cut.up - dia(rrhoe) verlinkt

erläuterungen zum projekt MERz.Monstrum cut.up

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Mein Leben?!: ist kein Kontinuum! (nicht bloß durch Tag und Nacht in weiß und schwarze Stücke zerbrochen! Denn auch am Tage ist bei mir der ein Anderer, der zur Bahn geht; im Amt sitzt; büchert; durch Haine stelzt; begattet; schwatzt; schreibt; Tausendsdenker; auseinanderfallender Fächer; der rennt; raucht; kotet; radiohört; "Herr Landrat" sagt: that's me!): ein Tablett voll glitzernder snapshots.

<< (Arno Schmidt: "Aus dem Leben eines Fauns")

 

langewährendes projekt ("längeres gedankenspiel" (arno schmidt)), welches der währenddessen sich ereignende technische fortschritt "zu sich" bringt

etwa vor 10 jahren begann ich mit dem "Collage-Roman MERz Monstrum". ausgehend von bild-collagen aus zeitungs- und illustrierten-fragmenten rankte sich um diese bald ein immer weiter ausufernder textkorpus. waren bei den collagen schere und klebstoff die werkzeuge der dekonstruktionskonstruktion, so war es bei den texten die technik des cut-ups. sprich textmaterial aus verschiedenen entstehungszusammenhängen organisierte SICH (mehr denn, daß (ein) ICH es organisierte) um das gravitationszentrum der collagen.

das projekt habe ich in wechselnden arbeitsphasen immer wieder aufgenommen: durch die zwischen diesen liegenden zum teil großen ZEITstrecken unter verschiedenen prämissen und herangehensweisen - und dadurch auch mit verschiedenen handwerkszeugen. das erlernen neuer handwerklicher fähigkeiten regte oft eine TRANSFORMATION der MERz.Monstrum.projekts in den "webspace" dieser neuen werkzeuge an. als ich mit layoutprogrammen vertraut wurde, layoutete ich das textkorpus. als ich bildverarbeitungsprogramme KANNte, überarbeitete ich die collagen. nun kann ich den HTMLcode. und also muß MERz.Monstrum nunmehr verHTMLt werden.

die HYPER.TEXT.MARKUP.LANGUAGE hat dem projekt jedoch eine neue dimension hinzugefügt. war das layout nur eine VERBESSERTE grafische organisation von texten und collagen, war PhotoShop nur eine VERBESSERTE organisation der bildpixel, so ist HTML ein technischer "skill", der das projekt eigentlich erst "zu sich" und damit qualitativ, statt nur quantitativ voran bringt. ein cut.up.collage-projekt wird in HTML simultan.synchron.interaktiv, während diese, dessen genuine, ihm immer schon immanente eigenschaft auf dem papier nur EMULIERT werden kann. HTML trägt den cut.up.collage-gedanken IN SICH.

arno schmidt hat die diskontinuierliche simultanität des(der) text(e)s bereits in den 60er jahren erkannt. in "Kaff - auch Mare Crisium" verwendete er erstmals eine typographische verBILDlichung der simultanität verschiedener, aber aufeinander bezogener text- und erzählstränge, indem er den text in einer 2-spalten-technik drucken ließ. im spätwerk "Zettels Traum" expandierte er auf drei spalten. james joyce hatte dieses auseinanderfallen des textes, der durch seine dekonstruktion eine neue re-konstruktion durch den leser zuläßt und damit mit dem vorurteil der aufklärung bricht, die welt sei (a) eine ganzheit, (b) erkennbar, (c) damit organisierbar und dadurch (d) verbesserbar, im "Ulysses" noch in den diskontinuitäten des (neu-erfundenen) "stream of consciousness" abzubilden versucht. schmidt ging diesen weg - relativ einsam - weiter: radikal.

meine erfahrung mit text war (ebenso) immer, daß er nicht eigentlich (höchstens vorgeblich) organisierbar ist, sondern sich - bestenfalls - selbst organisiert. cut.up - die vorbilder joyce und schmidt lagen daher nahe. klassische literaturkritik wird in derlei die unfähigkeit zur formung, zum entwurf der welt im text, sehen. nicht ganz zu unrecht, denn mit einigem recht kann man verlangen, daß die KUNSTwelt einigermaßen durchsichtig organisiert ist, nicht zuletzt in opposition zur ganz offensichtlich unorganisierbaren und auch nicht organisationswilligen REALITÄT. virtualität, hyper-strukturen sind somit nicht unproblematisch. doch bilden sie zumindest die verwirrung AN WELT zutreffend ab.

vor diesem (geistesgeschichtlichen) hintergrund (diesen immer vor sich, also erLEBbar habend) ist MERz.Monstrum entstanden. interessiert hat mich bei der verHTMLung ferner das paradox, daß eine sich beinahe jeglicher organisation (modisches stichwort: deregulierung) verweigernde realität eine technik schafft, die vernetzend organisiert, wenn auch nur im space der virtualität.

 

"click on a tile!"

mein erster computer war ein AMIGA 2000. bereits 1986 war damit multitasking (eine konforme abbildung der sich neuformierenden forderung nach FLEXIBILITÄT (sprich gleichzeitiger, obwohl disparater aktion)) möglich. "viel bunt viel klick" befand sich darauf eine EMULATION des "MaJong"-Spiels. am unteren bildrand war die aufforderung zu lesen: "click on a tile!" man sollte auf einen spielstein "klicken", zu dem man das PENDANT suchen sollte. dies gefunden und ebenfalls ANGEKLICKT, verschwanden - wie im MaJong - beide spielsteine. dekonstruktion durch konstruktion vice versa.

HTML funktioniert so ähnlich. du mußt klicken, um aktionen hervorzurufen, das TEXTASY ekstatisch werden zu lassen. in der vorliegenden verHTMLung von MERz.Monstrum mußt du auch KLICKEN (wie überall im www). der text, der mein hirte war, soll nun deiner werden: durch klicks auf durch ROT und UNTERSTREICHUNG markierte textSTELLEN.

du siehst drei FRAMES. links der HAUPTTEXT, rechts das PIXELfenster, unten die cut.up.halde. den haupttext kannst du kontinuierlich lesen - klick auf den SCROLLBAR genügt. die HYPERLINKS jedoch führen von dort zu bildprojektionen im rechten fenster und zu alfagebetsmühlen im unteren fenster. im PIXT, dem pixel"text" rechts kannst du SLIDESHOWen - durch klick auf die vorwärtsenen und rückwärtigen pfeile (projektion & erinnerung). ein klick auf das bild führt zurück zur dazu verLINKten textstelle. die cut.texte im fenster unten (gegebenenfalls scrollen).

es entsteht - so hoffe ich, autor.html.editor - ein geflecht aus HIN&HER, das die cut.up-struktur ERFAHRBAR (weil er-klickbar) wiedergibt.

 

empfehlungen

 

history.flag

 

ögyr: letztes update dieses files: 1999-04-18

--> MERz.Monstrum cut.up V 1.0