netzpflege.net

www.netzpflege.net, die netzgalerie für internet.spezifische künstlerische arbeiten, wird von der kieler werbe.agentur HARI.i.PUNKT kuratiert, unter maus.führung des kieler komponisten hauke.harder.

schon die start.seite von netzpflege.net macht deutlich, dass hier die mittel des mediums netz auf einer sehr tiefen, von den browsern meist verschleierten ebene genutzt werden: man sieht einen fast leeren schirm mit leeren frames. dahinter verbergen sich links zu projekten, die das medium auf ironische weise hinter.fragen.

besonders sympathisch: die pflege des fehlers.im.system.

props 2 hauke.harder, HARI.i.PUNKT und den beteiligten künstlern!

check it out! www.netzpflege.net


kn.artikel über netzpflege.net#2 (ögyr.01.08.16)

Der Konzeptkünstler Pfelder fragt bei www.netzpflege.net: „Was erwarten Sie von einer Website?“

Spiel mit dem Fehler im System

Das Wort „Sex“ auf dem Bildschirm zieht den Mauszeiger magnetisch an. Doch wie im wirklichen Leben der virtuellen Sphäre verbirgt sich hinter dem Link statt Trieb-Erfüllung bloß Enttäuschung: Statt Eros flattert der „Error 404“ über den Monitor, „Datei Vorspiel.html wurde nicht gefunden.“ In seinem Projekt Was erwarten Sie von einer Website? bei www.netzpflege.net, der von der Kieler Agentur HARI.i.PUNKT kuratierten „Netzgalerie für Internet-spezifische künstlerische Arbeiten“, hinterfragt der Berliner Konzeptkünstler Pfelder die vielfach hochgespannten Erwartungen an das Netz der Netze. Für Pfelder, der mit seinen Installationen im urbanen Raum versucht, „dass den Leuten etwas Unvermutetes passiert“, ist auch das Internet „ein öffentlicher und sozialer Ort“ und somit Spielfeld für Verwirrungen, die das Spezifische des Mediums gerade in seinen unerwarteten Fehlfunktionen abbilden.

Neben den „missing links“ zum „Thema Nr. 1“ findet der User auch unter Infos nicht das, was er erwartet. Anstelle von Wissenswertem wird er mit zufällig ausgewählten Schlagzeilen gefüttert, unzusammenhängend, schlaglichtartig, wie das Netz eben ist. „Man findet im Internet nur selten das, was man eigentlich sucht“, weiß Pfelder. „Ich halte das Netz für nicht besonders schlau.“

Auch gegenüber der Kunst verhalte sich der Konsument oft nur „abhakend“, suche lediglich nach dem Bekannten. „Dingen mit unvoreingenommener Offenheit zu begegnen, haben viele verlernt.“ Drum findet man unter schöne Bilder ebensolche bunt und ohne vorderhand erkennbaren Zusammenhang zusammengewürfelt, genauso wie unter dem Stichwort Kunst, das zwar Fotos von Pfelders Arbeiten zeigt, die aber nicht ohne Weiteres als „Kunst“ identifizierbar sind.

Sozusagen der Gegenpol, „Fotos von erlkönighafter Unverdorbenheit und Direktheit“ verstecken sich hinter dem Link Autos: Der 10-jährige Sohn eines Bekannten Pfelders hat Sattelschlepper in allen erdenklichen Straßenlagen fotografiert. Kunst ohne künstlerische Erwartung, zum Anklicken, nicht aber einfach abzuhaken.