assembleART.com

assembleART sind NEMO (aka björn), herlequin (aka patrick) und götz, kieler lyriker mit engem konnex zur hiphop.szene.

assembleART über assambleART:

"assemble ART... wurde zur Welt gebracht von NEMO und herlequin.

assemble ART... ist Kulturarbeit und bündelt kreative Kräfte, um Kunst in Wort, Bild und Ton zu schaffen, Kultur zu produzieren und zu präsentieren.

assemble ART... ist ARTtainment: nicht nur kopflastige, sondern auch konsumierbare Kunst.

assemble ART... sind alle Künstler, die ihre Liebe und Kraft in die Kunst stecken.

assemble ART... ist ein ästhetischer Imperativ."

assembleART veranstaltet innovative lesungen, die lyrik und rap crossovern. ist lyrik rap und ist rap lyrik? wissen wir nicht. aber es sind verwandte WORTGEWALTEN. über WortGewalten 2 schrieb ich in den "kieler nachrichten" vom 03.05.10:

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Herzblut aus Tinte

WortGewalten 2 in der Hansastraße 48: Kiels literarischer Underground brodelt feinsinnig.

„Ich sitze da und texte Nächte lang, das ist ein echter Zwang“, rappt NEMO und gibt einen schonungslosen Einblick in die Textwerkstatt. Nicht anders Schah: „Mein Handwerk ist mein Mundwerk“, auch auf dem Weg zurück aus Grasrauch und Bier in den Schoß der Familie, wo „der Beat“ indes immer noch „melodisch die Dosis zur Metamorphosis steigert“. Die üblichen und einige unübliche Verdächtige der Kieler Rap-Szene reichen bei der zweiten Ausgabe von „WortGewalten“ auf der Hansabühne das Mikro von Hand zu Hand. Doch solcher Staffelstab, zu dem der posende Griff zum „spirituellen Genital“ gehört wie DJ Pin am Plattenpult, erigiert nicht mehr nur zum Stakkato der aggressiven Nummer Sicher von Paarreimkaskaden. Das Herzblut fließt differenzierter in Verse, als man es von Rap-Events kennt, und „WortGewalten“ schielt deutlich auf die heiligere Halle Literatur.

Die seziert Vaterfiguren so sensibel wie Götz Gerhardts elegisch erzähltes „Flashback“. Wird da was zahm? Keine Sorge, die „WortGewalten“ sind immer noch gewaltig und tun dem Wort auch durchaus Gewalt an, ist es nicht willig. Anderles Depressions-Rap etwa ist alles andere als zimperlich. Doch spiegelt er Innenwelten so authentisch nah, dass man erschaudert.

Die Wortgewaltigen wissen, wo der Hammer hängt, nur dreindreschen müssen sie damit nicht mehr. Herlequins „Tod eines Joggers“ kommt daher wie eine expressionistische „kleine Aster“, „kinderaugenblau“ und doch so mörderisch. Tobis Short Story „Zeit“ spielt mit dem nicht gerade originellen Einfall, dass die Zeit in der Außenwelt plötzlich schneller läuft als die im Ich. Aber sie dekliniert das so kurzweilig beschleunigend durch, dass man offenen Mundes staunt, wenn am Ende der Kosmos implodiert und dem zur Ewigkeit verlangsamten Dasein doch noch ein jähes Ende setzt.

Wie machen die Jungs das? Wie nudelt Anis das star-trekig ausgeleierte Thema der „Borg“, ferngesteuerte Maschinenmenschen, dass am Ende eine auf den Punkt genaue Gesellschaftssatire herauskommt? Da weht ein Wind von Meisterschaft, selbst in Albinos brachial zerreimter Reihung von Sprichwortfetzen. Das Herzblut als Tinte zu verwenden, findet auch im Publikum regen Beifall. Literatur, gebetet von Lesepulten wie von pastoralen Kanzeln, hat es bei dieser Klientel gewöhnlich mehr als schwer. Hier flutscht sie, ganz nebenbei gebotschaftet und so attraktiv wie sonst nur ein „fetter“ Hiphop-Beat.

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mr. e, politisches rap.hirn aus kiel, meinte neulich in einem interview (s.u.), sowas sei eventuell schimpfbar als "studenten.hiphop". er grinste. disses sind ja oft auch props. in der "couchzone" kollaboriert mr. e jedenfalls u.a. mit assembleARTist NEMO und schafft was, das ich wenigstens (kopflast.rapper ögyr ;-) für das derzeit innovativste poem.projekt in kiel halte. ich dazu in den KNs vom 03.08.28 und 03.09.01:

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Teamgeist von der Couch

Auf dem Hiphop-Tape „Couchzone“ rappen Kieler Crews Hand in Hand. Am Freitag präsentieren sie es in der Pumpe.

„Ein gewisser Couchfetischismus“ herrscht in der Kieler WG von Nemo und DJ Pin. Wo kein Turntable steht und kein Homerecording-Equipment seinen Kabelwald wuchert, laden die flauschigen Möbel überall ein. Aber darauf wird nicht gefaulenzt, sondern „beim gemeinsamen Chillen“ werden Songideen produziert. Dritter im Bunde der Hiphop-Formation „Teamgeist“ ist Mr. E, „ein Sechstel“ der „Verbalproleten“, die wie unter anderem sAziH, Anderle, Draysta, Kyan und Maurice Tracks zum Tape „Couchzone“ beigetragen haben. Das Line-Up liest sich wie ein Who-is-who der Kieler Hiphop-Szene, hat „zur weiteren Vernetzung beigetragen“ und ist doch weitgehend auf der Couch entstanden.

Sehnsüchtig wartete die Szene im Frühjahr 2002 auf eine Neuauflage des „Starbeat“-Tapes, der ersten Compilation Kieler Rapper. Aber die Community fand sich nur zögerlich zusammen, bis sich „Teamgeist“ entschlossen, „lieber eine eigene Note zu setzen, Beatmaterial hatten wir dafür ausreichend selbst“. Man ging in Nemos Home-Studio, bastelte Monate lang an den Tracks, war aber, als im letzten Herbst alle 23 Songs standen, „noch lange nicht fertig“. Das Abmischen erwies sich als ebenso langwierige wie nochmals höchst kreative Prozedur. Nicht zuletzt wegen des hohen Qualitätsanspruchs des Trios. „Wir wollten nicht nur neue Crewkombinationen schaffen“ – so kollaborieren in der „Couchzone“ zum Beispiel erstmals sAziH und Maurice – „sondern auch einen professionellen Mix hinlegen“. Auch an der Reihenfolge der Tracks wurde lange gefeilt, um einerseits einen dramaturgischen Bogen zu spannen, andererseits beide Seiten des Tapes minutengenau zu füllen.

Vinyl wäre der geeignetste Tonträger gewesen, doch das war für die Selbst-Produzenten, die sich die Finanzierung „aus den Rippen geschnitten“ haben, bei weitem zu teuer. So wich man aufs Band aus, in der Hiphop-Szene „ein gängiges“ und einigermaßen preiswertes Medium. Darauf „gefällt vielleicht nicht jedem alles, aber niemand findet darauf nur etwas, was ihm nicht gefällt“.

Fast schon wieder eine Rap-Zeile, die Nemo da im Gespräch entwickelt. Die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Rapper ist das Pfund, mit dem das Tape „fett“ wuchert. „Der Austausch, die Diskussionen haben uns unheimlich vorangebracht“, sagt Pin und Mr. E ergänzt: „Open minded muss man sein, sonst kann man sowas gar nicht machen.“ So war auch der Disput zwischen Nemo und Mr. E, ob Rap Lyrik sei und ob von Hause aus Lyriker wie Nemo nicht eher „nur Studenten-Rap“ machen, äußerst fruchtbar. Für alle einsichtig, besonders den Hörer, passte ein Gedicht des amerikanischen, in Kiel lebenden Dichters Richard Watts, das Nemo „noch im Rechner“ hatte, perfekt zu einem zurückgelehnten Jazz-Tune – Opener für die B-Seite.

Für solchen Teamgeist der Couchzone-Rapper spricht auch, dass fast alle am Freitag bei der Live-Präsentation in der Pumpe dabei sein werden (21 Uhr, Roter Salon). „Live ist natürlich was anderes als Studio“, wissen die drei, aber Mr. E’s Credo, dass „Rap ein Lebensgefühl“ ist, wird sich dort noch deutlicher zeigen als schon auf dem Tape, das auf einer chilligen Couch geboren wurde.

Das Couchzone-Tape ist für 8 Euro in folgenden Kieler Läden erhältlich: Starbeat, Backspin, Support, Bluebox und First Look, beim Live-Act in der Pumpe oder im Internet unter www.couchzone.net.

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Knautschzone der Reime

Die Couchzone-Rapper machten die Pumpe zur Denkfabrik.

Die Zeiten sind düster und die Wüste aus Konsum schreit nach Reim-Kunst als Knautschzone gegen die Un- und Überfälle des Daseins. Kiel hat zwar Ghettos, aber keine wirklichen Slums, soziale Abstiege hängen über den Mittelklasse-Kids, die auf der am Freitag in der Pumpe präsentierten Compilation „Couchzone“ rappen, allenfalls als Damoklesschwert. So sind sie kaum toughe B-Boys, sondern ihr Hobby ist Denken und ihre Reime manchmal so schwierig wie Lyrik.

Im passend zum Anlass mit Couches, dem bevorzugten Möbel in der Denkfabrik Rap, garnierten Roten Salon lümmeln die Längst-nicht-mehr-Kids und warten auf die Predigt von Mr. E. Er ist der Politiker unter den Couchzone-Rappern. „Das geht raus an alle Gleichgesinnten, die sich zum Kreis verbinden.“ Gegen die Zumutungen von Bush bis Börse „schärft er Rhetorik und die Reime“ gern revolutionär angehaucht, denn „Rap ist meine Vision, meine Mission und auch Revolution“ – aber durchaus kritisch gegenüber gewesenen Utopien: „Sozialismus nannte jeden Glauben Rauschgift und war selbst Religion mit anderer Aufschrift“, reimen er, Albino und Nemo in „Glaube ist Macht“.

Solche Abhandlungen klingen wie aus dem Seminar, in dem auf der Couch philosophiert wird. Auf deren „Sitz hat man im Liegen gebaut“, begegnete „Epik und Slapstick mit Skepsis“, um mit „Traumtänzer“ einen Traktat übers stets wache Schlafen zu verfassen: „Die Einheit des Ortes und die Einheit der Zeit, du bist da, weil du fort bist, doch dein Weg ist noch weit.“ Das mutet wie Sehnsucht an nach so etwas Bürgerlichem wie Geborgenheit, begleitet von ambienten Samples von den Turntables der DJs Mike und Pin. Und vielleicht ist das die Stärke der Knautschzone Hiphop, dass sie die Wissenschaft mit der Kissenschlacht zu verbinden weiß.

Wie bei sAziH, dem „Soldier der Verbalproleten“, ein Schwergewicht der Silbenkaskaden im Storytelling. Lebensecht wirken seine Geschichten, ein rauer Aufschrei und doch tiefsinnig reflektiert. „Laufen und Atmen“ ist nicht nur einer seiner Titel, sondern Programm der atemlos gehechelten Greets und Props an eine Community, die ihre Reime als Selbstverständigung durch die Verse treibt, als gelte es ein Rennen zu gewinnen, an dem man nicht teilnehmen will, weil andere die Spielregeln diktieren.

„Sagt mal bitte Frei-heit!“ skandiert Maurice und das couch-verknautschte Publikum steht plötzlich auf und vor der Bühne zum Fäuste Recken. Der biegsame Kautschuk der Reime hat jetzt Rampenkontakt, die Party geht mit scratchenden Reifen ab. Wo sich die Verbalproleten für ihren Track rar machen, übernimmt kurzerhand Toms das Mikro zum Freestylen mit Maurice und sAziH. „Ich renn’ auf Bühnen und trenn’ die Spreu vom Weizen!“ Der Rote Salon hat seinen Rap-Battle und begeisterte „Props für diese Hiphops“.

--- snap the rap! ---