsche fäuste
in jenem ring, den unsr’e finger wollten.
ich frag’ dich jetzt im ping.pong.spiel: bereust’e?

wir sind in uns’ren träumen unbescholten,
wir boxen nur uns in die eingeweide
und stecken unsr’re schwerter in die scheide.


nest.verletzung

(für gudrun)

was wäre das, das nest wir sehnend nennen?
ein dachs.bau, streng bewacht von stachel.draht?
oder doch ein offenes bekennen
sich zum weg als ziel und wirrer fahrt?

wir sind nicht solche, die in ihren nestern
die brut gepflegt und einen wohlstand sammeln.
uns ängstigt mehr das morgen als das gestern,
wenn wir mit haus und herden uns umstammeln.

das lose sein und gänzlich ungebunden
macht angst uns und doch ist’s die große chance,
zu wachsen an verletzung und den wunden.

wir schnitzen uns die heimatlose lanze,
durchbohren uns damit und uns’re herzen.
ein nest wird uns genau aus solchen schmerzen.


tantra.die.reply

bin gr’ade heim und siehe da, es reicht
mir nicht, was ich gepostet und gefunden,
was sich aus schub.entladung dorthin schleicht,
wo ich mich - eingekerkert - hatt’ geschunden.

die frage ist doch, wo ich wund gelegen,
welches bett.zeug ich in nacht zerschwitzte.
die frage ist, was wer von wem und wegen
mit wortgetümen auf und nieder schlitzte.

die schlitze in kokons aus schrift gelaicht,
verspinnt sich gleich bedeutung in die puppe,
hat solch’ land.unter längst schon eingedeicht.

ein heft’ges spucken in sonettes suppe
echot so als nettes spritz.gebäck
und hat das nackedei mit flut befleckt.


liegen

du liegst, dann sitzt du und ich höre dich,
was du sagst in dieses rund aus uns
jetzt g’rade, bisschen wie ein zufall, sprich
nur in der schwebe zwischen uns, wie dunst,

der liegt, dann geht und flüstert horizonte,
linien zeichnet, rand an deinem körper,
die haut, gesicht, das spricht, das so besonnte,
liegend hier und sitzend, sprechend wörter.

und wie die schatten liegen, gehen, sprechen
mit uns, mit deinen augen, was du siehst,
was ich gefunden, keinen stein, dein lächeln.

ich liege, sitze dann, wo du auch liegst,
und sprech’ mit dir in diesem rund aus uns
vom liegen und erliege dieser kunst.


gehen

nur diesen einen schritt noch weit zu gehen
mit dir, wär’ dennoch viel zu weit gegangen.
denn nähe geht nicht, sondern ist ein stehen,
ein warten hier im gegenseitig bangen.

wer geht zuerst, setzt fuß auf fuß in spuren,
die gegenüber schon begangen sind,
nur einen kleinen schritt voraus auf fluren,
in denen jenseits erst der weg beginnt?

dort angekommen schon, geh’n wir nicht weiter.
wir steh’n am anfang erst, noch ohne ende,
verstehen uns als stille wegbegleiter.

wir müssen nur noch gehen durch die wände,
die dünn wie zarte haut uns jetzt umstehen.
wer geht voran? bleib steh’n! ich werde gehen.


nicht von dieser ...

mein fetter leib ist nicht von dieser welt,
ist nicht aus fleisch und blut, nicht hier und jetzt.
in keinen fruchtig schoß mein lieben fällt,
denn es ist fruchtbar nur, wenn es verletzt

vom licht ins licht gestürzt sich mutig stellt
und nichts als angst den haufen niederbrennt,
den auf und ab ich scheitere, erhellt
vom flutlicht dieser bahn, auf der es rennt.

so fahl - ein licht, das über nebeln schwebt,
ein mann im mond, so weit von warmen erden,
wo nicht die asche, sondern feuer lebt.

ich bin es nicht, der hier vor dir besteht,
bin anderer, ein hirte ohne herden,
dem all das durch die finger rinnt, verweht ...


floß, pfeil

zu irr, was ich geflüstert in den schoß,
woher ich kam und will dahin zurück.
denn ohne ziel, weil zu gezielt, dies floß
schwimmt auf dem fluss, der fließt zum meer, ein stück.

mein stummer pfeil bleibt stecken vor dem schuss
im köcher und vom bogen unberührt.
noch lange vor dem listigen beginn
hat listiger begonnen schon der schluss.

zum schuss bin ich zu sehr in dich verschossen.
der pfeil, das floß, sie haben mich verführt
mich zu verfahren im geflecht aus sinn.

ich fessle mich mit viel zu starken trossen
an diesen strohhalm, diesen rettungsring
und hängte mich dahin, wo ich längst hing.


asche zu asche

staub zu staub und laub zu grünem laub,
licht den gelben lichtern zugezwinkert.
sonnenblumen blühen als der raub,
in den mein mauern blümchen hat verklinkert.

stein auf stein, vom stopfen ausgehöhlt,
denn stetem sehnsuchtstropfen holt der stein
die eingeweide runter und er nölt,
geht wie ein lamm zur rampe, wo sie schrei’n,

die lämmchen, blöken doof und, ach, sie weinen
tränen noch zu tränen in den sumpf,
der schmatzt sein liebeslied vom sich vereinen.

und asche wird zu asche, himmlisch schwer.
das zärtliche gebein schwingt seinen stumpf
im bücken seiner krücken hin und her.


die sache hat einen haken

an diesem haken aufgehängt, an wänden
wie ein bild, das wort, ein ja, nicht nein,
will ich mich nur noch dir allein verschwenden,
will leben, also lieben und will sei’n.

in diesen laken müssen wir uns wälzen,
wir dürfen das, wir können nicht entrinnen.
wir müssen gehen auf zerbroch’nen stelzen
und diesen marsch jetzt hier und gleich beginnen.

am rosenbusch geh’n wir heut’ nacht, wir rauchen,
wir stehen nicht, wir liegen. gehen wir?
trinken wir noch schnell das letzte bier?

zu mir, zu dir? vom regen in die traufen?
wir sind zu lange vor uns fortgelaufen.
und jetzt, mein häkchen, hänge ich an dir.


toter hase spricht

„fürchte dich nicht, ich bin bei dir. ich habe dich bei deinem namen gerufen“ (jesaja, 43/1)

es scheint vielleicht, doch ist’s nicht so, dass ich
den toten hasen nicht betrauerte.
ich denk’ an ihn und denk’ an diesen stich,
den ich in meiner brust belauerte.

was wäre, wenn so plötzlich stürbe ich
im licht, das plötzlich über mich gefallen,
und hätte dir nicht noch gestanden, dich
zu lieben als ein hingerafftes schallen,

das durch die wälder ging, in die das wild
geflohen war mit blutig fell und wunden,
an denen keine hand das herz gestillt?

ich wär’ zerstoben wie ein pfeil auf beinen,
den niemand schoss als ich in deine stunden,
die runden sich um deine uhr als weinen.


himmel? geigen!

du bist mein sternenzelt und sonnenschein.
drum will ich beides nicht verdüstert sehen.
es soll doch dort kein einzig wölkchen sein,
nicht dunkleres durch deine augen wehen.

und keine träne soll dich je mehr nässen,
nicht traurig rinnen deine wangen nieder.
ich geb’ nur süße früchte dir zu essen
und nähre dich mit schönsten meiner lieder.

und wenn du schläfst, dann soll mein traum dir glänzen.
und bist du wach, ich schau dich an, mein traum,
werd’ ich mit sonnenblumen dich bekränzen.

dem sternenzelt und sonnenschein die grenzen
jetzt will ich sprengen, jäh - und in den raum,
o, dir aus luft und liebe schlösser bau’n.


letzte zigarette

ich trank noch aus und letzte zigarette
verglimmte knisternd zwischen meinen lippen.
die jacke an, den puls gefühlt und fette
aufgezählt, die über bäuche wippen,

wollt’ ich mich stehlen und mich endlich trollen
aus dieser bar an nächsten nassen tresen,
zu tief im glas dort gehen in die vollen,
um nocheinmal besoffen zu verwesen.

ich zündelte so wild wie schwarzer krauser
an mir, full house gefüllt und voll verwegen
und mailte mich als teufel an die wand.

denn noch bin ich kein artig heim.behauser,
dem sowas kommt als unfall ungelegen.
in mitten bin ich nicht, ich will den rand.

(ögyr liest - mp3)


ping.pong

ich ping, du pong,
ich insel robinson.
du freitag
bist mein sonntag.

ich umarme,
du die garne.
ich will spinnen,
du gewinnen.

du wirst reisen,
ich will speisen
an meinem ort
und du bist fort.

ich sorge, fürchte
jetzt für mich.
sind friedefürste,
wo ich schlich?

ein letztes rauchen,
letzter trank,
wo kehlen fauchen
sich nicht krank.

nur noch der kuss,
dies fehlen noch:
ein fluss,
den ich dir kroch.


sonnenblumen.1

(frage an mister.z.)

als trost die sonnenblume einst geschenkt:
ich war so fertig, tau betraute trauer.
ich war total und voll gechillt verrenkt,
litt krank spiralig und war doof, nicht schlauer.

und jetzt? jetzt liebt so’n sonnig blumengott
mein ungeputztes fenster, die gespenster,
die mit tüchern über’m kopf den trott
erscheinen lassen als ’nen fiesen gangster.

voll fett: ich lieb’ ’ne göttin wie ’ne hure!
ich will da rein, so geil wie sonnenblumen.
brother, ist das nix für diese sister?

ich frag’ dich meister, explosiver mister:
ist das der vers, den ich als glücklich’ sure
gesät hinein in diese ackerkrumen?


sonnenblumen.2

„mir war nie klar, ob die welt mein lehrer, oder eher das leben mein schüler“ (bernadette.la.hengst)

das ist schon schrill, mein ich in der spirale,
dies blütenblatt an mir, so gelb, so schön.
ich schrei’ sie raus, die klicks und die vokale,
und werd’ daran als feuersbrunst vergeh’n.

es hat sich alles jetzt verändert, stiche
sind in mich, mein blütenrad, gepfeilt.
es wäre lüge, wenn ich ängstlich wiche
in sowas wie das altbekannte leid.

ich werde sonne sein und nicht mehr schnuppe,
ich rauch’ den blütenstaub als letzte fluppe
und bin der letzte sonnenblumenkern.

ich lieb’ dich und ich bin so schrecklich gern
in deiner nähe und in deinen armen.
ich bin verkehrt, für mich gibt’s nur erbarmen.


sonnenblumen.update


der stiel bepelzt, ein rauhes schatten.grün,
drei.tage.bart des artig liebenden.
ein abend greift mit zarter hand und glüh’n
jetzt nach den blüten, den beschriebenen.

am blatt.rand zeigt sich erste süße fäule,
als hätt’ gebiss daran sich satt genagt
mit lippen.brand und lüsternem geheule
und ewig gestrig ihm sein leid geklagt.

wie kommt man dieser blüte nah und näher,
mit morphe flirtend oder besser hyle,
als wildes kerlchen oder vers.versteher?

dem wurzel.werk gräbt schüchtern im gewühle
ein maulwurf seinen feldherrn.hügel ein.
wird er auch blüh’n im sonnen.blumen.schein?


kunst.leben

die kunst zu schauen, was das leben sei,
ist weniger gegeben mir als schreiben,
wie kunst das leben macht zum einerlei,
es mit dem schwert der verse zu entleiben.

der mond geht wie die stürze vom balkon
nicht unter, wenn ich sehne mir das leben
als wirkliches herbei und sing’ davon
wie liebende in nachbarschaft ihr beben.

ich werd’ vergehen, weiß das ganz gewiss,
an diesem zwiespalt meines seins und werdens.
ich schlug in falschen apfel meinen biss,

als ich mich einst verschrieb dem paradies
und himmeln meines lüsternen begehrens
gedicht bereitet vorschnell als verließ.


nacht aus licht

und wie erträgt man diese nacht aus licht,
dies reifen überall und schwanger werden?
wie rinnt man aus, verdunstend in verzicht,
wenn solcher tag wird in der nacht verderben?

wie stillt man das, was noch nicht ist geboren
und das wie abgestorben riecht am hang
der blüten und der früchte, die vergoren,
bevor der herbst sie küsste mit gesang?

man wiegt es in der hand, spürt schon sein regen,
den zucker süßer zuckung hin zum grab,
und wird daran – ein wenig nur – verwegen.

man kann das schnuppern, dieses letzter sein,
den duft der fässer voll von totem wein,
und bricht darüber sich das herz, das starb.


lichterketten

im hof, gesehen vom balkon, verketten
sich die lichter eines sommerfests:
ein fleisch verdichtet sich zu den bouletten,
die schmecken nach dem tanz des letzten rests.

die brüste einer frau an eine brust
gepresst, gepackt und rauschend abgefeiert,
weiß niemand, der so lichterloht in lust,
wie man das buchstabiert, das sich gefeuert

die kugel gegenüber in den schädel.
sie schau’n herüber, seh’n das blut, das schäumt
aus diesem tier, das fällt herab so edel,

so mutig vom balkon, wo es geträumt
vom fleisch, vom schmecken, brüsten und vom tanz
bei diesem fest mit lichterkettenglanz.


ich wach’ mit dir

ich wache auf, es ist schon dunkel, nacht ...
den schuss geschossen in die weichen fühl’ ich,
wie jetzt mein so genannter tod erwacht
zu nie gekanntem leben, denn ich lieb’ dich!

ich schlief mit dir, wir schliefen nicht mehr ein
in dieser weich geschoss’nen nacht. der tag
war das, was man so nennt, ein schöner schein,
der dich gelegt, wo uns zu füßen lag

der tag, das scheinen dieser nacht und weinen,
das aufgewacht im schlaf, im traum von dir,
den ich bewachte zwischen deinen beinen.

ich schlaf’ und übernehme diese wache.
weck mich, wenn ich im schlaf, den träumen wir,
in deinem namen sprech’ von uns’rer sache.


schlüpfer

hörst du
dies schlaflied,
jetzt nacht.weh
den vogel
stimm.fühlungs.laut geben?

siehst du
dies schattige,
mit dem der mond
abnehmend den horizont
deckt?

riechst du
diese herz.einsamkeit,
den pump.reflex
der pipeline, die öligen fluss
schmilzt dahin?

schmeckst du,
wie’s kirschmaul
rote ränder macht
auf jede blüte
und jedes knochen.gestell?

fühlst du
dies beben
auf der richterskala,
die nach oben
offen dich hinaufhebt?

und singst du
mit mir, leise,
ganz leise
dies liederliche
gerade geschlüpftem?


umtrieb

(ich treibe, also bin ich - für horstmann & jesdinsky)

wer treibt, der bleibt, es sei denn dass er schriebe
von vortrieb, auftrieb oder and’ren trieben,
wovon in den betrieben übrig bliebe
nur an-, ab-, auf- und and’re nummern schieben.

in die betriebe gingen wir noch nie
und schwielten uns nicht schmutzig dort die hände.
der druck der farbe allerdings für die,
die wir bekehren wollten vor dem ende

- wir kennen’s aus der krit’schen theorie,
dem kitsch von marx, adorno, jung.von.matt -,
steht nun mit uns am neuen anfang, wie

der hand.gedrückte text auf diesem blatt.
das treiben stürme um wie ’n kopf, der kifft,
betrieben von maschinen seiner schrift.


an meine gebeine

und zwischen beinen hat man dieses stroh,
den spröden halm, nach dem nicht wird gegriffen.
man fühlt ihn glühen, flackern lichterloh,
geteast, doch nicht geleast von blonden giften.

und zwischen beinen ist der marsch scharniert
durch institute, ämter, redaktionen.
und zerrten gäule dran, am seil zu viert,
wär’n bein.zerreißend’ schmerzen reaktionen.

aus halm würd’ staub, der rinnt durch hübsche hände,
der würfe sich aus schaufel allenfalls
noch auf dies grab, statt an die durst’ge lende.

doch aus gebeinen faltet sich hier falz
mit küssen dir um deinen schönen nacken,
wie’s üblich war einst unter sterbensnackten.


grab.stein

ich will das nicht mehr dichten, diesen schrein
aus wortmetz.schönheits künstlich vers.beginnen,
will nicht mehr meißeln dies sonett.gestein
und nicht mehr nur im toten text verrinnen!

und doch: ich kann nicht ohne sein, nicht leben
ganz ohne diesen irrsinn meines seins,
der heißt: sich in die dunkle grube geben
und sonnen sich im lob des vers.vereins.

ich darf nichts hoffen, wenn ich nicht mehr schreibe,
auf lieb’ schon gar nicht, die mich deinem leibe
viel näher brächte als gedicht aus reimen.

so häng’ ich weiter an der schnur aus leimen,
die ich noch selbst gelegt, um mich zu töten,
statt deinen mund mit einem kuss zu röten.


nachts, noch roter wein

wie kommt es, dass nur nachts mein roter stern
geht auf und überschreitet horizonte?
muss es erst dämmern, dass ich lebte gern
und nicht das gräberfeld zuerst besonnte?

warum ist in den nächten solches wachen
statt schlaf für neue tage, die gesünder
mir würden stärke geben und ein lachen,
für das, was meine pflicht ist als verkünder?

ich bin ein sünder dieser sücht’gen lieben,
die geh’n durch mich wie pfeil, von einem sehnen
geschossen nicht in wissen, sondern wähnen.

ich wäre lieber mit den nächt’gen dieben,
als mich zu lenken in ein festes dasein,
das wär’ mit dir, statt tränkend mich mit rotwein.


morgen, nur nicht heute

ich stehe auf, bin müde noch wie immer.
ich putze meine zähne, nehm’ tabletten,
erinn’re mich an nächtliches gewimmer
und an die zucht, mit der die steifen hätten

gelegenheit sich nochmal zu entleeren,
um weich und biegsam endlich doch zu werden.
es ist ein morgen.spiel, sich zu beschweren
mit nacht.rest alkoholischer beschwerden.

ich stehe auf und denk’ daran, wie du
ermahntest mich, nicht mehr zu sinken in dich.
es ist die liebe noch am morgen, schuh,

den ich mir nie und nimmer angezogen,
zu korrigier’n mein sein, das eben innig
mit liebe nur für dich hat sich belogen.


lanze in die lyrik

(im forum-der-13.de)

der lanzen.bruch für lyrik wirkt doch so
wie ein gefecht von solchen, die nicht wissen,
dass der krieg zuende ist – im klo
noch schwimmt der rost vom ruhe.kissen,

auf das sich arm, daran die hand, darin
die stirn gestützt, in zweifel oder schlaf.
ich brech’ gern mit an diesem stecken, bin
dabei, wenn’s an die gurgel diesem schaf

noch einmal geht, und bräche unterm beil
auch gerne meinen nacken und die lanze,
steh’ offen auch für jeden schwirren pfeil,

der mit mir geht im poets’ puff aufs ganze.
doch werd’ ich nicht wie ihr von märkten sprechen,
vielmehr woanders hin die lanze stechen.


kalb auf knien

wie ein kalb, gebückt auf seine knie,
bin ich in sonnen.gräsern und den erden
ein fest.gekrallter, der den sinn vom nie
beschrieben hatte als den sturz der scherben.

gericht davon geht über mich als spruch,
dessen scheitern ich mich nicht entziehe.
in blüten meines liebens, dem geruch
lieg’ ich zu schönen füßen solcher liebe,

die noch nicht weiß, welch’ schönheit sie erwidre.
ich geh’ dahin, darein und weiß nicht, was
mich schüchtern machte in dem trauten liede.

auf mir ruht nicht mehr jener unterlass,
den straßen schrieben in die trost.geschichte,
an der wir wären stolz geschrieb’ne wichte.


gegen sieben

auf sieben stiefeln geh’n die meilen
weit, die sieben auf den einen streich,
die siebenschläfer, wetterpäpste
und and’re unterleibe.

fürst dunkelheit geh’n sieben sinne
auf wie ein gesicht und wie ein mann
so stark und schmächtig, so verdächtig:
ihm schwant der hals in enger schlinge.

das fass schlägt ihm den boden aus,
ein stuhl stürzt, lust wird knapp in diesen zeiten,
wenn gegen sieben er sich schlachtet.
ende trümmer - sieben mal wird er noch wach.

und schiffe branden an die küsten, den vermissten
lange lecke leine gebend.
und türme weht der wind noch immer um.
gegen sieben ist er wieder auf dem dampfer.

er macht sich fein und nagt nicht mehr,
er ist auch endlich nicht mehr schwer,
geht sieben mal zur selben liebe,
dort ein und aus jetzt mit dem beil.

sieben mal die sieben aus der neunundvierzig
gewinnt er sich mit zusatzzahl,
als korb, präsent mit vollen tüten,
ein carepaket für grubenlampenopfer.

und sieben meilen geht er weit,
auf einen streich und stiefeln,
fürst dunkelheit, die einbaumgruppe neunundvierzig,
und achtundzwanzig tage zu den nächsten tagen.


beschluss

diese blüte zärtlich zu berühren,
nicht zu erdrücken mit geschichtet fett,
und ihre blätter niemals zu verführen
in kein dunstig grab, der wolllust bett.

denn sie will nicht mehr sinken in solch’ tod.
und während ich versink’ in ihren augen,
soll dennoch nicht in ihren schacht mein lot
sich senken. nicht mit gier sie anzuschauen,

doch liebend tief sie in den eingeweiden
meiner rose, heißt bekümmernis
allein für mich in meiner finsternis.

als helles licht will ich von ihr nur scheiden
und keinen fleck auf ihre lippen drücken
und keinen abschied mehr – nur sie beglücken.


segel

überm teich dort gehen segel hin,
ein dampfer dampft sein schweres fleisch gen norden.
und mücken fliegen seelig, was ich bin:
ums licht ihr, das an ihr will überborden.

und wie die segel geh’n am horizont,
durch dunst die wellen.zähne spuren schneiden,
steh’ ich an ihrer zart bezäunten front
und muss daran – so seltsam – nicht mehr leiden.

ich geh’ nicht unter mehr, die schotten brechen
sich an laderäumen groß wie kirchen
und abend.duft an ihrem mund aus märchen.

ich gehe übers wasser, leicht wie lächeln,
ich segle, ziehe bahn um ihre sonne
und wend’ mein boot dort draußen an der tonne.


leicht beschuht

was unsre zehen können: krümmt sich, spreizt –
einander winken und sich nicht berühren,
durch staub von träumen gehen seit an seit,
im gleichen schritt die weite nähe spüren.

was unsre lippen können: wort.sport treiben,
sich muskulös ein bisschen müde boxen.
und ohne gegenseitig sich zu reiben,
sind sie, die solchem miteinander trotzen.

denn unter unsren sohlen dreht die welt
an unsren uhren fast im selben takt.
wir sind als angezogene schon nackt,

weil weder du noch ich auf knie fällt.
durch diesen sommer geh’n wir leicht beschuht
zertreten nicht, was in uns beiden ruht.


sommerflut

ich geh’ ins seichte wasser, während fluten
springend mich durcheilen. sind es tränen
oder was sich wendet doch zum guten?
was wäre, dessen müsste ich mich schämen?

ich trinke blicke, werd’ davon besoffen
und mach’ den klick in dieses bild der schönen.
man sieht mich staunend, wie man sagt, betroffen,
man hört mich singen in entrückten tönen.

und hinter mir, da geht die sonn’ zur ruh’,
macht ihre blauen äuglein nochmal zu
und schläft mit sich durch diese weisen nächte.

und gute nacht wird fern von mir gesungen,
ein helles lied, das mich nicht dazu brächte
zu schlafen, statt zu fluten mir die lungen.


tauchretter

es ist der haubentaucher dort im schilf,
es ist das paddelboot am horizont,
es ist verblich’ner sonnenschirm im schatten.
es ist die schöne frau, die sich hier sonnt.

es ist nicht, was es ist und was nicht hilft.
es war das grauen, nacht, das irre cutten,
es war das alles, was ich nicht gekonnt.
es war ein schrei, ein weinen, ja, verworren.

ich war das, bin’s nicht mehr, ich bin gerettet.
und dennoch bin ich dir nicht angekettet,
so geh’ ich nicht mehr dir dahin, verstorben,

nicht ich und nicht geborgen und verdorben.
ich werd’ in deine tiefen rettend tauchen.
und wenn ich bin, muss ich mich nicht mehr rauchen.


an

ich bin nichts mehr, ich werde nur noch sein
und werde täglich dünner. meine verse
sind’s schon. dürre dörrer gehen ein
im längst verlass’nen maß der schönen scherze.

ich sing’ vom an, nicht um, vom da nicht lange,
vom sein mit dir am see, an neuem ufer,
wo windet sich im schilf die feuchte schlange,
die ansteht wie der ruf nicht mehr dem rufer.

veränderung, ein weg, ein sehnen dort,
das mich wie eh, an dich gesandt, behindert,
ist jetzt mein trunk’ner, nacht.verzückter ort.

und träume dich herbei und will’s nicht wissen,
was mir einst festung war, so fern erinnert.
was mich jetzt treibt ist dich an mir vermissen.


lange her

das lange.her.sein, dieser liebes.dienst
wird niemals mich verlassen, noch in zukunft
projiziert, wird das, was du mir schienst,
zur liebes.kunst, zum hecheln meiner brunft.

und wenn ich schrumple, opa werde, dann noch,
wird dieser einzig tag mich dir verschwenden.
dann eine frage wird noch sein am grab.loch
des tods, der mich verschlingt an beiden enden:

wer warst du, dass ich dich so überstürzend
liebte – wer war diese schönste mir
in solchen tagen, nächten nicht in dir?

und welcher schickt’ ich diesen reim ins bett?
wie hieß sie noch, die meine tränen schürzend
war eine, der ich schrieb nur dies sonett?


blaukraut bleibt blaukraut

der blues, die nacht, dies schüchterne verzagen
bleibt blaukraut, antwort nicht doch sagend fragen.
das brautkleid wäre weißer, schaum auf wellen
und nackt gemachtes an den sanften stellen.

das haar an diesem ort, der so beschienen
ein glanz ist, edelstein, korallen.rot,
ein lippen.paar, das so verhieße ihnen,
die liebten nicht, den sich’ren liebes.tod,

wächst immer weiter, wird nicht epiliert.
zu zart ist dort die haut, wo braut verziert
ihr innerstes mit äußerem voll lust.

und wäre es nicht immer schon gewusst,
wär‘ dieses blaukraut nie von mir gepflückt.
ich bin dafür nicht steif genug gebückt.


sansibar

ich trink’ an deiner sansibar mich satt.
vier caipis geh’n in mich als grüne fee.
ich werde davon jünger, jung von matt,
ein werbespruch in deinem tropen.see.

dort wo du lust gepreitet hast ins bett,
wo deine palme mir gewachsen war
an meinem leib, gedicht aus knospend fett,
da bin ich dir der keeper an der bar.

ich mix’ dir worte über deinen rücken,
erlese dir dies fingernde verzücken
und werd’ nicht mehr, wo du schon immer bist.

denn wir, ja wir, berücken uns mit list.
wir sind nicht einfach küssende am rand,
wir segnen uns mit sansibarem band.


boot in not

boot ist nicht zu halten, wir geh’n unter
brücken durch und schlafen dort mit uns,
allein gelass’ne, durchgebrannt und runter
von der leiter mitten in den sumpf.

hundert meter gehen durch, was da war,
an den rand, wo keine zahlen sind,
wo ist nach unten off’ne richterskala
und unter oberflächen noch das kind.

wir geh’n der nacht nicht durch den druck der fühler,
nicht unter diese wasser und die decken,
die wickeln uns in ihre feuchten ecken.

wir sind darin gelenkig und die schüler,
wo lehrerinnen an und aus uns schalten,
dass wir verstehen: boot ist nicht zu halten!


martin stahl martina

martin sagt, dass pieta martina
noch sei, gräbt solches in den steilen hang
aus gräbern, jetzt nicht mehr, und doch war sie da,
das knutsch.mal, das sich hängt an diesen strang.

martin sagt, dass man am ende weiß,
erst dann, wer anfangs ende war gewesen
und wer das ende noch davor, geheiß,
sich endlich auszukehren mit dem besen.

groß reinemachen und in schlamm sich bücken,
das kann der martin gut und seine kreuze
senken auf martinas schöne krücken.

der sturzbach geht auf golgatha noch heute,
gewitter, das den stahl ins herz verhütet,
damit ein etwas sei, das sie erbrütet.


schlaf.lied

am schluss verwelken kissen, letzte wendung
der lieder, die hat nacht aus wein gegoren.
und schlafes schwester flüstert dir beendung
ins traumland ein, das lauert vor den toren.

der düsterfilz legt sich auf deine lider,
dies leichentuch, gewoben aus den schlingen,
die du gehängt hast von den bäumen nieder.
ein stahl geht durch dein herz und seine klingen.

so scharf war sie, so saftig lamm warst du,
das in die kiste geht, hört keine warnung,
und macht jetzt über sich die augen zu.

metaphern: hingegangen, eingeschlafen ...
nichts ist mehr dort, wo wir uns noch nie trafen,
dein kissen nur, das ziel für die umarmung.


bevor man gehen muss

wie die boote geh’n durchs losgemachte,
für fragen keine zeit und nicht für antwort,
auch nicht fürs zittern, das ein kloß bewachte
im traum vom sinken unter diesen rand dort.

durchs schilf fährt seine hand, regt kolben an
zu schwingen durch skelett’nen fingerzwirn
und abzuspulen von den rollen garn,
verstrickend sich mit solchen fäden stirn

und faust zum knäul aus durst und sättigung.
nichts wert ist mindeste bestätigung,
wenn lose treibt der kahn auf diesem weiher.

wessen untergang gilt solche feier?
welche lippen schnappen noch nach kuss,
nach ruderschlag, bevor man gehen muss?


ikarus auf einen streich

der schnelle strich durchs haar an brust und scham
ist wie ein beil, ein zugefallenes.
mit letzter kraft sinkt kopf in ihren arm,
singt dort sein liebeslied, verhallendes.

ein kopfschuss knallte. oder war’s ein flieger?
der mit dem kopf brach durch ein schallgemäuer,
zu hoch geflogen, vögelndes gefieder,
das stürzt in erde, wasser, luft und feuer.

der fixe schnitt, präzis’ geführt durch haut
und knochen, mark und bein und mitten rein
ins so genannte herz, den hämmerlaut,

den sprücheklopfer, immer noch allein,
doch allzu vieles schwörend stein auf bein –
jetzt fällt er hin, geht nieder vor der braut.

(ögyr liest - mp3)


deinen swing swingen

das immer gleiche immer nochmal anders sagen (ernst jandl)

dennoch will ich deinen swing doch swingen,
das tanzen deiner füße auf den kissen,
die lächelbeuge deines munds verstimmen
wie eine leier, die ich bring’ zum küssen.

und werd’ an dir die klirrend fahnen hissen
für deinen swing und deinen silbergroove.
du sollst mich zentimeterweit vermissen,
mich scheue beule mit dem hinkehuf.

ich sing’ dir deinen swing auch gern als ruf,
als nochmal noch nicht und so sehr doch schon,
ich flüst’re dir’s ins bockshorn und auch fon.

ich fax’ dir bluenotes online und im off,
mach’ bonbons draus und andren süßen stoff.
denn – es ist dein swing, auf den ich hoff’.


auf deinen schwingen

auf deinen schwingen, engel, lass ich federn,
geteertes tier, das wecken jetzt posaunen.
vom grabmal aufersteh’ ich dir als festmahl,
wir nehmen’s ein und trinken zwischen daunen

das stahlgesöff, den wein aus minenlegern,
versüßen uns mit zuckungen die restqual
des dazwischen seins, des da nicht, dort
hingegen, wo wir gehen über bord.

auf deinen schwingen, engel, geh’ ich unter,
schluck’ einen schmerz als bitt’re pille runter
und sag’ die wahrheit, eben wenn ich flunker.

und teufel auch, die gleichungen geh’n auf!
wer hätte sonst sich aufgeschwungen, rauf
auf diesen hang, die kugel schon im lauf?


kakaoakrobatik

die krähen oben, unten neue schuh’,
und unterm zelt das vertikale seil.
die ringe durch die augen und nur du
darin, so wie der abend geht als pfeil.

wir akrobaten, du und ich einander,
der bunte kakadu der schokoladen,
als der ich wie gesagt jetzt um dich wander’.
wir hängen in der kuppel an dem faden,

der seide ist, hauchdünn wie uns’re häute
heute, gestern, morgen und gespannt
dort über uns’re häupter, die noch hoppla,

wenn mein kopf fällt in den schoß der bräute,
sagen, auf den neuen schuh’n gerannt
ins anderland, so ohne punkt und komma.


wer, wenn nicht ich?

wenn nicht, dann nicht,
so einfach ist das.
ich bin ’ne nebelkrähe,
ich fahre mir über den schnabel

mit der hand, mit der zunge.
ich werde dürr an dünner haut,
ohne eleganz, die verweigernd,
die mich streift am rockzipfel,

wo ich hänge,
wer, wenn nicht ich?
wer hätte wo anders
dies gefühl?

dass der blitz einschlüge
in den wipfeln, aber
über denen ist ruh.
nur ein hauch davon, blüten.

verbrauchte, gebrauchte:
zwischen den wortscharnieren
werden die schenkelinnenseiten
wund, einen wolf gelaufen.

wenn nicht, dann nicht,
so schwierig ist das.
ich war ’ne seenotkerze, magnesium,
das brennt auf den lippen, magnetisch.


kleine sehnsucht

auf den schwingen einer kleinen sehnsucht
fliege ich zu dir, die flügel breitend,
schmetterling an dir, an deinem duft
und seine nektarfracht nur dir bereitend.

durch die meere meiner finsternis
schwimm’ ich zu dir, mein schiff an deiner küste
landend, denn, wo du bist, finde ich,
was ich auf deine lippen senken müsste.

sag nicht, dass solches wort dich nicht betörte.
denn wenn ich deine ruhe damit störte,
flög’ ich sofort in and’re länder fort.

ich sehnte dennoch immer mich noch dort
nach dir, nach deinem lächeln, deinen augen
und würde meine blüten dir entlauben.


seestück

nehmen wir den herbst in selber weise,
wie wir den sommer fröhlich feierten?
denn unser see liegt immer noch so leise
im licht, in das die wellen breiteten

ein bett aus sonnenblumen uns am ufer.
hörst du die blüten, wie sie zärtlich sprechen?
und wären meine verse nur der rufer,
ich würde dieses schweigen niemals brechen.

sieh uns’ren see, er liegt noch da im nebel.
der winter kommt, dann setzen wir die segel
auf jenen kurs, der uns vereint vielleicht.

ich ruder’ uns noch über diesen weiher,
wo ich dich frag’ und singt dir meine leier:
sag, brechen wir jetzt dieses dünne eis?


zuckerkuchenpferd

ich würde sagen, du bist eine süße,
wenn das nicht nur wie süßholzraspel klänge.
ich würd’ auch sagen: deine schönen füße
geh’n mir nicht weit genug. was ich noch sänge,

wär’ weiterer gesang am hindernis,
das pferde nähmen mit mehr stolz, bravour,
in der dein springer wäre crespa.crisp
und nicht ein staunend gummibärchen nur.

ich würde immer auf des herzchens sprung
noch hoffen, meine augen schließlich schließen
und meine künste stellen ein auf schwung.

was könnt’ ich mehr dabei, als dich verdrießen?
und dennoch würde ich gescheit noch reiten
in deinen sätteln und für dich nur streiten.


licht.ton 6x6

(„if there was a light in the dark, i would ’ve tried to wake you up“ – fool’s garden)

der verzögerungseffekt
einer nachgetragenen liebe
unter der zeitlupe
derart vergrößert,
dass man sich fragt,
wer hier elegisch sei.

es muss nicht, aber
es kann und daher soll es
auch sein, träge
und trügerisch
wie ein blattfall,
wenn es als knäuel im körbchen ist.

wie klosett.poesie,
klaglos kalauernd am
türrand und ornament
aus kot auf der brille.
meine kragenweite,
auch sonntags schön schmutzig.

dazu war ich eher nicht
beschaffen und losmarschiert,
nicht für diesen gangbang,
hier nicht im kugelrund,
immer einen text zu spät
und gleichgezeitendsinnig zu früh.

mach’s licht aus, mach’s
an, schalterbeamtenballett,
gefuchtelt mit der knarre
her oder leben,
welt her oder lieben
oder grabung.

licht wird unten links, dort
wo die ver.zichten kokeln
im aschenbecher
und ach
und so nicht, so schön,
so gar nicht umgarnt.


sternschnuppe

die sterne, heißt es, seien kalt,
es sei denn, deine augen,
dieser winternacht gestalt,
mich des schlafs berauben.

denn was ich darin immer fand:
den glanz, der mich betörte,
meine nacht und dann den rand
deiner blicke störte.

es wäre nur, so heißt es dann,
von jenem nichts zu halten,
den ein solcher liebesbann
ließe heiß erkalten.

als schnuppe sink’ ich zu dir hin
und glühe noch in aschen,
wünsch’ mir was und dir den sinn,
dort mich zu erhaschen.


du L

ich mach’s dem leichten fuß
drei.hundert störrische sekunden.
du wählst die waffen, ich
auch deine sekundanten.

ich schau in kerzen wie in herzen,
mit dem chirurgen.blick.
es wäre nichts darin
als schüchternes verwesen.

und blümchen blüht noch den gemäuern,
no angels im advent!
verzichtest du auf diese steuern?
ich zählte gern darauf.

der countdown, bis ich geh’,
ignition vor der brenner.zeit,
im tunnel, in der hölle,
und richtigstellend das geleit.


alles eine frage der silben

„du bist ein maulwurf an meiner clit“

das leder macht den krach,
es biegt sich, wimmert schwach,
nein, ganz verwackelt lach’

ich gas dir in den mund,
bin eckig, nicht mehr rund
in mitten und gesund.

es wär’ doch nix darin,
wohin ich käme hin,
kein sinn und bart am kinn.

die frage wäre hier
nur eine nach der gier
und nach dem mann im tier.


advent.ure

das abenteuer deines blicks,
wie ölung geht es glätter
mir herunter, wie’s geschick
zählt beschrieb’ne blätter.

dem morgen teuer ist der klick
aus traum, aus schlaf und hafen,
wo ich einlief, stück für stück
rein ins glück wir trafen.

bewege mich darin wie’n graf,
der angebote machte
der comtess und seinem schaf –
agnus dei lachte.

das abenteuer des gebells,
den augenaufschlag dort noch
glatt ins rechte eck des felds,
wo es nach dem wort roch.


cara mia

„handwerker trugen ihn. kein geistlicher hat ihn begleitet.“ (goethe:werther)

ob schöne, holde oder lieb’,
ach cara mia, seufzt’ ich,
wenn ich in die tasten schrieb,
was mir war geläufig.

sonettens überflüss’ger hieb,
der kratzt an meinen wunden.
aber dieses versmaß blieb
dennoch ungeschunden.

o schöne, jamm’re ich nochmal?
ich bleib’ dir ungefunden!
dieser licht erhellten qual
poch’ ich ein sekunden.

und fas’le nichts mehr als von lieb’,
und rede mich so eisern
heiß und heiser, wo den krieg
friedlich wollt’ ich feiern.


noch zu haben

bin noch zu haben. oder sein?
was wär’ ich schon und nicht mehr?
schlüpf’ in honig.häuser rein,
trink’ den nektar – bricht er?

und kotzt er mich noch einmal aus,
den zuckersüßen knaben?
frisst mich leibwärts auf und auf
und ernährt die waben?

bin nur zum bleiben, nicht darin,
ich wüsst’ nicht, wo, in welcher,
wo ich wäre her und hin,
dir nur weh und hechler

und nicht begrenzter grenz.soldat,
der schieß.befehle achtet:
dir hinein und ohne tat,
die mich süßlich schlachtet.


nacht, anrufung

o, nacht, sanfte nichttrösterin,
meine not bestärkend, mich in
meinem nicht aufrechten gang,
in den tag hinein mit wunden.

o, nacht, abendfolgerin, mich
züchtigend, den rausch mir
entsagend, vom deinem thron aus,
dass ich nicht trunken sei von küssen,

o, und nicht „heilignüchtern“ mehr,
überschritten die „hälfte des lebens“
schon so weit und mit flüchtenden zielen,
wo die pfeile nicht hinstreben, auf mich.

o, nacht, spinnenweb, in dem ich gefangen,
mit stricken verbunden die wunde,
einschneidende fleische
und große verluste ...


wirrkopf beim weltretten

im fenster gegenüber
geht eine rothaarige frau
mit engelsschritten
auf nackten schönen füßen über einen sisal.

ich werfe ihr
meine letzte kippe zu
für heute
und mit verve.

schrieb darüber, wie man
die welt rettet, indem
man sich so komplett
scheiternd auf die bühne rettet.

man rettet die welt nicht,
man rettet immer nur sich
selbst und auch das nur mit ringen
unter den augen,

nicht am finger.


an die schöne, zornige frau

(„saying something stupid like i love you“)

du schöne, zornige frau,
wenn du fort bist, dann
sehe ich dich
und sehne mich nach dir.

und wenn du mich wütest,
möchte ich dich küssen,
meine hand dir legen
auf die rosenlippen,

dass du schwiegest
und nicht mehr zürntest,
erloschener vulkan,
in dessen untergrund

noch jenes feuer geht,
das mich verbrennt,
entzündet, kerze ist
an diesem winterabend.


im himmel wie auf erden

„underneath your clothes / there’s an endless story / there’s the man i chose / there’s my territory“ (shakira)

ich bin von angst besetztes territorium,
schlachtfeld von anti.terror.truppen.
ich habe abgenommen
wie der mond zum nicht.mehr.neumond hin.

und drücke mich aus und um alles, was
ich kann, fünfte kolonne
meines landesverrats
meiner landesväter.

ich spreche eine sprache,
die ist muttermundgerecht,
aus lippen, gerötet
vom stift, der streicht

über dunkle schenkel,
schweigen der hämmer,
trauungszeremonie ohne
zeugung.


schneeweißchen & rosenrot

der schnee fällt nicht – mit schüchterner gebärde
sirrt er, mummt sich ein in leichentüchern
und macht sich himmelbetten auf der erde,
liegt dort so rauschlos weiß, so bräutlich nüchtern.

von fahnen sinkt das blut zerschoss’ner pfade,
tropft aus den läufen schneidender gewehre
aus einem kindbettfieber auf die bahre;
ich seh’s ihm an, so leicht, beschwippst von schwere.

auf straßen sieht man hingestreckte schlafen,
fleischlich’ träume auf gebleichten lippen.
an ecken, wo sich liebespaare trafen,

weht’s nun so kalt und weiß getünchte hippen
mähen’s gras dem senser vor die füße.
der nippt daran und schneit aus solcher blüte.


laubgefroscht

limonenduft, ach, giftig grün war sommer
nur eine jener trüg’risch jahreszeiten,
ein abgesang und wichtiger ankommer,
der sollt’ ein liebeslager uns bereiten.

ich war der frosch, den du nicht wachgeküsst.
ich lag versteckt im korb aus kirschenfrüchten.
ich war der, welcher eine fahne hisst
an seinem mast und seltsamen gelüsten.

die mädchen zeigefingern ihre knospen,
als wär’ die rosenblüte längst verblüht,
und flüstern kühl mir ein, was sie mich kosten.

ich zeige dennoch mich so treu bemüht,
der prinz zu sein, den eine rote rose
befreit aus froschverschämter grüner hose.


vorne unten fünf, hinten oben zehn

und wir sinken in die nacht ganz tief,
wo unsre träume sind, die dürren fäden.
wo liefen wir und was lief wieder schief,
wer kaufte uns das ab in welchen läden?

die fenster weit, den rausch doch zu entlassen,
den unser stengel aus dem strohhalm zieht.
wir müssen uns nur mal ein herzchen fassen
zu nennen, was wir nannten ungeliebt.

wir prellen diese zeche und bestellen
noch ein bier und noch ’nen blonden tod,
denn unter uns ist grund, auf uns sind wellen ...

wir dichten abgefloss’nes ohne boot,
die große flut säuft uns nicht übernächtigt
und hat uns rettend nächte lang beschäftigt.


was wie liebe

ich denke an die liebste
und denke lang auf diesem heimweg.
ich denk’ an ihre füße
und mach’ noch einen wein weg.

ich denke mir, was wäre,
und denke das nicht lang’,
denn wenn ich sie beschwere
mit dieser lust von meiner stang’,

verlüstet sie sich eilig.
das will mein heimweg ihr vermeiden,
sie ist mir dazu viel zu heilig,
als dass sie solches müsst’ von mir erleiden.

die verse werden lang und länger,
ich sollt’ mich kurz gewortet hier bescheiden,
zur not auch bang und bänger
als schaf auf ihren weiden.


thema (noch nicht) durch

am abhang, schräg verzichtet
und immer noch geeicht
auf sturm im wasserwaagenglas,
geht mir die muffe mit mir durch.

was ich sprach, was ich gedichtet,
auf trockenböden hab’ gelaicht,
was ich zu spät von dir vergaß,
geht jetzt als kugel durch und durch.

im keller geh’n die schatten wie belichtet
an der wand lang, erster streich:
der zweite ist ein rausch aus gras –
und du, du hungerst mich so aus und durch.


schlafanzüglich

kann ich dafür, dass jeder morgen greift
mich aus pyjamafetzen auf der haut,
dem tuch des schlafs, ach, träumerisch gestreift
posaunen sendet golgatha so laut?

kann ich aus kreuzen streichgeholztes schnitzen,
diese flamme immer noch zu nähren?
darf ich mich glücklich flüchten zu den witzen
und was wie liebe von den lippen schwören?

hier stehe ich am fenster, kann nicht anders,
als hinein zu schauen, statt heraus.
ich sehe dich nicht an und seh’ doch, wann er’s

in wiegen legte, dich auf meine bahre ...
es war erst eben, gestern hier zuhaus’.
kann ich dafür? es ist das schmerzend wahre!


die welt als ...

ich will, und diesen willen
send’ ich dir zu der nacht:
ich will das dürsten stillen,
versenken es im schacht.

ich will zudem verführen
das bett, in dem du liegst,
will ängstlich feuer schüren,
wo du dich schlafend biegst.

ich darf mich nicht bekehren
zu dir und deinem spruch,
in dem du von verwehren
sprichst so von meiner sucht.

denn wo ich lieg’ den gräbern
als tod und was ich hoff’
von himmeln wie von erden
so live und nicht im off,

da ist der lieb’ die sünde,
dem kuss nur die idee,
da zahl’n sich aus die wünsche
im zins als liebesweh.


springer auf g6 ...

und bringe mich hier endlich ganz zur ruh,
in diesem vers, dem letzten vor’m verzichten:
ich halt’ die klappe, halt’ das maul – nur zu!
nur zu! schick nach dem klempner, mich zu dichten!

und lies, o, lies nichts mehr in meinen augen,
schau weg von mir, verstopfe deine löcher,
schlag bretter vor die fenster aller lauben,
dass amors pfeil verwelk’ fortan im köcher!

denn keine spur soll von mir übrig bleiben,
kein ritz in keiner rinde zeugnis geben
von gruben, die ich aushob mir beim schreiben.

der wind soll teilen sich den staub der reben
mit stillen weinen, die darin ertrinken,
wie alles licht vergeh’ im letzten blinken.

(ögyr liest - mp3)


waldbad freundschaft

(for my only foam)

das waldbad „freundschaft“ ist noch nicht geschlossen,
zur eröffnung war der bürgermeister
da und hat davon, was war, gesprochen.
es klang nach überflüss’gem leim, nach kleister.

und doch, wo klebten wir, wenn nicht an uns?
wann mailten wir uns das, was in uns lag
ex post nicht nur, vielmehr als schnelle kunst?
es war, ja, war zur nacht und nie am tag.

im waldbad, wo wir badeten am see
mit freundschaft, die wir jeweils treu begehrten,
mit brettern an den füßen, die den schnee

begleiteten wie wetter rote fahnen –
ein sturm, in dem wir flattern, wie verzehrten
die zunge geht im maul, in das sie kamen.


das vorletzte

gedichte für gedichte, die ich schrieb
fürs letztliche und ewige verzichten,
die galten mir nicht, nur der lieben lieb’,
die meine worte nahmen sich fürs dichten.

ich wollt’ nicht mehr als liederliches singen,
wovon ich nicht zu reden hätt’ gewusst,
wollt’ euch und mich zu salz’gen tränen bringen,
zur mitleidsvollen holden lese.lust.

ich war ein tor darin, verliebter clown,
und goss das blei als kugeln in die wunde.
wer wär’ ich, der sich schießend das vertrau’n

der leserschaft gewänne und die runde
noch machte, wenn er längst im feuchten grabe
geruhte sich zu ändern in der lage?


letzte klicke

das leergut bring’ ich locker um die ecke,
zum supermarkt, in meine küchenschränke,
dass niemand merkt, wie ich verkorkst verrecke
und dass sich zieht das in der nächte länge.

ich klick’ auf meine lieblingspage am abend
so regelmäßig wie die tagesschau,
bin einer jener, die sich tödlich labend
verzieh’n in eingesamten wohnverhau.

und doch, ich bin damit nicht mehr allein,
bin nicht das opfer solcher selbstzerstörung.
die massen gehen wissend in den schrein

aus kriegslust gegenüber der betörung,
allzeit bereit zum schuss ins eigentum
am wunsch, nur noch als selbiges zu ruh’n.

(ögyr liest - mp3)